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Edeka-Pläne auf BMK-Gelände Edeka-Pläne auf BMK-Gelände in Köthen: Dämpfer im Bauausschuss - Zieht Penny in NP-Markt?

Von Martin Tröster 30.03.2019, 08:00
Gibt es einen Nachmieter für den NP-Markt in der Wallstraße?
Gibt es einen Nachmieter für den NP-Markt in der Wallstraße? Greiner

Köthen - Wird der Edeka in der Halleschen Straße gebaut oder nicht? Der Bauausschuss der Stadt Köthen hat dem Vorhaben des Investors Hermann Schröder einen ersten Dämpfer verpasst: Weder der Antrag, einen Bebauungsplan aufzustellen, noch der, einen entsprechenden Vertrag zwischen Stadt und Schröder abzuschließen, fand eine Mehrheit. Getragen von der CDU stimmten jeweils nur fünf Stadträte dafür, bei fünf Nein-Stimmen und einer Enthaltung.

Allein der Antrag der Stadt, den Flächennutzungsplan für das Vorhaben zu ändern, ging durch - dank zweier Enthaltungen. Eine davon war von Christiane Lange von der FDP-Fraktion, die später in der Sitzung sagte, sie habe eigentlich dagegen stimmen wollen. Was bedeutet hätte, dass der Antrag mit fünf Nein-Stimmen und einer Enthaltung abgelehnt worden wäre. „Ich habe gedacht, wir seien schon beim nächsten Tagesordnungspunkt“, sagte sie der MZ. Die einzelnen Themen wurden sehr schnell durchgepeitscht - es waren auch viele.

200 Unterschriften von Bürgern gegen Edeka

So oder so: Das letzte Wort über die Frage, ob überhaupt ein Bebauungsplan für das Projekt auf dem seit Jahren brachliegenden ehemaligen BMK-Gelände erstellt werden soll, hat ohnehin der Stadtrat - und zwar am übernächsten Donnerstag, 11. April.

Doch so nüchtern und kurz gehalten die Debatte der Stadträte war, so emotional waren die Anfragen der Einwohnerfragestunde zu Beginn der Sitzung im Verwaltungsgebäude in der Wallstraße. Fast alle Anfragen bezogen sich auf den Edeka-Markt.

Kay-Uwe Richter und Thomas Blaszcyk von der Bürgerinitiative Pro Altstadt beispielsweise nutzten die Plattform und überreichten Baudezernentin Ina Rauer eine Unterschriftenliste. Laut Blaszcyk haben sich darauf mehr als 200 Bürger gegen den geplanten Edeka ausgesprochen. Wie Blaszcyk am Freitag der MZ sagte, bezogen sich die Unterschriften aber auch gegen die von den Kritikern erwarteten Folgen des Edeka in der Halleschen Straße - seiner Ansicht nach seien das die „weitere Verödung“ der Altstadt infolge befürchteten Leerstandes und außerdem ein gestiegenes Verkehrsaufkommen.

Baudezernentin Rauer sagte, viele Anwohner seien für das Projekt

Baudezernentin Rauer sagte dagegen, viele Anwohner seien für das Projekt. Sie räumte ein, dass es sich um eine „schwierige Entscheidung“ handele. Wohin die Entwicklung für den Handel gehe, sei grundsätzlich schwer abzuschätzen: „Das wissen wir alle nicht.“ Allerdings: „Wir sehen die Zunahme des Leerstandes.“ Die Stadtverwaltung habe die Innenstadt vorbildlich saniert, allein die Belebung gelinge nicht. Sie gab zu bedenken, Investor Schröder habe bereits „eine ganze Menge Vorarbeiten geleistet, die unüblich sind“.

Kay-Uwe Richter von der Bürgerinitiative Pro Altstadt kritisierte in der Fragerunde die CDU-Fraktion: In einem Schreiben an die MZ hatten zuvor acht von zwölf Stadträten der Union ihre Namen unter eine Bekundung für den Edeka setzen lassen: Die Fraktionsmitglieder schrieben von Problemen für „Jung und Alt“, sollte der NP in der Wallstaße schließen und kein Edeka wenige Hundert Meter entfernt in der Halleschen Straße eröffnen. „Sie machen Senioren Angst“, kritisierte Kay-Uwe Richter.

Penny hat sich als möglicher Nachmieter für den NP-Markt gemeldet

In der Tat könnte das Argument, der Edeka müsse einen wegfallenden Supermarkt in der Wallstraße kompensieren, bald wegfallen: Der MZ liegt ein Schreiben vor, in dem die Penny-Markt GmbH ihr Interesse bekundet, die NP-Verkaufsfläche künftig anzumieten. Eine der Voraussetzung ist, der NP wird wie beabsichtigt dicht gemacht.

Und noch ein Schreiben wurde der MZ zugespielt: Darin wird ein weiteres Vorhaben für einen Supermarkt nahe der Innenstadt noch wesentlich deutlicher formuliert - und nicht nur für einen: Eine Leipziger Immobiliengesellschaft beantragt darin bei der Stadtverwaltung, man möge einen Bebauungsplan aufstellen - um an der alten Malzfabrik in der Dr.-Krause-Straße nicht nur einen Büro- und Verwaltungskomplex einzurichten, sondern auch einen Rewe mit etwa 1.850 Quadratmetern Verkaufsfläche einzusetzen.

Rewe und Alte in der alten Malzfabrik?

Und: Auch ein Aldi-Discsounter mit 1.300 Quadratmetern Verkaufsfläche soll dort errichtet werden. Insgesamt sollen an dem Komplex um die 300 Parkplätze entstehen. Zum Vergleich: Der Edeka in der Halleschen Straße soll eine Verkaufsfläche von etwa 1.700 Quadratmetern und etwa 100 Parkplätze bieten. Wie es aus der Stadtverwaltung heißt, soll der Antrag für einen Rewe und einen Aldi in der alten Malzfabrik möglicherweise schon im Stadtrat am 23. Mai geplant werden. Drei Tage vor der Kommunalwahl, bei der auch der neue Stadtrat gewählt wird. (mz)