Langersehntes Geschenk Langersehntes Geschenk: 15 Jahre lang suchten Radegaster nach besonderer Fälschung
Radegast/Dessau - Gerd Teuchler kann es immer noch nicht so recht glauben. 15 Jahre lang hat er nach einer Fälschung des Preußischen Silbergroschens gesucht - jener Münze, die der Radegaster Falschmünzer, ein Apotheker namens Ziervogel, in den 1780er Jahren zu hunderten fälschte. 15 Jahre lang sprach Teuchler mit Experten, machte sich auch im Internet schlau - nichts.
Doch nun hat die Radegaster Falschmünzerei im Haus des Heimat- und Trachtenvereins, für die Teuchler aktiv ist, tatsächlich einen solchen Groschen geschenkt bekommen. Einen echten falschen. Und der Radegaster ist zutiefst dankbar für dieses Geschenk. „Für uns ist das unheimlich wertvoll“, betont der 73-Jährige.
Der Schenkende kommt aus Dessau. Lutz Böhme hatte Teuchler im Rathauscenter kennengelernt, als dieser an einem Stand über die Radegaster Falschmünzerei informierte. Böhme selbst interessiert sich sehr für anhaltische Münzen, schaute wenige Tage später im Internet, ob im Auktionsportal ebay etwas Interessantes angeboten wurde. Und fand einen Preußischen Silbergroschen. Einen, dem man mit ein wenig Fachkenntnis ansehen konnte, dass er wohl nicht echt war.
Die Fälschung besteht im Inneren aus Kupfer statt Silber
Die Radegaster Fälschungen bestanden im Gegensatz zu den Originalen nämlich nicht aus Silber, sondern größtenteils aus Kupfer und waren lediglich mit Silber überzogen. „Und bei dieser Münze konnte man das Kupfer im Kern schon erahnen“, so Böhme. Kurzerhand kaufte er die Münze. Zu welchem Preis, dazu will der Dessauer lieber schweigen. Er nahm Kontakt zu Teuchler auf.
„Ich war am Anfang skeptisch. Wir hatten solange gesucht, zwischenzeitlich fast aufgegeben und jetzt sollte eine Fälschung aufgetaucht sein?“ Gerd Teuchler hatte seine Zweifel.
Die jedoch wurden ausgeräumt durch die Expertise einer Leipziger Münzhandlung, in der Böhme das gute Stück begutachten ließ. Das Ergebnis: Es handelt sich tatsächlich um eine zeitgenössische Fälschung. Ob sie allerdings in Radegast geprägt wurde, sei nicht sicher, so die Expertin.
Die Fälschung ist schwerer zu finden als ein Original-Groschen aus dieser Zeit
Teuchler dafür ist sich sicher. „Es gab zu der Zeit keine anderen Fälscher, die den Preußischen Silbergroschen kopierten.“ Die Münze stamme sicher aus Radegast, gefälscht im Jahre 1783 vom Apotheker Ziervogel.
In Radegast stellte man auch selbst Untersuchungen zu dem wertvollen Geschenk an. Man verglich sein Gewicht mit dem eines Original-Groschens. Da es dabei um Hundertstel Gramm geht, war eine normale Küchenwaage für diese Aufgabe ungeeignet. Mit der Waage aus der Löwenapotheke habe man dann die Münzen verglichen, so Teuchler. „Es war toll, dass die Apotheke uns da geholfen hat.“ Das Ergebnis: Der Originalgroschen wiegt 2,0083 Gramm. Die Fälschung 2,0712 Gramm.
Nun war sich auch Teuchler endgültig sicher. „Die Münze ist das, was wir gesucht haben.“ Sie ist echt, echt gefälscht. Und als Fälschung für Radegast wertvoller, schwerer zu finden als ein Original-Groschen aus dieser Zeit.
Der Falschmünzer kam in ein hallesches Gefängnis und wurde schließlich 1787 hingerichtet
Für einen solchen Groschen, berichtet Teuchler, habe man damals zwei Maß Bier bekommen. Und Ziervogel habe über 1.000 dieser Münzen gefälscht. „Dafür musste ein Handwerker ungefähr vier Jahre lang arbeiten.“ 24 solcher Groschen ergaben einen Silbertaler. Letzten Endes aber folg der Schwindel auf.
Der Falschmünzer kam in ein hallesches Gefängnis und wurde schließlich 1787 hingerichtet. Dem Schmied, der für Ziervogel das Prägewerkzeug hergestellt haben soll, habe man zur Strafe eine Hand abgehackt, fügt Teuchler an.
In der heutigen Falschmünzerei an der Walther-Rathenau-Straße kann Teuchler übrigens selbst Groschen aus den 1780er Jahren herstellen, die entsprechende Presse und das Prägewerkzeug hat er. „Unsere Münzen haben aber einen Durchmesser von 30 Millimetern, die damaligen 20 Millimeter.“
Der gefälschte Groschen soll nun einen Ehrenplatz erhalten. Zusammen mit dem Original und der Leipziger Expertise in einem kleinen Museumsrahmen. Lutz Böhme seinerseits freut sich, den Radegastern eine Freude gemacht zu haben. „Es war ein kurzfristiger Entschluss und ich denke, hier ist die Münze sehr gut aufgehoben.“ (mz)