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Folgen der Abwanderung Folgen der Abwanderung: Kommunen im Altkreis Köthen kämpfen mit Rückgang der Geburten

Von Martin Tröster 17.01.2019, 10:40
Ein Baby ist unterwegs: Ultraschall-Untersuchung auf der Geburtenstation der Helios-Klinik in Köthen.
Ein Baby ist unterwegs: Ultraschall-Untersuchung auf der Geburtenstation der Helios-Klinik in Köthen. Ute Nicklisch

Köthen - Babys - für die Eltern können sie eine Erfüllung sein, für den Staat ein Zeichen, dass die Rahmenbedingungen stimmen oder eben nicht. Für Unternehmen sind Kinder auf lange Sicht mögliche Arbeitskräfte. So hat Sachsen-Anhalts Arbeitgeberpräsident Klemens Gutmann am Mittwoch in der MZ die Ansicht vertreten, dass neue Niederlassungen von Firmen dorthin gehen werden, wo es ausreichend Arbeitskräfte gibt. In kleineren Städten werde Wachstum kaum möglich sein.

Der Berliner Bevölkerungsforscher Reiner Klingholz vom Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung sagte dazu, dass Sachsen-Anhalt durch die massive Abwanderung in den 1990er-Jahren vor allem Frauen verloren habe. Deshalb fehlten heute Frauen, die Mütter werden könnten, vor allem in den Dörfern. Die schlechte Infrastruktur lasse die Dörfer veröden - und die Bewohner sind im Schnitt immer älter.

„Der Arbeits- und Fachkräftemangel fordert die gesamte deutsche Wirtschaft heraus, da ist die Region Köthen keine Ausnahme“, teilt auf MZ-Nachfrage Sven Horn mit, der Leiter der IHK-Geschäftsstelle in Dessau.

„Besonders gravierend“ schlägt sich der demographische Wandel in Sachsen-Anhalt nieder

Konkrete Zahlen für den Altkreis Köthen lägen nicht vor, allerdings wisse man aus regelmäßigen Unternehmensumfragen: 70 Prozent der regionalen Unternehmen, die aktuell Personal suchen, haben Probleme, ihre offenen Stellen mittelfristig zu besetzen.

„Auch im Landkreis Anhalt-Bitterfeld wird der Fachkräftemangel als eines der größten Risiken für die wirtschaftliche Entwicklung in der nächsten Zeit gesehen“, heißt es von Seiten Holds auf Nachfrage.

„Besonders gravierend“ schlägt sich laut IHK-Geschäftsstellenleiter Hold allerdings der demographische Wandel in Sachsen-Anhalt nieder, womit der die Aussagen des Berliner Bevölkerungsforschers bestätigte. „Die Kinder all jener Mütter und Väter, die Sachsen-Anhalt nach der Wende verlassen haben, sind anderswo geboren worden“, teilt Hold mit.

In Köthen gab es im Jahr 2017 mehr kleine Kinder als drei Jahre zuvor

Ob sich das Problem der wenigen Kinder und wenigen Frauen im gebärfähigen Alter im Altkreis niederschlägt, ist für einzelne Kommunen nur näherungsweise zu beantworten: Mit Daten des statistischen Landesamtes kann eine Entwicklung zwischen 2014 und 2017 abgebildet werden.

So gab es in Köthen im Jahr 2017 mehr kleine Kinder als drei Jahre zuvor - deren Zahl ist um 50 angestiegen, auf 978 Unter-5-Jährige. Die Anzahl der Frauen zwischen 20 und 40 Jahren ist dagegen in diesem Zeitraum um etwa 100 gesunken - auf nunmehr 2.600. Die Gesamtbevölkerungszahl ist zwischen 2014 und 2017 um knapp 230 Einwohner auf 26.157 gesunken, das entspricht einem Rückgang von nicht ganz einem Prozent.

Wie Köthen kann auch die Stadt Aken einen leichten Zuwachs an kleinen Kindern vermelden: Gegenüber dem Jahr 2014 zählten die Statistiker knapp 20 mehr als zuvor - nämlich 270 Kinder, die noch nicht fünf Jahre alt geworden sind. Die Zahl der Frauen zwischen 20 und 40 ist um 25 auf 611 gesunken.

Stadt Südliches Anhalt hat zwischen 2014 und Ende 2017 knapp 400 Einwohner verloren

Die Stadt Südliches Anhalt hat zwischen 2014 und Ende 2017 knapp 400 Einwohner verloren - und stand vor einem Jahr noch bei 13.490 Bürgern. Das entspricht einem Rückgang von fast drei Prozent. Nahezu stabil ist dagegen die Zahl der kleinen Kinder unter fünf Jahren geblieben (2017: 484). Ein deutlicher Rückgang hat sich dagegen bei den Frauen im Alter zwischen 20 und 40 abgezeichnet: 2014 gab es noch ziemlich genau 100 mehr von ihnen im Südlichen Anhalt - Ende 2017 waren es noch 1.080 Frauen dieser Altersgruppe.

Im Osternienburger Land ist in den letzten drei Jahren die Zahl der Unter-5-Jährigen stabil bei etwa 320 geblieben. Frauen zwischen 20 und 40 sind deutlich weniger geworden: um etwa 90 weniger auf nun 700, geht aus der Statistik hervor. (mz)

In der Helios-Klinik in Köthen sind im abgelaufenen Kalenderjahr 432 Kinder auf die Welt gekommen - und zwar 215 Mädchen und 217 Jungen. Das teilt die Klinikleitung auf Anfrage der MZ mit. Im Vorjahr waren es demnach noch 485 Babys - mit einem deutlichen Übergewicht der Jungen: 260 männliche Kinder stehen 225 Mädchen gegenüber.

Auch im Jahr 2016 gab es etwas mehr Jungen als Mädchen: 232 gegenüber 214, insgesamt waren es 446 Kinder. Wie es aus der Helios-Klinik weiter heißt, gab es 2018 eine Zwillingsgeburt in der Klinik. Mia, Mira, Ella, Rosalie und Mathilda waren die am häufigsten gewählten Mädchennamen . Bei den Jungen waren die Eltern am häufigsten für Ben, Elias und Luis.