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Marktschreier in Köthen Marktschreier in Köthen: Einkaufen mal anders

Von Luisa Peine 25.10.2013, 19:44
Bei den Marktschreiertagen bietet Käse-Rosi ihre Waren an. Dieter Rödiger und Monika Wolter probieren.
Bei den Marktschreiertagen bietet Käse-Rosi ihre Waren an. Dieter Rödiger und Monika Wolter probieren. Ute Niklisch Lizenz

köthen/MZ - Manch einer wird sich am Freitag gewundert haben beim Spaziergang durch die Köthener Innenstadt, warum so viel Trubel auf dem Marktplatz herrschte. Und woher wohl die ganzen Stimmen kommen mögen? Gewiss, überhören konnte man Käse-Rosi, Nudel-Antonio und Co. sicher nicht. Was sie gemein haben: Allesamt sind Marktschreier mit Leib und Seele.

Anders als an anderen Markttagen brachten die Männer und Frauen ihre Ware direkt aus dem Lkw heraus an die Kundschaft. Pasta in allen Variationen, Wurst aus Italien, Käse, Gebäck, Rot- und Weißwein, Kaffee und natürlich Obst und Gemüse - für jeden war etwas dabei. Dieses vielseitige Sortiment in Kombination mit der lauthalsen Preisung der Ware zog viele neugierige und kauflustige Köthener an die Wagen heran. „Wenn es nach mir ginge, könnte das öfter mal hier in Köthen stattfinden“, meinte Katrin Luther. Derselben Meinung waren auch Jessica Köhler und Ronny Günther. „Es ist richtig praktisch so einzukaufen. Viel entspannter, und man spart sich die lästige Packerei und die Wartezeit an den Kassen“, meinte der 33-Jährige.

„Was darf es denn für dich sein, mein Engel?“, lockte Rosemarie El Khouri alias Käse-Rosi die Rentnerin Gerlinde Kümmel an. Feiner italienischer Hartkäse war das Objekt der Begierde. „Ich bin eigentlich kein Freund von Marktschreiern“, gab die Köthenerin zu, „aber manchmal haben sie doch sehr gute Produkte dabei, die es so selten im Laden zu kaufen gibt.“ Und das ein oder andere Schnäppchen sei auch schon mal mit dabei, wusste sie.

Dass die offensive Verkaufsstrategie Früchte trägt, zeigte sich an Monika Wolter. Rosi pries selbstbewusst ihre Produkte an und machte sie ihrer Kundin mit viel Charme und Witz schmackhaft „Ich hatte davon in der Zeitung gelesen und dachte mir: Guck ich mal vorbei“, erzählte die 53-jährige Mitarbeiterin in einem Pflegeheim. Auch sie war sehr zufrieden mit ihrem Einkauf bei Käse-Rosi. Diese stammt aus Berlin und man merkte ihr an, dass sie den Job nicht erst seit gestern macht. „Vor achtzehn Jahren hab ich damit angefangen“, meinte Käse-Rosi in einem ruhigen Moment. Die Arbeit mache ihr immer noch viel Spaß. „Als Marktschreier muss man spontan und witzig sein, ansonsten wird das nichts“, gab die Verkäuferin zu verstehen.

Genau diese Eigenschaften zeichnen auch Antonia aus, die Nudeln, Gebäck, Kaffee und Wein unter die Leute brachte. Ohne Berührungsängste und aufgeschlossen hatte sie immer einen lockeren Spruch auf den Lippen. „Ihr wollt was Süßes? Na dann müsst ihr mich mitnehmen“, scherzte sie mit den Kunden, ehe sie allerlei Süßkram in das Körbchen verstaute. Ab und an landete auch mal ein kleines Geschenk darin. Auch die Berlinerin ist überzeugt: „Für diesen Beruf muss man geboren sein. Und man braucht einen sehr großen Wortschatz.“