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Baumaßnahmen an Kreisstraßen Baumaßnahmen an Kreisstraßen in Anhalt-Bitterfeld: Sechs-Jahres-Plan mit ungewisser Zukunft

Von Matthias Bartl 30.01.2018, 06:00
Herausforderung für Auto- und Radfahrer: die Kreisstraße 2092 zwischen Klietzen und Micheln.
Herausforderung für Auto- und Radfahrer: die Kreisstraße 2092 zwischen Klietzen und Micheln. Heiko Rebsch

Köthen - Heiko Senft hat fast eine Punktlandung hingelegt - ohne dies freilich angestrebt zu haben. Nicht zufällig, aber doch eher beiläufig war der Mann aus Köthen am Dienstagabend zur Sitzung des Bauausschusses des Kreistages erschienen („Hier geht es doch auch um Straßen?“) und hatte in der Einwohnerfragestunde Kritik am Zustand der Straße zwischen Klietzen und Micheln geübt.

Nicht nur am Zustand des Radweges (oder vielmehr des die Fahrbahn begleitenden Sommerweges, denn einen regulären Radweg gibt es dort nicht), sondern an der Straße generell, die ja diesen Namen nur noch bei allergrößtem Wohlwollen verdient. Und natürlich wollte Senft auch wissen, wann der Zustand abgeändert werden würde.

Was Senft nicht wissen konnte: Ausgerechnet zu dieser Sitzung hatten die Mitglieder des Ausschusses eine „Meldung des Bedarfs für die Jahre 2020 bis 2025 in Bezug auf die Förderung von Baumaßnahmen an den Kreisstraßen“ in Anhalt-Bitterfeld vorgelegt bekommen. Und dort ist für das Jahr 2025 auch die kritisierte Kopfsteinpflasterstraße aufgenommen worden. Rund 1,4 Kilometer lang. Mehr als eine halbe Million Euro teuer. Grundhafter Ausbau.

Im Jahr 2019 läuft das Förderprogramm des Landes für Sanierung und Ausbau von Kreisstraßen aus

Natürlich gibt es einen Pferdefuß dabei - und damit ist nicht der Fakt gemeint, dass man laut Landkreisvorstellung noch sieben Jahre darauf warten muss, ehe aus der Schepperstrecke eine ordentliche Auto- und Radpiste wird. Der eigentliche Pferdefuß ist ein Umstand, den die neue Amtsleiterin Ricarda Bunge gleich mehrfach betonte: „Es handelt sich bei der vorgelegten Liste nur um ein Arbeitspapier.“

Bunges Vorsicht hat gute Gründe, wie man sich denken kann: Denn so sehr die aufgelisteten Maßnahmen nach einer Umsetzung in Beton und Asphalt schreien, so wenig ist klar, ob das überhaupt machbar sein wird.

Die Liste hat eine Vorgeschichte. Die beginnt damit, dass im Jahr 2019 das Förderprogramm des Landes für Sanierung und Ausbau von Kreisstraßen ausläuft. Was den Landkreistag, also das Gremium, in dem die Landkreise ihre Lobbyarbeit organisieren, zur Idee brachte, jeder Landkreis solle einmal einschätzen, welche Erfordernisse es in seinen Grenzen für ein eventuelles neues Förderprogramm gebe.

Arbeitspapier des Landkreises will sich an Notwendigkeiten des Verkehrs orientieren

Das hat man in Anhalt-Bitterfeld offensichtlich sehr ernst genommen, und der inzwischen im Ruhestand befindliche Tiefbau-Sachgebietsleiter Bernd Schulz, in dessen Zuständigkeitsbereich auch die Kreisstraßen fielen, hat quasi als Abschiedsgeschenk das bewusste Arbeitspapier entworfen, das sich in erster Linie an den Notwendigkeiten des Verkehrs orientiert und so angelegt ist, dass in jedem Jahr etwa dieselbe Summe umgesetzt werden kann (ca. drei Millionen Euro).

Außerdem hat Schulz darauf geachtet, dass alle drei Kreisteile sich einigermaßen adäquat wiederfinden (siehe Infokasten). Und es ist, so Ricarda Bunge, „begründet mit Haushaltsansätzen unterlegt“.

Nur: Ob das Ganze tatsächlich irgendwann einmal 1:1 umgesetzt wird, ist eben fraglich, wie die Amtsleiterin nicht zu betonen müde wurde. Denn natürlich ist zum einen fraglich, ob das Land überhaupt noch mal Förderprogramme für Kreisstraße auflegen wird, so wünschenswert dies angesichts von Straßen wie Klietzen-Micheln ist. Zum anderen können sich ganz schnell auch andere Prioritäten herauskristallisieren.

Ingenieurbüro  soll die Straßen befahren und mit Schulnoten bewerten

Zum Beispiel dann, wenn zum Straßenerhaltungsmanagement des Landkreises neue Erkenntnisse vorliegen. Die man in absehbarer Zeit erwarten kann. In den kommenden zwei Wochen, so hieß es im Ausschuss, werde die Vergabe für eine Befahrung aller Kreisstraßen erfolgen.

Eine Befahrung, in deren Zuge ein Ingenieurbüro Informationen zum Zustand der Straßen einsammelt, um diesen anschließend neu zu bewerten. Die Zustandsbewertung erfolgt wie in der Schule mit Noten von 1 bis 6. Anschließend soll eine Arbeitsgruppe über praktische Konsequenzen der Befahrung befinden wird.

Was die Straße Micheln-Klietzen angeht, braucht man übrigens nicht viel Phantasie und Sachkenntnis, um deren Zustand zu klassifizieren: Das kann nur eine glatte 6 geben. (mz)

Für die Jahre zwischen 2020 und 2025 sieht das Tiefbauamt des Landkreises in einem Arbeitspapier Bedarf an insgesamt 31 Baumaßnahmen an Kreisstraßen. Die Gesamtsumme, die dabei für die Baumaßnahmen veranschlagt wird, beläuft sich auf rund 20 Millionen Euro.

Für 2020 sähe das Papier, so es denn finanzielle Untersetzung fände, z.B. den Bau der Ortslagen Wulfen (1.Abschnitt), Hohenlepte, Brehna, Schierau und Mölz vor sowie Arbeiten an einer Brücke in Badewitz. 2021 würden dann die Ortslagen Priorau, Glauzig und Zerbst/Lepser Straße folgen sowie Bauarbeiten an der Kreisstraße bei Rödgen.

Im Jahr 2022 könnten die Ortsdurchfahrten von Frenz und Möst gebaut werden, der zweite Abschnitt in der Ortslage Wulfen sowie die Überbauung der alten Straße Baasdorf-Reinsdorf.

Größter Brocken im Jahr 2023 wäre ein Stück Kreisstraße in Zerbst, sowie die Ortslagen Micheln, Lindau, Güterglück und Thalheim. Im Jahr 2024 würde in Zerbst gebaut, dazu in Trebnitz, Rödgen, Klietzen, Fraßdorf und Zehmigkau.

Im Jahr 2025 läge die Konzentration vor allem auf Straßen zwischen Ortschaften, zum Beispiel Zehmigkau-Meilendorf, Rödgen-Thalheim und Micheln-Klietzen. Dazu kämen noch die Ortsdurchfahrten in Dobritz und Deetz sowie die Straße zwischen Deetz und Zollmühle.