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Millimeterarbeit in Köthen Millimeterarbeit in Köthen: Tonnenschwerer Transformator zieht um

Von helmut dawal 17.08.2015, 19:22

Köthen - Wer regelmäßig von Köthen über die B 185 in Richtung Dessau fährt, wird es sicher schon bemerkt haben: Im Umspannwerk Köthen/Nord am Ortsausgang in Richtung Porst tut sich einiges. Firmenfahrzeuge stehen auf dem Gelände, Männer mit Schutzhelmen sind zu sehen. Das Umspannwerk ist gegenwärtig eine Großbaustelle: die Schnittstelle für die regionale Energieversorgung, in der die Umwandlung des elektrischen Stroms von 110 Kilovolt Hochspannung auf 15.000 Volt Mittelspannung erfolgt, wird komplett erneuert.

Mit den Arbeiten begonnen wurde bereits im Sommer vergangenen Jahres. „Das neue Mittelspannungsschalthaus ist bereits fertig“, gab Ralf Hobusch, Mitarbeiter beim Projektmanagement Hochspannung der Mitnetz Strom GmbH, einen Überblick über den Stand der Arbeiten. Auch die neue Mittelspannungsschaltanlage steht bereits. Verlegt wurden zudem neue Mittelspannungskabel.

Der Montag nun war ein besonderer Tag. Auf dem Tagespensum der Spezialisten stand die Umsetzung des ersten von insgesamt drei Großtransformatoren auf seinen neuen Standort. Die Entfernung vom alten zum neuen Fundament war marginal, schätzungsweise 30 Meter. „Doch transportieren Sie mal einen 100 Tonnen schweren Koloss. Das braucht viel Vorbereitung und muss dann sehr vorsichtig erfolgen, damit der Trafo keinen Schaden erleidet“, sagte Ralf Hobusch.

Fracht rückwärts transportiert

Schon am frühen Morgen begannen die Vorbereitungen für den Umzug. Dazu brachten Mitarbeiter der Firma Schmidbauer aus Regensburg, die Spezialtransporte ausführt, den Tieflader am Trafo mit der Nummer 101 in Stellung. Konkret handelt es sich um einen Tiefbettwagen, der in der Höhe variabel ist. Auf diesen Transportwagen wurde der auf Schienen stehende Trafo gerollt und fest verzurrt.

Doch einfach nur die paar Meter weiter fahren und dann den Trafo auf sein neues Fundament schieben, war nicht drin. Der Spezialtransporter musste wenden, rangierte dazu kurz auf die Bundesstraße 185 und bugsierte seine schwergewichtige Fracht rückwärts zum neuen Standort. „Es hat alles reibungslos geklappt“, freute sich Dirk Keuerleber, der Projektverantwortliche für die Erneuerung des Umspannwerkes. Nach der Umsetzung erfolgt in den nächsten zwei Tagen der Anschluss des Trafos. „Und am Donnerstag können wir ihn dann wieder in Betrieb nehmen.“

Am Umspannwerk Köthen-Nord hängt ein Mittelspannungsnetz, das im Norden bis nach Diebzig, im Osten bis nach Libbesdorf und im Süden bis nach Repau und Meilendorf reicht. Insgesamt umfasst dieses Mittelspannungsnetz 232 Kilometer. In das Netz eingebunden sind 233 Transformatoren-Stationen.

Stromkunden nicht betroffen

Die Stromkunden haben von der Aktion nichts mitbekommen, die Stromversorgung erfolgte ohne Unterbrechung. „Das gilt für die gesamte Baumaßnahme am Umspannwerk Köthen“, informierte Ralf Hobusch. Die Versorgung der Kunden habe Vorrang, die Bauarbeiten erfolgen bei laufendem Betrieb des Umspannwerkes.

Die Erneuerung des Umspannwerkes Köthen-Nord hat zum Ziel, die Anlagen an den aktuellen Stand der Technik anzupassen und damit auch eine reibungslose Stromeinspeisung aus erneuerbaren Energien zu gewährleisten. Nicht zuletzt hat auch der Zahn der Zeit am Umspannwerk genagt. Es wurde im Jahr 1982 errichtet. An den Stahlteilen, an den Baukörpern und an den Fundamenten sind aber schon Mängel zu verzeichnen. Die Entscheidung für einen Ersatzneubau wurde getroffen, weil sich eine Sanierung als zu aufwendig herausgestellt hatte.

Die Aktion am Montag wird sich noch zweimal wiederholen. Im November soll der Trafo Nummer 102 umgesetzt werden und im nächsten Jahr dann der Trafo Nummer 103. „Sukzessive erfolgen dann die weiteren Baumaßnahmen, werden die alten Trafo-Fundamente zurückgebaut“, kündigte Dirk Keuerleber an. Zudem werden Leistungsschalter, Wandler und Trenner zurückgebaut und erneuert. Und je nach Baufortschritt werde die Schalt- und Wartentechnik abgelöst. Die Gesamtkosten für die Erneuerung des Umspannwerkes belaufen sich auf rund 4,8 Millionen Euro. (mz)

Auf der B185 musste der Schwertransporter mit dem Großtransformator an Bord wenden.
Auf der B185 musste der Schwertransporter mit dem Großtransformator an Bord wenden.
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Elektromonteur Sven Mahler überprüft die neuen Isolatoren.
Elektromonteur Sven Mahler überprüft die neuen Isolatoren.
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