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Gegen kahlgefresse Bäume Gegen kahlgefresse Bäume: Landkreis Anhalt-Bitterfeld bekämpft Goldafter-Raupen mit Bakterien

Von Doreen Hoyer 28.04.2019, 07:00
Deutlich sichtbar sind die Brennhaare der Goldafter-Raupen.
Deutlich sichtbar sind die Brennhaare der Goldafter-Raupen. Ute Nicklisch

Baasdorf/Köthen - Der Radfahrer staunt nicht schlecht. Am Donnerstagnachmittag steht ein älterer Herr mit seinem Drahtesel an der Straße zwischen Baasdorf und Reinsdorf. Er kann das unbesorgt tun, es kommen keine Autos angefahren - die Straße ist gesperrt. „Ich glaube, die spritzen gegen die Raupen. Das sind so viele, sie fallen einem regelrecht in den Nacken, wenn man unter den Bäumen langgeht.“ Sagt’s und fährt weg.

Der Radler hat recht. Am Donnerstagnachmittag wurde die Kreisstraße kurzfristig gesperrt, weil ein Spezialfahrzeug zur Bekämpfung der Goldafter-Raupen anrückte. Der Goldafter ist ein Schmetterling, benannt nach der Färbung seines Hinterteils. Seine Raupen wiederum setzen den Birnbäumen an der Straße zwischen Baasdorf und Reinsdorf stark zu.

Aufmerksame Autofahrer werden in den vergangenen Tagen bemerkt haben, dass viele Bäume an der Straße ganz oder teilweise kahl sind - die Raupen haben sich an ihrem Laub und an den Knospen satt gefressen. Der Goldafter-Nachwuchs ist drei bis vier Zentimeter lang, hat eine grau-schwarze Färbung mit rot-weißer Zeichnung und ist behaart. Auffällig sind auch ihre Gespinste, zum Beispiel in Zweigen, in denen die Raupen überwintern und in die sie auch im Frühjahr immer wieder zurückkehren.

Die Erfolgsquote mit Bakterien gegen die Goldafter-Raupen liege bei etwa 70 Prozent

Wegen der Schäden an den Bäumen hatte die Kreisstraßenmeisterei die Firma Enviro Pest Control aus Magdeburg damit beauftragt, etwas gegen die Raupen zu unternehmen. Ein Fahrzeug des Unternehmens fuhr die Straße am Donnerstag langsam auf und ab und besprühte die Bäume an beiden Seiten dabei. Doch womit eigentlich?

Gift, wie landläufig angenommen, sei es jedenfalls nicht, erklärt Mario Thomas von Enviro Pest Control. „Wir spritzen hier Bakterien, kein Gift. Das ist ein himmelweiter Unterschied.“ Die Bakterien greifen die Magenschleimhaut der Raupen an. Sie hören deshalb auf zu fressen und sterben. Allerdings nicht alle. Die Erfolgsquote liege bei etwa 70 Prozent, so Thomas. „Mal ein bisschen drunter, mal drüber.“

Die Raupen sind auch für den Menschen gefährlich

Wie Andreas Böhm von der Kreisstraßenmeisterei berichtet, war es schon in den vergangenen Jahren immer wieder nötig geworden, die Goldafter-Raupen auf der Strecke zwischen Baasdorf und Reinsdorf zu bekämpfen. Man habe nicht in jedem Jahr gleichermaßen damit zu tun, aber doch häufig.

Dabei sei die Allee allerdings die einzige im Kreisgebiet, die derart heftig vom Goldafter heimgesucht werde. Warum? „Vermutlich, weil die sehr alten Birnbäume an dieser Straße geradezu prädestiniert dafür sind.“ Sie würden besonders häufig Goldafter-Opfer.

Die Raupen sind im Übrigen nicht nur für Bäume gefährlich, auch für Menschen kann die Begegnung mit ihnen durchaus unangenehm werden. Die Raupen des Goldafters besitzen Brennhaare, die an der Spitze mehrfach gespalten sind und die bei Hautkontakt zu allergischen Reaktionen führen können. Das Gift wird beim Abbrechen der Brennhaare frei. Die Folge ist starker Juckreiz auf der Haut, der mehrere Tage andauern kann. (mz)

An den Zweigen der Bäume spinnen sich die Raupen ihre Nester. Diese Gespinste werden unter anderem zum Überwintern genutzt.
An den Zweigen der Bäume spinnen sich die Raupen ihre Nester. Diese Gespinste werden unter anderem zum Überwintern genutzt.
Ute Nicklisch
Mit einem Sprühfahrzeug war die Firma Enviro Pest Control angerückt, um die Bäume zu behandeln.
Mit einem Sprühfahrzeug war die Firma Enviro Pest Control angerückt, um die Bäume zu behandeln.
Ute Nicklisch