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Deutsch-Kenntnisse oft mangelhaft

Von STEFANIE GREINER 28.02.2010, 18:42

KÖTHEN/MZ. - Mit dabei sind ihre interessierten Mütter.

Heidrun Jung und Heike Konz liegt es sehr am Herzen, ihre Töchter bei der Berufswahl zu unterstützen. Vom Angebot der Berufsstartermesse sind die Köthenerinnen begeistert. "Ich finde das ganz toll", lobt Heidrun Jung. Sie sieht die Veranstaltung als Chance, sich umfassend zu informieren. "Es sind viele verschiedene Richtungen vertreten", bemerkt Heike Konz.

Mit Plakaten und Broschüren machen die Firmen auf sich aufmerksam. Engagierte Mitarbeiter informieren über die Voraussetzungen und die beruflichen Perspektiven der verschiedenen Ausbildungen. Problemlos kommen Heidrun Jung und Heike Konz mit den Vertretern der Unternehmen ins Gespräch. Ihre Töchter sind noch etwas zaghaft.

Dass das nichts Ungewöhnliches ist, weiß Andrea Richter. Die Mitarbeiterin der Agentur für Arbeit kümmert sich um die Berufsberatung der unter 25-Jährigen. "Jugendliche haben eine immer größere Chance", verdeutlicht sie. Statistisch gesehen stehen jedem Bewerber zwei freie Ausbildungsplätze zur Verfügung. Das hängt mit der demografischen Entwicklung zusammen.

Trotz dieser guten Nachricht können sich Interessierte nicht in Sicherheit wiegen. Eine Bandbreite an freien Plätzen heißt nicht, dass auch Bewerber mit schlechten Noten genommen werden. Wenn die schulischen Leistungen nicht genügen, bleiben Stellen oftmals unbesetzt. Andrea Richter appelliert an Schüler, sich rechtzeitig zu informieren. Wer früh genug weiß, welche Noten auf dem Abschlusszeugnis stehen sollten, kann effektiv daran arbeiten.

Stefanie Jung und Vanessa Konz haben es richtig gemacht. Bis zum Abschluss ist noch genug Zeit, um die schulischen Leistungen zu verbessern. Eine mögliche Ausbildung haben die beiden Dreizehnjährigen auch schon ins Auge gefasst. Sie interessieren sich für das Berufsbild einer Verwaltungsfachangestellten. Potenzieller Arbeitgeber könnte der Landkreis Anhalt-Bitterfeld sein.

Beate Brandt und Melanie Hildebrand beantworten Fragen rund um die Ausbildung. "Ein guter Realschulabschluss ist ausreichend", erzählt Landkreis-Mitarbeiterin Beate Brandt. Angehende Verwaltungsfachangestellte sollten sich für Rechtskunde interessieren und den Umgang mit Bürgern nicht scheuen.

Die Bewerbungsfrist für den neuen Azubi-Jahrgang ist bereits abgelaufen. Anfang August beginnen fünf Auszubildende ihre Lehre bei der Landkreisverwaltung. Ab dann startet auch die neue Bewerbungsphase. Beate Brandt verdeutlicht, dass sich eine Ausbildung beim Landkreis lohnt: Je besser die Noten der Absolventen sind, umso größer ist die Chance auf eine befristete Anstellung.

Einer beruflichen Zukunft blicken auch die Auszubildenden der Polizei Sachsen-Anhalt entgegen. "Wir übernehmen zu hundert Prozent", erzählt Polizeihauptmeister Michael Moosbauer. Gute schulische Leistungen in Deutsch, Mathematik und Sport werden vorausgesetzt. "Noten sind die Eintrittskarte, um am Auswahlverfahren teilnehmen zu können", erklärt Moosbauer.

In einem Rechtschreib-, Intelligenzstruktur- und Sporttest müssen die Bewerber ihre geistige und körperliche Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen. Erfolgreiche Auszubildende steigen als Polizeimeister ins Berufsleben ein. Wer die Laufbahn eines Polizeikommissars anstrebt, kann ein Studium bei der Polizei beginnen.

Fitness wird nicht nur von Polizei-Azubis verlangt, sondern ist auch bei angehenden Kranken- und Altenpflegern ein wichtiges Kriterium. "Es ist ein körperlich schwerer Beruf", betont Sylvia Wenzel. Die Praxisanleiterin im Krankenhaus Köthen verlangt aber vor allem eines von ihren Schützlingen: Sie müssen einfühlsam und geduldig mit Patienten umgehen. "Es ist eine Berufung zum Beruf", verdeutlicht die passionierte Krankenschwester.

Juliane Stary ist sich dieser Verantwortung bewusst. Die 22-Jährige nutzt ihre Ausbildungszeit, um medizinisches Grundwissen zu sammeln. Nach der Lehre möchte sie ein Psychologie-Studium beginnen. Der Umgang mit pflegebedürftigen Menschen bereitet der Auszubildenden keine Probleme.

Die Bereitschaft, im Team zu arbeiten, ist eine weitere wichtige Voraussetzung, die Bewerber erfüllen müssen. "Man ist in der Regel kein Einzelkämpfer", unterstreicht Bärbel Wranik. Sie ist pädagogische Mitarbeiterin im Institut für Weiterbildung in der Kranken- und Altenpflege. Zum Erstaunen vieler Bewerber werden auch gute Deutschkenntnisse verlangt. Bärbel Wranik erzählt, dass Orthografie und Grammatik sehr zu wünschen übrig lassen.

"Es hapert ganz schön", bestätigt auch Jana Eder, Mitarbeiterin der AOK. Mit Bewerbungstrainings bereitet sie Schüler auf Eignungstests vor. Die Krankenkasse bildet aber auch selbst Lehrlinge aus. Der angehenden Sozialversicherungsfachangestellten Jacqueline Röhrbein gefällt vor allem der Kundenkontakt.

Seitens der Unternehmen stößt die Berufsstartermesse auf große Resonanz. Mitarbeiter von Mercateo, Bayer Bitterfeld, Lacufa, Salzgitter Mannesmann und Kranbau Köthen sind vor Ort. Andrea Richter ist erfreut, dass viele Firmen mittlerweile zu einer festen Größe der Messe geworden sind. "Das ist der Arbeitsagentur zu verdanken", verdeutlicht Dagmar Pasch, Leiterin der Berufsbildenden Schulen in Köthen. Sie lobt besonders das Engagement von Andrea Richter. Deutlich mehr Besucher als 2009 informieren sich an den Ständen der Unternehmen.