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Köthen Köthen: Warnstreik bei Tönsmeier Entsorgung

Von HELMUT DAWAL 04.11.2009, 07:18
Mit einem Fahrzeug von Tönsmeier Entsorgung wird eine Abfalltonne entleert. (Archivfoto: Engelbert Pülicher)
Mit einem Fahrzeug von Tönsmeier Entsorgung wird eine Abfalltonne entleert. (Archivfoto: Engelbert Pülicher) CARDO

Köthen/MZ. - Das teilte Boris Ziegler, Pressesprecher der in Porta Westfalica ansässigen Tönsmeier-Gruppe, der MZ mit.

Laut Ziegler hatten die Mitarbeiter von 6.30 bis acht Uhr die Arbeit niedergelegt. Das hatte nach seinen Angaben Verzögerungen bei den Entsorgungstouren zur Folge. Von welchem Ausmaß die Verzögerungen waren, konnte Ziegler nicht konkret sagen. "Abschließend ist diese Frage erst am Donnerstag zu beantworten", teilte er mit.

Die Geschäftsführung und der Gesamtbetriebsrat der Tönsmeier-Gruppe reagierten auf die zeitlich befristete Arbeitsniederlegung

"überrascht und irritiert", berichtete Ziegler "Der Streik konterkariert das Bemühen der Arbeitgeberseite, gemeinsam mit der Belegschaft eine für alle Seiten tragfähige Lösung zu entwickeln", äußerte er.

Die Tönsmeier-Gruppe, die in Sachsen-Anhalt nach eigenen Angaben neun Standorte mit rund 400 Mitarbeitern betreibt, habe die kommunale Gesellschaft für Abfallentsorgung Köthen (GfA) 2005 erworben und privatisiert. Alle übernommenen Beschäftigten arbeiten laut Pressemitteilung bis heute nach den Regelungen des Tarifvertrages für den öffentlichen Dienst und haben seither alle tariflichen Lohnerhöhungen erhalten. "Das soll auch weiterhin so bleiben", betonte Ralf-Udo Heitmann, der Leiter der Personalorganisation bei Tönsmeier. "Bislang wurde keinem Mitarbeiter gekündigt oder der Lohn gekürzt. Allerdings sind wir in Köthen dringend auf marktübliche Arbeitszeiten angewiesen."

Was unter "marktüblichen Arbeitszeiten" zu verstehen ist, erklärte Pressesprecher Ziegler. Das Abfallaufkommen der Bürger unterliege starken saisonalen Schwankungen, derzeit müsse beispielsweise viel Grünschnitt entsorgt werden. "Das erfordert von allen Entsorgungsunternehmen einen zeitlich flexiblen Einsatz der Arbeitskräfte", sagte Ziegler.

Um diese Flexibilität geht es offensichtlich auch in den Verhandlungen mit den Köthener Beschäftigten. Laut Aussage von Gesamtbetriebsrat Jürgen Stockmann gehe es darum, den derzeit verhandelten Tarifvertrag "zügig um eine entsprechende Betriebsvereinbarung zu ergänzen". Er erwarte dazu "die Unterstützung von der Arbeitgeberseite, die mir schon ihre Bereitschaft zu einer schnellen und gütlichen Einigung zugesagt hat". Zugleich erwarte er aber auch ein "gewisses Entgegenkommen seitens der Kolleginnen und Kollegen. Flexible Arbeitszeitregelungen sind in Anbetracht der wirtschaftlichen Situation schließlich in der gesamten Branche gang und gäbe."

Welche Sicht die Gewerkschaft ver.di auf das Problem hat, konnte Mittwoch nicht geklärt werden. Die MZ erhielt erst am Nachmittag Kenntnis von dem Streik, so dass weder ein Gewerkschaftsvertreter noch ein am Streik beteiligter Mitarbeiter befragt werden konnten.

Die familiengeführte Tönsmeier-Gruppe ist mit einer breiten Leistungspalette europaweit als Entsorgungsunternehmen tätig. Rund 2 900 Mitarbeiter betreuen nach Unternehmensangaben mit 900 Fahrzeugen kommunale Auftraggeber, duale Systemträger und Kunden aus Industrie und Gewerbe.