Nur noch eine Buckelpiste Nur noch eine Buckelpiste: Stadion Rüsternbreite in Köthen ist in einem katastrophalen Zustand

Köthen - Viele Fußballfans werden sich noch daran erinnern. Am 1. September 2017 hatte Fußball-Landesligist Cöthener FC Germania im Landespokal den Regionalligisten Germania Halberstadt zu Gast und unterlag nach guter Leistung mit 0:3. In wenigen Tagen wird der neue Wettbewerb ausgelost.
Es ist nicht undenkbar, dass der CFC wieder ein Heimspiel gegen den Drittligisten Hallescher FC oder Viertligist Halberstadt erhält. Attraktiv! Der Haken: Der Kontrahent würde sich wahrscheinlich weigern, im Stadion an der Rüsternbreite anzutreten. Die Gefahr, dass sich Spieler bereits so früh zu Saisonbeginn ernsthaft verletzen, ist viel zu groß.
Läufer fürchten Verletzungen im Stadion Rüsternbreite
Die Unterspülung des Geländes durch das Schichtenwasser aus dem Wohngebiet Rüsternbreite hat der Laufbahn wie auch dem Platz enorm zugesetzt. Absenkungen, Risse im Tartanbelag und Bodenwellen wohin man nur sieht. Selbst die CFC-Läufer, die dort permanent ihre Runden drehen, sind vorsichtig geworden wegen der Schäden. „Lange geht das nicht mehr gut. Hier muss unbedingt etwas gemacht werden“, monierte Köthens Lauf-Institution Georg Grohmann.
„Zum Glück haben wir nicht die klassischen Stadiondisziplinen in unserem Verein. Und die Athleten um Georg Grohmann sind zumeist auf Straßen unterwegs und weniger auf der Bahn im Stadion. Aber ich möchte mir nicht vorstellen, wie groß der Aufschrei sein würde, wenn ein Läufer dort einmal umknickt und sich alle Bänder reißt“, malt Germania-Präsident Ronald Maaß ein Horrorszenario.
„Die Stadt ist Eigentümer, wir sind der Pächter - jeder würde dann wahrscheinlich versuchen, aus der Verantwortung zu kommen.“ Nach Lage der Dinge würde wohl alles am Verein als Veranstalter hängenbleiben. Das wiederum bedeutet: Egal ob Leichtathleten oder Fußballer, die übergeordneten Verbände würden reagieren und Bahn oder Platz für jegliche Läufe oder Fußballspiele sperren.
Die Laufbahnkurve auf der Seite zum Teich ist bereits 2009 einmal erneuert worden
„Platz und Bahn benötigen dringend eine Instandsetzung“, sagt Maaß. „Das kann unser Verein nicht leisten, das steht auch nicht im Pachtvertrag. Also müsste die Stadt dies veranlassen. Aber eine Schwerpunktsetzung in Sachen Sport gibt es nicht. Mehrmals wurden im Haushalt finanzielle Mittel für die Sportstätte Stadion eingestellt. Aber sie fielen wiederholt der Haushaltskonsolidierung zum Opfer.“
Die Laufbahnkurve auf der Seite zum Teich ist bereits 2009 einmal erneuert worden. Fugen im Tartanbelag zeugen von der Größe der Sanierung. „Fünf, sechs Jahre hat das gehalten. Jetzt ist sie nicht mehr wettkampftauglich. Zumal auch die Kurve hundert Meter weiter Schäden aufweist“, sagt Maaß. Auch auf dem Rasen hat der Germania-Vereinschef auf einer Seite schon einmal Vertiefungen ausbessern lassen. Die ersten Anzeichen, dass sich auch diese Absetzung wiederholt, sind bereits zu sehen.
„Wir sind die einzige Kreisstadt in Sachsen-Anhalt, die noch keinen Kunstrasenplatz für Fußball besitzt“
Köthen und seine Sportstätten: Für Ronald Maaß ergibt sich da ein trauriges Bild. „Wir sind die einzige Kreisstadt in Sachsen-Anhalt, die noch keinen Kunstrasenplatz für Fußball besitzt“, sagt Maaß. Allein fünf kann er in der Bitterfelder Region mit Bitterfeld, Wolfen, Thalheim und zwei Plätzen in Sandersdorf aufzählen. „Der nächste entsteht gerade in Zörbig. Hier in Köthen gibt es nur einen Kunstrasenplatz für die Hockeyspieler des CHC 02.“
Im Bereich des Stadions an der Rüsternbreite macht der Bau eines Kunstrasenplatzes, für den Kosten ab 400.000 Euro eingeplant werden müssen, keinen Sinn. Allein die dort stehenden Linden mit Blüten, Früchten und Blättern würden für eine Verunreinigung des Platzes über das gesamte Jahr sorgen. Eine kostenintensive Pflege wäre nötig. Und die Germanen haben jetzt schon so ihre Sorgen mit dem Geld. „Alle Kosten sind seit den 90er Jahren gestiegen. Die Betriebskostenzuschüsse, die wir als Verein erhalten, reichen hinten und vorne nicht mehr aus“, sagt Maaß.
Und wie kommt man nun aus diesem Dilemma heraus? „Wir brauchen einen großen Runden Tisch zur Sportstättenentwicklung. Wir müssen diskutieren und Schwerpunkte setzen“, sagt Maaß. „Das Gießkannenprinzip ist keine Lösung für dieses Problem.“ (mz)
Das Stadion hat bereits satte 90 Jahre auf dem Buckel. Es wurde 1928 auf dem Gelände einer alten Ziegelei errichtet. 1954 wurde es für zwei Jahre komplett gesperrt, weil der Boden sich bis zu 65 Zentimeter gesetzt hatte. Im Jahr 2001 hatte die alte Aschenbahn ausgedient und wurde durch eine Tartanbahn ersetzt.
An der Rüsternbreite trägt Fußball-Landesligist CFC Germania seine Punkt- und Pokalspiele aus. Zudem wird die Arena durch den Schul- und Freizeitsport rege genutzt. Vor drei Jahren fanden auf der Tartanbahn noch die Landesmeisterschaften von Sachsen-Anhalt im 10.000-Meter-Lauf statt.
Das Stadion bietet laut Angabe auf der vereinseigenen Internetseite Platz für 6.500 Zuschauer. Zum Stadion mit Rasenplatz und Tartanbahn gehören noch eine Flutlichtanlage, ein Rasen-Nebenplatz, eine Beachvolleyball-Feld, ein Schachfeld sowie diverse Kinderspielgeräte.
Der Zuschauer-Rekord datiert aus dem Jahr 1962. Damals durften 7.000 Zuschauer das prestigeträchtige Fußball-Derby zwischen Motor Köthen und Motor Dessau miterleben.
