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Immobilie in Köthen Immobilie in Köthen: Tauschgeschäft um den einstigen "Enno"

Von Matthias Bartl 19.10.2015, 18:25
Tauschvorschlag der Stadt Köthen: Sie bekommt den Jugendklub Rüsternbreite (oben), der Landkreis die Angerstraße 51/52.
Tauschvorschlag der Stadt Köthen: Sie bekommt den Jugendklub Rüsternbreite (oben), der Landkreis die Angerstraße 51/52. archiv/heiko Rebsch Lizenz

Köthen - Die Diskussion hätte man gerne verfolgt, doch daraus wurde nichts. Auf Antrag der Linken wurde die öffentlich geplante Beratung über die Zukunft des Gebäudes, in dem früher der Jugendklub „Enno Sander“, das spätere Jugendfreizeitzentrum in der Rüsternbreite, untergebracht war, in den nicht öffentlichen Teil der Stadtratssitzung verschoben. Begründung von Ronald Maaß: Es handele sich um eine Grundstücksangelegenheit, die könne man nicht im öffentlichen Teil der Sitzung behandeln. Formell war diese bei einer Gegenstimme - Uwe Schönemann von der FDP sah die Sache als einziger anders - getroffene Entscheidung sicherlich vertretbar, dennoch hätte sich mancher Beobachter gerade zu diesem Punkt eine öffentliche Behandlung gewünscht. Immerhin verknüpft sich mit dem Gebäude ein monatelanges Hin und Her seitens der Stadt Köthen: Der Landkreis hatte schon frühzeitig deutlich gemacht, dass er das Objekt, in das auch einiges investiert werden muss, loswerden will - ob an die Stadt, an einen Verein oder an Privat spielte für den Landkreis keine entscheidende Rolle.

Nun wird, so hat es der Stadtrat mehrheitlich entschieden, aus einem angedachten Kauf- ein Tauschgeschäft. Wie der amtierende Oberbürgermeister Alexander Frolow auf MZ-Nachfrage informierte, hatte Ronald Maaß in der Sitzung den Vorschlag unterbreitet, dem Landkreis für den Jugendklub das inzwischen geräumte städtische Obdachlosenheim in der Angerstraße 51/52 anzubieten. Dies habe die Zustimmung der meisten Parlamentarier gefunden. Die Stadt hatte eine Beschlussvorlage in den Stadtrat eingebracht, wonach man den Jugendklub für einen Euro erwerben wollte. „Die Idee mit dem Tausch ist für uns aber ebenfalls in Ordnung“, machte Frolow deutlich, zumal das Tauschgeschäft schon einmal mit dem Landrat diskutiert worden war.

Für Köthen sei nur wichtig gewesen, das Objekt zum einen tatsächlich in die Hand zu bekommen und dies zu einem vertretbaren Aufwand. Den ursprünglich vom Landkreis geforderten Verkaufspreis von mehr als 90 000 Euro hätte man nie bezahlen können und wollen. Der Tausch hingegen soll nach Vorstellung der Stadt ohne Wertausgleich erfolgen - da ist es ganz egal, ob der Verkehrswert des Jugendklubs höher wäre oder der des einstigen Obdachlosenasyls.

Gesetzt den Fall, dass der Kreistag auf seiner nächsten Sitzung diesem Geschäft zustimmt, will die Stadt den Grundbesitz auf die Wohnungsgesellschaft Köthen (WGK) übertragen. Diese müsste sich dann um die bauliche Instandsetzung kümmern (deren Umfang und Kosten sind noch unbekannt) sowie um die Betriebsführung und Bewirtschaftung des Objekts.

Wobei die Inhalte für das Haus freilich aus anderer Quellen kommen sollen und müssen - die WGK ist schließlich kein anerkannter Träger der freien Jugendhilfe. Ein solcher aber wird schon deswegen benötigt, weil die Stadt auch weiterhin das Objekt zumindest in weiten Teilen als Jugendeinrichtung nutzen will. Die Stadt schätze ein, so heißt es im Beschlussvorschlag, dass es im Stadtteil Rüsternbreite einen „nachgewiesenen Bedarf für ein Angebot der offenen Kinder- und Jugendarbeit“ gebe. Festgemacht hat man das vor allem an einer Zahl: Im Einzugsbereich der Einrichtung gebe es 1 137 Kinder und Jugendliche im Alter von 10 bis 27 Jahren. (mz)

Im Jahr 2013 feierten viele der 1983er Gründungsmitglieder des „Enno“ den 30. Jahrestag. Nun steht das Haus fast schon ein Jahr lang leer.
Im Jahr 2013 feierten viele der 1983er Gründungsmitglieder des „Enno“ den 30. Jahrestag. Nun steht das Haus fast schon ein Jahr lang leer.
Heiko Rebsch Lizenz