Kleingartensparte "Grüne Aue" Kleingartensparte "Grüne Aue": Pacht vervierfacht - Ist das rechtens?

Köthen - Schon die erste Nachricht kam nicht sonderlich gut an: Das Land Sachsen-Anhalt will den Grund und Boden, auf dem sich der Gartenverein befindet, verkaufen. Die Ausschreibung habe begonnen. Einen Brief mit diesem Inhalt erhielt der Köthener Kleingartenverein „Grüne Aue“ Ende vorigen Jahres.
Land der Kleingartensparte an Privatperson verkauft
Immerhin wurde darin dem Verein auch angeboten, das Land selbst zu erwerben. „Wir haben darüber im Vorstand beraten, aber abgelehnt“, blickte Vereinsvorsitzender Rudi Bittner zurück. Stolze 84.000 Euro hätte der Verein dafür aufbringen müssen, zu viel für die Hobbygärtner. „Die Hälfte unserer Mitglieder sind Rentner. Wie sollten wir das schaffen?“
Dann kam im Dezember eine Woche vor Weihnachten die nächste Nachricht: Das Land, auf dem sich die Gartenanlage befindet, wurde verkauft, an einen Privatmann. Und die Folge des Eigentümerwechsels bekamen die Kleingärtner auch zu spüren. Statt ihrer bisherigen Pacht von vier Cent pro Quadratmeter müssen sie nun ab diesem Jahr das Vierfache abdrücken, nämlich 16 Cent. Als diese Nachricht eintraf, kochten die Emotionen hoch.
Inzwischen haben die Kleingärtner von der „Grünen Aue“ sich mit der neuen Pacht abgefunden, weil sie zur Kenntnis nehmen mussten, dass daran offenbar nichts mehr zu ändern ist. Einige hatten Groll auf den Kreisverband der Gartenfreunde, der die neue Pacht eintreiben muss. Doch Kreisvorsitzende Regina Vieth weist Vorwürfe von sich.
Maximal 16 Cent pro Quadratmeter
„Der Kreisverband ist Zwischenpächter. Wir reichen nur weiter und fordern ein, was der neue Eigentümer von uns verlangt“, sagte sie. Der neue Eigentümer sei in die bestehenden Pachtverträge eingetreten und hätte auch eine geringere Pacht nehmen können. „Doch er kann maximal 16 Cent verlangen, und davon hat er auch sofort Gebrauch gemacht. Das ist für die Kleingärtner nicht erfreulich und nicht im Sinne unseres Kreisverbandes“, sagte Vieth.
Flächenverkäufe durch das Land hat es laut der Kreisvorsitzenden auch in der Gartenanlage Merzien, in der Sparte „Dietrichs Garten“ und in der Sparte „Eintracht“ gegeben. Bei der „Eintracht“ handelt es sich um den gleichen Käufer wie bei der Sparte „Grüne Aue“. Der Privatmann soll nach MZ-Recherchen in Hannover wohnen.
Hinter den Landverkäufen steckt die Bundesimmobilienverwaltungsgesellschaft. Sie hat den Auftrag, Ländereien meistbietend zu verkaufen, teilte Armin Matzke, Präsidiumsmitglied des Landesverbandes Sachsen-Anhalt der Gartenfreunde, auf MZ-Anfrage mit. „Wir finden das nicht gut, doch wir haben keinen Einfluss darauf“, sagte Matzke. Der Landesverband habe sich an das Ministerium gewandt und darauf verwiesen, dass man darin nicht den richtige Weg sehe. Stattdessen sollte das Land den Nutzern angeboten werden. „Doch unsere Bedenken fanden keine Beachtung.“ Dass neue Landeigentümer gleich das Maximum der Pacht verlangen, sieht Matzke ebenfalls sehr kritisch.
In der „Grünen Aue“ geht das Kleingartenleben indes weiter. Auf dem 8,3 Hektar großen Areal befinden sich 140 Parzellen. „Sie sind zu 75 Prozent ausgelastet“, sagte Vorsitzender Rudi Bittner. Der Vorstand bemühe sich, junge Familien für die Nutzung eines Gartens zu gewinnen. Das sei in diesem Jahr bereits fünf Mal gelungen. Höhepunkt des Vereinslebens, so Rudi Bittner, sei immer das Lauben- und Kinderfest. Das steigt in diesem Jahr am 30. Juni.
(mz)