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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Per Boot durch den Garten

Von WLADIMIR KLESCHTSCHOW 30.03.2011, 17:30

LIBEHNA/MZ. - "Vielleicht sattele ich um und mache Fährmann", scherzt Uwe Zietz. Wenigstens das Humor-Gefühl ist dem Libehnaer nicht vergangen, obwohl er eigentlich keinen Grund zum Lachen hat. Seit Monaten ist gut die Hälfte seines Grundstücks überflutet. Dort, wo im vergangenen Jahr noch seine Schafe auf einer Wiese weideten - für Zietz ist die Haltung dieser Tiere ein Hobby -, plätschern heute in ruhigen Stunden Wildenten. Seit November ist das Wasser da, und es gibt keine Anzeichen, dass der Pegel schnell zurückgehen könnte. Die Schafe musste der Libehnaer zu den Eltern ins benachbarte Locherau schaffen.

Das Grundstück von Uwe Zietz liegt am südlichen Dorfrand von Libehna. Diese Ecke ist durch das steigende Grundwasser und das nicht abfließende Regenwasser in eine Seenlandschaft verwandelt worden. Überflutet sind Wohngrundstücke und große Teile der anliegenden Äcker. Das neue Biotop findet großen Zuspruch bei Wildenten, Möwen und Wildgänsen, die hier ein kleines Paradies vorfinden. Besonders an sonnigen Tagen sieht es hier wirklich schön aus, das idyllische Bild wird durch die vielfältigen Stimmen der Wasser- und Singvögel vervollkommnet.

Die betroffenen Einwohner sehen die verwandelte Landschaft dagegen mit Sorge. "Schauen Sie mal her", sagt Zietz und hebt den Deckel vom niedrigen Hausbrunnen hoch. Der Wasserpegel darin reicht fast bis zum Rand. "Und jetzt ziehen Sie von hier gedanklich eine Linie zum Haus. Dann sehen Sie, wie hoch das Wasser in meinem Keller steigen kann." Permanent läuft im Keller eine Pumpe, damit die hier befindliche Heizung nicht überschwemmt wird. Diese kann mit Holz und Öl betrieben werden. Aus Kostengründen heizt Zietz in erster Linie mit Holz. Dieser Brenner liegt niedriger und wurde schon einige Male vom Wasser gelöscht. "Eigentlich müsste ich jetzt die Heizung wo anders unterbringen, dies wäre aber wiederum mit Kosten verbunden", schildert der Hausherr.

Nur einen Katzensprung entfernt liegt das Grundstück von Erhard Zinke. Seit November steht ein Großteil davon unter Wasser. Zwischen dichten Tannen schnattern und tauchen Wildenten. Im Keller des schönen alten Hauses ist ebenfalls Wasser. Eine frisch angelegte Drainage verhindert, dass es noch mehr steigt. "Es fängt hier auch schon an zu schimmeln", bemerkt Zinke.

In der Stadtverwaltung des Südlichen Anhalts ist das Problem bekannt. Viel ausrichten kann die Stadt allerdings nicht: Vom Hochwasser sind etliche Dörfer betroffen, um allen zu helfen, reichen die städtischen Möglichkeiten nicht. Also werden Schwerpunkte gesetzt, und in diesem Jahr sind es die Sanierung des Landgrabens und der Bau des Abflussgrabens in Storkau.

Die betroffenen Libehnaer müssen also erst einmal mit dem Wasser leben. Uwe Zietz hat sich jedenfalls ein kleines Boot angeschafft. Spaßeshalber dreht er manchmal eine Runde auf dem neuen See. Leider passt neben ihm und der Hündin Cindy kaum jemand anderer hinein. Sonst könnte er tatsächlich Fährdienste anbieten. Zum Beispiel für eine Gruppe von Rentnern aus Zörbig, die auf ihrer Radtour nach Libehna kam und nicht auf der Kreisstraße, sondern auf einer anderen ruhigen asphaltierten Straße in Richtung Köthen fahren wollte. Am Grundstück von Zietz mussten sie umkehren: Ein großer Straßenabschnitt vor ihnen stand unter Wasser.