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Köthen Köthen: Eine Auszeit vom Alltagsmarathon

Von STEFANIE GREINER 25.10.2009, 19:56

KÖTHEN/MZ. - Die dreifache Mutter ist Mitarbeiterin der Berliner Stadtmission. Sie weiß, wie anstrengend der alltägliche Marathon zwischen Beruf und Familie sein kann. "Frauen können unglaublich viel leisten", ist die studierte Politologin überzeugt. Dies bringe jedoch auch eine enorme Belastung mit sich. Ein Überdenken des eigenen Lebensstils sei oftmals ratsam. "Veränderung heißt auch, dass ich meine Schattenseiten kenne", weiß die Berlinerin.

Am Samstagvormittag war sie zu Gast beim traditionellen Frauenfrühstückstreffen in der Mensa der Fachhochschule. "Ich möchte Mut machen, auf die eigene Lebenssituation zu gucken", verdeutlichte Anneke Pilgrimm. Sie hielt einen einstündigen Vortrag zum Thema "Ich muss nicht so bleiben, wie ich bin - Veränderung ist möglich". Gewohnheiten des Alltags verglich die Referentin mit alten, bequemen Jacken. "Ich bin unentbehrlich" und "Ich kann nicht nein sagen" waren zwei davon. Diese Gedanken seien charakteristisch für Frauen. Ihr Bestreben, alles zu schaffen, könne zu Erschöpfung und Verzweiflung führen.

"Oft spüren wir, dass wir ein Verhalten haben, das uns nicht gut tut", hob die Berlinerin hervor. Spätestens dann müsse sich etwas ändern. "Das ist manchmal echt ein schwieriger Weg", bemerkte Anneke Pilgrimm. Sie gab den Frauen wichtige Tipps. "Veränderung geschieht nur, wenn Sie sagen: Dann versuche ich es einfach", betonte die Referentin. Was könne schon passieren, wenn man ab und zu eine Gefälligkeit ausschlage? Frauen sollten lernen, auch einmal "nein" zu sagen. Unnötiges Kopfzerbrechen müsse bei Seite gelegt werden.

"Stecken Sie sich realistische Ziele", riet die Berlinerin. Nur so sei es möglich, den stressigen Alltag zu bewältigen. "Bestimmte Dinge kann man ändern, aber man wird kein neuer Mensch", verdeutlichte Anneke Pilgrimm.

"Das war ein sehr schöner Vortrag", freute sich Gisa Pawlak aus Görzig. Einige Verhaltensmuster kenne sie aus ihrem eigenen Alltag. Mit den angesprochenen "Jacken" konnten sich auch Inge Engel und Elise Lärtz aus Cörmigk identifizieren. Gröbzigerin Anni Harth war so beeindruckt, dass sie sich einen CD-Mitschnitt des Referates bestellte. Die vier Frauen waren nicht zum ersten Mal beim Frühstücktreffen zu Gast.

Koordinatorin Heike Schimming ist stolz, dass viele der rund 200 Frauen regelmäßig dabei sind. "Wir sind jedes Mal überrascht", äußerte sie sich hinsichtlich der guten Resonanz. Zwei Mal jährlich finden die Frühstückstreffen statt. Zum traditionellen Fundus der Veranstaltung gehört neben dem Referat auch eine Lebensgeschichte.

Am Samstag war es Gisela Gast, die den Frauen einen Einblick in ihre Erfahrungswelt gab. "Mit Gott kann ich getrost durchs Leben gehen", beschrieb die Dessauerin anhand verschiedener Erlebnisse. Der christliche Glaube spielt bei den Frühstücktreffen eine wichtige Rolle. Frauen aus verschiedenen Kirchengemeinden sind für die Organisation verantwortlich. Und das seit nunmehr zehn Jahren. Viele sind von Anfang an dabei. "Die Frauen, die sich vor zehn Jahren hier zusammenfanden, könnten in vielerlei Hinsicht kaum unterschiedlicher sein", erläuterte Anne Kranz in ihrer Eröffnungsrede. Sie lobte die liebevolle Arbeit der vielen fleißigen Helferinnen. Tischdekorationen wurden gebastelt. Bilder von Kunstmaler Steffen Rogge hingen an der Wand. Die Mensa erstrahlte in herbstlichem Flair.

"Weil wir ein kleines Jubiläum feiern, haben wir uns für Sie auch etwas Besonderes ausgedacht", verwies Anne Kranz auf die Holzherzchen, die von Jörg Holtz angefertigt worden waren. "Jörg ist der Beweis dafür, dass die Frühstückstreffen nicht nur von Frauen auf die Beine gestellt werden", unterstrich die Rednerin. "Wir wollen die Frauen aus ihrem Alltagstrott holen", verdeutlichte Heike Schimming.

Bei einem reichhaltigen Frühstück konnte ausgiebig erzählt werden. Das Team der Mensa hatte sich allerhand einfallen lassen, um den Gaumen der Frauen zu verwöhnen. "Bisher haben Sie sich stets selbst übertroffen", lobte Anne Kranz. Die fünfköpfige Dessauer Musikgruppe "Farbenfroh" sorgte für melodische Klänge. "Es ist immer toll, wenn man an so freundliche Orte kommt", schwärmte Anneke Pilgrimm.