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Bahnhof Köthen Bahnhofs Köthen: Bahnhofsgebäude soll nicht verkauft werden

Von Helmut Dawal und Matthias Bartl 22.10.2016, 09:00
Auch die historische Ausstattung der Bahnsteige in Köthen steht weitgehend unter Denkmalschutz und soll erhalten werden.
Auch die historische Ausstattung der Bahnsteige in Köthen steht weitgehend unter Denkmalschutz und soll erhalten werden. Heiko Rebsch

Köthen - „Ich wollte ihnen nur sagen, das ich heute sehr gute Laune habe. Vielleicht schwappt das auch zu ihnen rüber.“ Mit diesen Worten eröffnete Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) die jüngste Sitzung des Hauptausschusses des Köthener Stadtrates.

Seine gute Laune rührte von einem Gespräch her, das er am 18. Oktober mit Vertretern der Deutschen Bahn und der Nahverkehrsgesellschaft Sachsen-Anhalt (Nasa) geführt hatte. „Dabei sind zwei Kernsätze gefallen, die uns Hoffnung machen“, so Hauschild gegenüber der MZ.

Bahnhofsgebäude soll nicht verkauft werden

Zum einen habe Eckart Fricke, seit 2015 Konzernbevollmächtigter des Unternehmens für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, festgestellt, dass die Bahn zunächst vom Verkauf des Bahnhofsgebäudes in Köthen absehe.

Der zweite wichtige Satz, so der Oberbürgermeister, sei der gewesen, dass man sich über den Zugang zu den Bahnsteigen verständigen werde - das bedeute, so die Interpretation, dass die Bahn von ihrer bisher ausschließlich verfolgten Variante abgerückt sei, südlich des derzeitigen Bahnhofs einen neuen Bahnsteig zu errichten und die anderen fünf aufzugeben. Die jetzige Kombination könnte erhalten bleiben.

Denkmalstatus des Bahnhofs Köthen soll erhalten bleiben

„Die Problematik Bahnhof und Unterführung ist damit wieder offen“, fasste Hauschild das Ergebnis der Unterredung zusammen. Die erfreulichste Erkenntnis sei der Umstand, dass die Bahn ihre starre Haltung aufgegeben habe. „Sie bringt jetzt stattdessen Varianten ins Spiel, bei denen Köthen mitbestimmen kann.“

Über konkrete Dinge, die aus dem momentanen Gesprächsstand resultieren, werde man später sprechen, sagt Hauschild - einen nächsten Termin soll es im Dezember geben. Dann soll es zum Beispiel um die Anzahl der Bahngleise gehen und um die Bahnsteige samt Inventar. Damit ist man bei einem wichtigen Punkt des gesamten Vorhabens: dem Denkmalstatus des Köthener Bahnhofs. Buchstäblich alles rund um den Bahnhofplatz genießt Schutzstatus, auch wesentliche Teile der Ausstattung der Bahnsteige. Im Denkmalverzeichnis heißt es ausdrücklich: „(...) bemerkenswert die Wärterhäuschen und hölzernen Sitzbänke auf den Bahnsteigen mit Bahnsteigüberdachungen (...)“. Die Erhaltung des Ensembles steht in Köthen ganz oben auf der Agenda. Deshalb soll im Dezember auch darüber gesprochen werden, „wie wir eine denkmalgerechte Lösung dafür hinbekommen“, wie Hauschild sagt. Der es als notwendig erachtet, dass die denkmalgerechte Erhaltung sowohl der Gebäude als auch der Bahnsteigausstattung „in zukünftige Planungen eingebunden“ wird.

Nasa unterstützt Nutzungskonzept mit Fördermitteln

Hauschild weiß aber auch, dass die Stadt sich nicht zurücklehnen und ohne Eigeninitiative abwarten kann, was die Bahn ihr präsentiert. Vor allem hinsichtlich der Nutzung des Bahnhofgebäudes „wissen wir, dass die Bahn auch erwartet, dass wir uns selbst Gedanken darüber machen, was damit angefangen werden kann“. Um sich anderswo Ideen dafür zu holen, habe Konzernbevollmächtigter Fricke angeboten, andere Bahnhöfe im Land zu besuchen, an denen schon Nutzungsänderungen vorgenommen wurden.

Zu beachten sind dabei auch die Vorstellungen der Nahverkehrsgesellschaft (Nasa) des Landes, deren Vertreter Ludger Sippel und Peter Panitz genau wie DB-Netz-Projektleiter Reiner Tobian beim jüngsten Treffen mit am Tisch saßen. Die Nasa lege Wert darauf, stellt der OB fest, dass in Köthen ein „besetzter“ Ticketverkauf erhalten bleibe - also nicht nur ein Automat irgendwo in der Unterführung, sondern Mitarbeiter, die den Bahnkunden auch für Auskünfte zur Verfügung stehen. Wenn die Stadt ein Nutzungskonzept für das Bahnhofsgebäude erarbeite, würde die Nasa dies finanziell über Fördermittel unterstützen können, hieß es.

Deutsche Bahn und Bundesverkehrsministerium waren im Gespräch

All dies, betonte Hauschild, lasse die Stadt das Thema nun optimistischer betrachten als noch vor einigen Monaten, als die radikalen Umbaupläne der Bahn für Entsetzen gesorgt hatten und für Angst, dass die Stadt außen vor geblieben wäre, wenn die Bahn das Empfangsgebäude etwa an einen meistbietenden Dritten veräußert hätte. „Wir sind nun mit im Boot“, so der OB.

Dass dies möglich würde, liegt am Einsatz vieler. Hauschilds Dank galt den Bundestagsabgeordneten, Baudezernentin Ina Rauer und Stadtrat Georg Heeg (CDU), die dafür gesorgt hätten, dass es „in Sachen Köthener Bahnhof wieder etwas Bewegung gegeben hat“. Die MdB Kees de Vries (CDU) und Burkhard Lischka (SPD) hatten in der Angelegenheit direkt mit dem Bundesverkehrsministerium und der Deutschen Bahn kommuniziert; Jan Korte (Linke) hatte gemeinsam mit weiteren Abgeordneten im Bundestag eine kleine Anfrage zum Thema „Verkauf von Bahnhöfen und Bahnhofsgebäuden durch die Deutsche Bahn AG“ gestellt. (mz)

Wird im nächsten Jahr 100 Jahre alt: Das vom Architekten Karl Jüsgen entworfene Bahnhofs-Empfangsgebäude, hier auf einer alten Ansichtskarte.
Wird im nächsten Jahr 100 Jahre alt: Das vom Architekten Karl Jüsgen entworfene Bahnhofs-Empfangsgebäude, hier auf einer alten Ansichtskarte.
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