Edeka auf altem BMK-Gelände Edeka auf altem BMK-Gelände in Köthen: Marktleiterin Kerstin Noack träumt weiter vom Umzug

Köthen - Es ist eng an diesem Morgen im Edeka-Markt am Wasserturm. Zwei ältere Damen kommen mit ihren Körben herein und wollen Backwaren einkaufen. Ein mindestens genau so altes Ehepaar, beide mit Rollator, drängen in den gleichen Gang.
Es kommt zum Zusammenstoß, und zwar so heftig, dass sich eine der Damen mit einem Korb genötigt sieht und genau diesen mit einem nicht druckreifen Spruch auf den Lippen gegen den Rollator der Drängelnden knallt. „Solche Situationen sind nicht selten. Wir müssen da ein wenig sensibel umgehen mit unseren älteren Kunden“, sagt Kerstin Noack, die Leiterin des Einkaufsmarktes.
„Die Gänge sind zu eng. Die Kunden haben so ihre Probleme. Wir können unser Sortiment nicht richtig präsentieren. Ich kann die Regionalität meiner Produkte gar nicht richtig darstellen “, beklagt Noack. Geht es nach ihr und Investor Hermann Schröder wird es diese Situationen vielleicht schon im Jahr 2020, spätestens aber 2021 nicht mehr geben. Denn dann soll der neue Edeka-Markt auf dem alten BMK-Gelände geöffnet haben.
Der neue Edeka-Markt wird 1.700 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten anstatt der jetzt 900
„Mit dem Hauptaugenmerk auf Lebensmittel. Wir möchten vor allem die Frische-Abteilung richtig top präsentieren mit Fleisch, Wurst, Käse, Obst und Gemüse. Die Sortimente der Innenstadthändler, die ja die Befürchtung haben, dass wir ihnen das Wasser abgraben könnten, kann ich nicht teilen, weil wir deren Sortimente nur streifen werden, die finden sich in einzelnen Regalen wieder“, sagt Noack.
Der neue Edeka-Markt wird 1.700 Quadratmeter Verkaufsfläche bieten anstatt der jetzt 900. Die Gänge zwischen den Regalen werden statt jetzt 1,00 bis 1,20 Meter dann 1,60 Meter breit sein. Das 20 Jahre alte Gebäude, das schon einmal sanitärtechnisch umgebaut werden musste, wird durch ein neues ersetzt, „so dass wir auch nach den neuesten Erfordernissen der Ökologie arbeiten können“, sagt Kerstin Noack. Die Anzahl der Parkplätze wird von 38 auf 100 erhöht. Und nicht zuletzt finden anstatt der aktuell 30 Mitarbeiter dort voraussichtlich 45 Menschen einen Job.
Kerstin Noack weiß, dass es nicht nur Befürworter dieses Projektes gibt. Eine der Kritikerinnen ist Christina Buchheim, Landtagsabgeordnete der Linken und Köthener Stadträtin. „Ich habe schon zweimal erlebt, wie das Projekt durch den Stadtrat abgelehnt wurde, und bin eigentlich erschrocken, dass die Stadt an einem Einkaufszentrum festhält“, sagt sie.
Kerstin Noack weiß um den Gegenwind, ist aber dennoch bereit, für ihr Projekt zu kämpfen
„Die verkehrstechnische Anbindung passt nicht, der Anlieferverkehr muss rückwärts in den Markt über querende Radwege fahren und eine Kita ist auch noch in unmittelbarer Nähe. Ich bin ganz klar dagegen“, sagt Buchheim und stellt fest: „Wer mit dem Auto einkaufen will, kann das am Rande der Stadt in den großen Märkten tun, und soll das Feld in der Innenstadt den kleineren Märkten für die älteren Leute und den dort ansässigen Händlern überlassen.“
Kerstin Noack weiß um den Gegenwind, ist aber dennoch bereit, für ihr Projekt zu kämpfen. Denn Kämpfen und Anpacken hat die 51 Jahre alte Quereinsteigerin gelernt. Schon allein der tägliche Arbeitsweg von Gräfenhainichen und zurück bedeutet einen Zehn- bis Zwölf-Stunden-Tag. „Zudem habe ich die Verdoppelung einer Verkaufsfläche schon einmal in Roßlau mitgemacht, wo meine Mutter neben dem hiesigen Markt noch einen zweiten gehabt hat, in dem ich von 2002 bis 2011 gearbeitet habe“, erzählt die gelernte Maschinenbau-Zeichnerin, die außerdem drei Jahre Metallbau studiert hat.
Das Projekt neuer Edeka-Markt muss noch einige Hürden nehmen
Nach der Wende war alles hinfällig, es kamen zwei Kinder und nach einer Umschulung ist sie zunächst Jobs in einer Entsorgungs- und einer Tiefbaufirma nachgegangen. Sie hat also Zupacken gelernt. „Das ist auch heute noch so. Ich bin nach wie vor lieber im Markt als im Büro. Aber diese Arbeit muss ja auch gemacht werden“, sagt sie.
Kerstin Noack freut sich auf die neue Herausforderung, auch wenn sie weiß, dass das Projekt noch einige Hürden nehmen muss, ehe es Wirklichkeit wird. Denn eins will sie nicht wieder erleben. „Eine Baustelle wie die Wasserturm-Kreuzung im letzten Sommer, als mir mehr als ein Vierteljahr viele Kunden abhanden gekommen sind“, berichtet sie von schlechten Erfahrungen. (mz)
Kerstin Noack ist mit ihrem Edeka-Markt auch in der Stadt Köthen gesellschaftlich engagiert. So führt sie beispielsweise mit der Kindertagesstätte „Spatzennest“ eine Frühbeet-Aktion durch.
Sie unterstützt auf Anfrage von Schulen Aktionstage zu Suchthilfe oder zur gesunden Ernährung und steht auch für andere Themen bereit. Nicht zuletzt unterstützt sie auch die Freie Schule Anhalt, der sie einen Kleintransporter gesponsert hat.
