1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Köthen: Köthen: Ein Skelett im Buddelkasten

Köthen Köthen: Ein Skelett im Buddelkasten

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 16.08.2011, 18:04

KÖTHEN/MZ. - An der Umsetzung dieser Idee wird dort seit Wochen gearbeitet, verrät Michaels Schuster, Chef der Köthen Kultur und Marketing GmbH. Enge Mitstreiter sind dabei der Leiter der Sammlung, Andreas Geißler, und Christian Ratzel, zuständig für Museen und Öffentlichkeitsarbeit.

Dobo, eine Comic-Figur, erdacht von Autor Michael Schuster und ins Bild gesetzt von Steffen Fischer, soll dabei die zentrale Rolle spielen. Fischer hat den pfiffigen Burschen, der zwar kein Kinder mehr ist aber die Welt mit Kinderaugen sieht, mit allem ausgestattet, was ein Zeitreisender so braucht: ein Zaubertuch und eine Umhängetasche mit allerlei praktischem Zubehör.

In Kontakt treten können Kinder und Erwachsene mit dem Zeitreisenden Dobo und dessen Weggefährten schon bald in einer Comic-Reihe, die die Köthen Kultur und Marketing GmbH jährlich herausgeben will. Das erstes Exemplar soll bereits im Oktober druckfrisch auf dem Tisch liegen und zugleich auf eine völlig neu konzipierte, interaktive Ausstellung mit dem Titel "Abenteuer Archäologie" neugierig machen. Die Exposition entsteht anlässlich des Jubiläums 800 Jahre Anhalt und wird im kommenden Herbst zur Museumsnacht ihre Pforten erstmals öffnen.

"Wir haben uns einfach mal zusammen gesetzt und den Ideen freien Lauf gelassen", beschreibt Schuster den Beginn der Ideenschmiede, bei der vor allem der Sachverstand von Andreas Geißler gefragt war. Ausschlaggebend war die Überlegung, dass es vorwiegend Kinder und Jugendliche sind, die im Rahmen von Schulprojekten oder im Heimatkundeunterricht die Prähistorische Sammlung nutzen.

Doch wird das in einer zunehmend multimedial geprägten Zeit auch künftig noch so sein? Diese Frage haben sich Schuster, Geißler und Ratzel gestellt, als sie daran gingen, das Konzept für die ständige Ausstellung zu entwickeln, in der man Geschichte auch anfassen kann, an insgesamt zehn Stationen mit entsprechenden Begleittafeln. "Das dürfte in ganz Mitteldeutschland einmalig sein", ist Schuster überzeugt.

Oder wo kann man sonst ein Skelett in einer Art Buddelkasten mit Hilfe archäologischer Instrument selbst ausgraben? Wo lernt man mittels Schubkastensystem spielend etwas über die verschiedenen Erdzeitalter und deren typische Funde? Wo können kleine Besucher die nachgebildeten Scherben eines altertümlichen Gefäßes wie ein Puzzle zusammen setzen? In der Ausstellung sollen darüber hinaus auch interessante Fragen beantwortet werden. Etwa die, wie man sich in der Steinzeit ohne Kalender oder Uhr verabredet hat oder wie die Pfostenlöcher für den Hausbau entstanden sind.

Das alles soll neugierig machen auf Archäologie und auch bei künftigen Generationen das Gespür dafür wecken, welche Schätze in der fast 100 Jahre alten Prähistorischen Sammlung in Köthen schlummern. "Wir sehen die Ausstellung, in die die Kinder auch mit ihren Eltern kommen sollen, als eine Art Türöffner für unsere Museen", sagt Christian Ratzel.

Neben der Phantasiefigur Dobo wird man in der Ausstellung vor allem auf eine Personen treffen, die es in Köthen tatsächlich gab: Professor Walther Götze, der zu seiner Zeit auch liebevoll "Buddel-Götze" genannt wurde. Dem Autodidakten Götze, der eigentlich Kapellmeister war, verdankt die Region wichtige archäologische Funde aus zahlreichen Grabungen. Außerdem gilt er als Begründer des Köthener Heimatmuseums. "Seine Figur soll den fachlichen Part in der Ausstellung übernehmen", erläutert Schuster.

Dass bis zur Eröffnung der Ausstellung noch einige Zeit vergehen wird, hängt damit zusammen, "dass wir mit unserem eigenen Personal alles selbst machen", sagt Schuster: "Einer, der regelrecht für die Sache brennt, ist Andreas Geißler." Im Moment ist der studierte Archäologe dabei, ein original Hockergrab mit Beifunden so aufzuarbeiten, dass man davon einen Abguss aus Kunstharz für den erwähnten Buddelkasten anfertigen kann. Weitere Unterstützung soll über eine Projektförderung von der Beschäftigungsgesellschaft BVIK kommen, hofft man bei der Köthen Kultur Marketing GmbH.

"Wir freuen uns natürlich auch über jeden Sponsor", sagt der Chef der Köthen Kultur und Marketing GmbH. Denn die finanziellen Mittel, über die man für das Ausstellungs-Projekt verfügen kann, seien begrenzt. Selbst der Druck der Comics werde gerade mal die Unkosten decken. Vertrieben werden die Hefte übrigens in der Touristen-Information, an der Veranstaltungskasse und im Buchhandel. In der ersten Folge mit Dobo, Professor Götze und vielen anderen Figuren geht es um das Geheimnis des Heidenbergs bei Schortewitz. Die Funde aus dieser Grabung von Walther Götze sind neben vielen anderen in der Prähistorischen Sammlung zu finden.