Läufer aus Leidenschaft Läufer aus Leidenschaft: Mathias Zemski aus Köthen bestreitet Wettkämpfe an Großglockner & co.

Köthen - Eigentlich haben wettkampfmäßige Laufwettbewerbe nur ein Ziel: Der Schnellste muss als Erster ins Ziel kommen. So ist das auch beim Großglockner Berglauf in Österreich, einer Tortur über 13 Kilometer mit maximal 20 Prozent Steigung und der Überwindung von 1.247 Höhenmetern - vergleichbar mit der Ankunft der Radprofis bei der Tour de France in L’Alpe d’Huez. Tatsächlich, den Großglockner hinauf gibt es Schilder mit der solch einem Wettbewerb widersprechenden Aufschrift: Überholen verboten!
„Ich habe überholt. Aber wer diese Weisung missachtet, muss genau wissen, was er tut. Wenn es schiefgeht, droht das Krankenhaus.“ Das sagt Mathias Zemski, der ehemalige Profiboxer, der sich nach seinem Abschied aus dem Kampfsport im Dezember 2015 heute dem Laufen und ab und an auch mal dem Radsport oder Triathlon widmet. „Die Pfade bei diesem Crosslauf sind so schmal, dass man beim Überholen durch Vertreten oder einen Rempler eines anderen Läufers leicht stürzen kann. Und dann ist es vorbei mit dem Mythos Großglockner.“
„Es ist der Mythos, der mich antreibt“
Zweimal ist der 33-Jährige dort schon hinauf gelaufen, nachdem er im Jahr 2016 bei einer Radtour von Zell am See auf den gleichen Berg auf den Geschmack gekommen war. 2017 in 2:06:22 Stunden als 534. und vor wenigen Wochen in 2:03:17 Stunden als 461. von 1.200 Läufern. „Eigentlich wollte ich unter zwei Stunden laufen. Aber eben gerade diese engen Stellen sind es, an denen sich die Läufer mitunter stauen und dann alles nur im Schritttempo nach oben geht“, erzählt er.
Aber wenn es auch manchmal nur im Schritttempo geht, bleibt die Tour auf den höchsten Berg Österreichs eine Tortur. „Es ist der Mythos, der mich antreibt. Wenn du aus Heiligenblut hinaus läufst und sich mit jedem Schritt vor dir umso mehr das Alpenmassiv aufbaut und du mitten hindurch jenen Berg siehst, auf dem du zwei Stunden später stehen wirst, dann denkst du an nichts anderes mehr. Dann willst du hinauf“, versucht Zemski seine Motivation zu beschreiben.
Bei jedem Schritt muss Zemski höllisch aufpassen, um nicht zu stürzen
Bei Temperaturen zwischen 15 und 17 Grad gestartet, fängt es unterwegs an, gnadenlos zu regnen. Bei jedem Schritt muss Zemski höllisch aufpassen, um nicht zu stürzen. Doch der Zieleinlauf bei Sonnenschein und 20 Grad entschädigt. Und dennoch: „Wenn ich oben stehe, dann frage ich mich, warum machst du das?“
Der Großglockner Berglauf war der zweite von drei Höhepunkten des Mathias Zemski in diesem Jahr. Im Mai hat er den Halbmarathon beim Rennsteiglauf absolviert und kam in 1:48:01 Stunden als 602. von 8.000 Läufern ins Ziel. Danach folgte das Abenteuer in Österreich. Am 16. September geht’s zum Berlin-Marathon.
Trainingspensum von 60 bis 80 Kilometern pro Woche
Zwölf Wochen lang bereitet er sich auf diesen Start vor, mit einem Trainingspensum von 60 bis 80 Kilometern pro Woche. „Ohne die Unterstützung meiner Sponsoren von der Alten Fabrik Köthen, der Firma FHS Brehna und der Jukebox 25 Sandersdorf sowie das Verständnis meiner Freundin Stefanie und Tochter Nele wäre das nicht möglich“, sagt Mathias Zemski.
Doch vorerst kann er sich ein Leben ohne das Laufen noch nicht vorstellen. „Vielleicht einmal wenn ich älter als 40 bin. Aber bis dahin will ich mir noch einen Traum erfüllen: den New-York-Marathon.“ Der Start in den Staaten würde aktuell sein Jahresbudget von etwa 3.000 Euro, das er in sein Hobby investiert, verschlingen. (mz)