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Köthen Köthen: «Das war eine reife Leistung»

Von matthias bartl 30.01.2012, 20:05

köthen/MZ. - Luisa Wesselly kann zufrieden sein. 23 Punkte von 25 möglichen hat die Jury ihr zugestanden. Ein erster Preis ist das auf alle Fälle. Auf dem Klavier begleitet von Tatjana Litwinenko hat die Achtjährige auf ihrer Querflöte Werke von Händel gespielt, die Sarabande nämlich, "Das klingt so herrlich" von Mozart, ein Schubert-Stück und eines von Mike Schoenmehl. Dass Luisa dennoch nicht zum Landeswettbewerb "Jugend musiziert" fahren wird, liegt also nicht am Können des Mädchens.

"Es liegt daran", erklärt Elke Wolf, "dass man am Landeswettbewerb erst ab der Altersgruppe II teilnehmen kann. Luisa ist in der Ib, damit ist sie noch zu jung." Elke Wolf ist Vorsitzende des Regionalauschusses Dessau des bundesweiten Wettbewerbs für junge Musiker und weiß die gezeigten Leistungen gut einzuschätzen. Und auch, welche Anstrengungen dahinter stehen, um auf ein solches Niveau zu kommen. In Köthen hat die promovierte Musikpädagogin, die an der Universität in Halle Grundschullehrer ausbildet, der Jury für die Blechblasinstrumente vorgesessen. Und sagt ausdrücklich, dass die Bewertung ein Signal an Schüler und Lehrer geben soll: "Das war eine reife Leistung. "

Nicht zuletzt deshalb, weil bei solchen Auftritten unter den Augen einer zwar prinzipiell wohlwollenden, in der Sache aber strengen Jury nicht bei jedem Teilnehmer Nervenkostüm und Leistungsvermögen in die Balance kommen. "Wir haben auch in Köthen einen solchen Fall gehabt", sagt Elke Wolf: Ein Schüler, der ansonsten sein Repertoire beherrscht, hatte seine Nerven nicht im Zaum und spielte schlechter als erwartet.

Ohnehin ist es erstaunlich, wie die jungen Musiker den Druck bewältigen. Immerhin müssen sie einen Vortrag von 15 bis 20 Minuten Länge absolvieren, auch müssen zwei bis drei Titel stilistisch völlig unterschiedlich sein, mindestens ein vollständiges Werk oder ein vollständiger Satz muss geboten werden. Wenn unter diesen Bedingungen bei den Blechbläsern kein Teilnehmer schlechter als Punktzahl 18 abschneidet, könne man zufrieden sein, findet Elke Wolf.

Die als Vorsitzende des Ausschusses zwar den Hauptteil der Organisation auf den Schultern hat, aber auch eine gute Mannschaft, "ohne die es nicht gehen würde". "Jugend musiziert" ist, rechnet man mal die eher symbolischen Aufwandsentschädigungen ab, mit denen man kaum einen Autotank gefüllt bekommt, eine rein ehrenamtliche Angelegenheit. Was umso bemerkenswerter ist, weil mancher Juror nicht gerade um die Ecke wohnt - Jana Quilitzsch von der Blechbläser-Jury ist ganz und gar aus Eberswalde angereist, Jens Uhlig, Chef der Jury für die Holzblasinstrumente, ist Tubist am Dessauer Theater. Gerhard Vinatzer ist aus Barleben bei Magdeburg nach Köthen gekommen.

Die Auswahl der Jury erfolgt unter dem Gesichtspunkt der Neutralität. Keiner darf dort entscheiden, wo einer seiner Schüler antritt. Und man ist bemüht, in den Jurys eine große Experten-Vielfalt herzustellen. In der Blechbläser-Jury saßen eine Pianistin, ein Trompeter, ein Tubist und Elke Wolf, die schon in den unterschiedlichsten Jurys gesessen hat: bei den Zupfern, bei den Akkordeonspielern.

Gestartet sind bei den Blechbläsern insgesamt sieben Teilnehmer. "Wir hätten uns auch über die doppelte Anzahl gefreut", sagt Elke Wolf. Man dürfe aber nicht vergessen, dass die Anzahl der Wettbewerbsteilnehmer von vielen Gegebenheiten abhängig ist. "Manche trauen es sich einfach nicht zu." Und nicht zuletzt bedeute eine Teilnahme an diesem Wettbewerb, dass "die Kollegen, die das machen, sich auf viel mehr Stunden einstellen müssen - die sie nicht bezahlt kriegen." Die Vorbereitung auf den Wettbewerb sei eine anstrengende Angelegenheit. Und hört für einige nach dem Regionalwettbewerb nicht auf. Wer zum Landeswettbewerb fahren darf, hat weitere Wochen und vielleicht Monate intensiven Übens vor sich. Denn nur die macht aus den Schülern irgendwann einmal Meister.