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Köthen Köthen: Tanzen und singen, springen und fliegen

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 14.12.2010, 17:54

KÖTHEN/MZ. - Regina Baufeld wirft einen Blick auf die Uhr: "Mal sehen, ob alle kommen", sagt sie. Bei dem Wetter da draußen würde sich die Musiklehrerin nicht wundern, wenn einige der Eltern mit ihren Kindern diesmal lieber zu Hause bleiben würden.

Aber sie hat sich getäuscht. Die kleine Runde im Saal der Köthener Musikschule füllt sich noch in letzter Minute. Lenia, Pius, Marie, Benjamin, Johanna und die anderen sind mit ihren Eltern oder Großeltern zur Eltern-Kind-Gruppe gekommen, wie jeden Freitag um 15.15 Uhr. Die Ein- bis Zweijährigen haben keinerlei Berührungsängste, aber ein recht unterschiedliches Temperament. Manche nehmen brav neben Mutter, Vater oder Opa Platz, andere wollen erst noch ein wenig herumtollen.

Regina Baufeld ergreift ihre Gitarre und singt: "Hallo Greta, ich wünsch' dir ganz viel Spaß." So wird jedes Kind in der Runde begrüßt und darf sich etwas wünschen. Zum Beispiel, ob es lieber winken, klatschen, patschen oder stampfen möchte. "Emil möchte am liebsten stampfen", hilft der Vater aus, als die Reihe an seinen Sohn kommt. Wer als nächster drankommt, bestimmen die Kinder selbst, indem sie eine Rassel weiterreichen.

Manche mögen aber gar nicht so lange warten und holen sich das Musikinstrument selbst, was die Eltern und Großeltern in der Runde zum Schmunzeln veranlasst.

Mit viel Musik und Gesang nimmt der frühkindliche Musikunterricht seinen Lauf. Lehrerin Regina Baufeld wechselt die Instrumente. Nun sitzt sie am Klavier und lässt die Mädchen und Jungen mit ihren Angehörigen schaukeln, tanzen, springen und fliegen. Das macht allen tüchtigen Spaß.

Monika Hartung, die Oma der zweijährigen Lenia, die gerade aus Dresden zu Besuch ist, sieht sich das bunte Treiben an und ist begeistert: "Ich finde das einfach schön", sagt sie, "ich bin selbst Erzieherin und weiß, wie wichtig die musikalische Bildung ist." In ihrer Familie werde daher auch viel gesungen und musiziert.

Bernd Mitter aus Köthen nimmt mit seiner Enkelin Greta an der Gruppe teil und hat offenbar Freude daran. Weil Greta noch ein Brüderchen bekommen soll, könne die Mutti derzeit nicht an der Eltern-Kind-Gruppe teilnehmen, erzählt der Großvater.

Peggy Schuhmann aus Edderitz ist mit der zweieinhalbjährigen Marie zum Unterricht an die Köthener Musikschule gekommen. Seit September nehmen die beiden daran teil. Die Mutter-Kind-Beziehung sei in dieser Zeit noch einmal besonders eng geworden, erzählt die junge Frau. Marie singt und tanzt gern, Musik spiele auch zu Hause eine große Rolle. Das zeigt sich auch daran, dass die vierjährige Schwester Natalie ebenfalls zu Regina Baufeld in eine Gruppe geht, die gleich im Anschluss beginnt. "Das macht sie schon ganz allein", erzählt die Mutter.

Und auch die Kleinen haben schon einiges gelernt. Nach dem "Unterricht" räumen sie ihre Instrumente, die Glöckchen, ordentlich in einen Korb, den ihnen Regina Baufeld hinhält.

Seit zwölf Jahren leitet die Musikpädagogin die Eltern-Kind-Gruppen, die von einigen Kindern bis zum frühen Schulalter besucht werden. "Ganz viele", trifft Regina Baufeld später als Schüler der Musikschule wieder. "Das sind fast 100 Prozent". Eines der ersten Kinder in der Eltern-Kind-Gruppe sei übrigens der heute 13-jährige Tim Gerngroß gewesen, der sich in diesem Jahr bei seiner Teilnahme am Violinförderwettbewerb der Ostdeutschen Sparkassenstiftung im November die Meistergeige erspielte. Unterstützt wurde er dabei am Klavier durch seinen großen Bruder Nick.

Worin sieht Regina Baufeld die Vorteile der Eltern-Kind-Gruppe? "Die Kinder lernen das genaue Hinhören, Beobachten, gefördert werden Spontanität und Phantasie bis hin zur Sprachentwicklung" zählt die Musikpädagogin einige Beispiele auf. "Babys und Kleinkinder gewinnen Vertrauen durch sich ständig wiederholende Ereignisse. Immer wiederkehrende Abläufe und viele Wiederholungen helfen den Kindern", sagt sie. Daher gebe es immer das gleiche Begrüßungs- und Abschiedsritual in der Gruppe.

Nur eines wird sich in Kürze ändern: Mit dem Umzug der Musikschule in den umgebauten Dachstuhl des Marstalles, wird auch die Eltern-Kind-Gruppe einen neuen Musiksaal bekommen. Eine solche Veränderung nehmen aber alle gern in Kauf.