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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Land will Kommunen unterstützen

Von HELMUT DAWAL 20.07.2011, 16:16

SÜDLICHES-ANHALT/MZ. - "Die Lebensqualität bei uns in Libehna ist nicht mehr schön." Uwe Zietz nahm am Mittwoch gegenüber Hermann Onko Aikens kein Blatt vor den Mund. Er berichtete dem sachsen-anhaltischen Umwelt- und Landwirtschaftsminister, wie dramatisch sich die Lage im Dorf seit dem Herbst vergangenen Jahres durch die vielen Niederschläge und den hohen Grundwasserstand entwickelt hat.

Zwei Pumpen laufen mittlerweile im Haus von Familie Zietz, um den Keller halbwegs begehbar zu kriegen. Zietz schilderte, wie er im Frühjahr mit dem Schlauchboot durch Teile des Ortes gerudert ist. Und zeigte, dass sich die Situation noch nicht entspannt hat. " Eschen, Fliederbüsche und Sträucher stehen im Wasser, doch durch das Wasser sind sie mittlerweile tot."

Auch in Locherau fiel die Botschaft kaum anders aus. Torsten Zachlod hatte die Tür zur Garage seines Hauses weit geöffnet und ließ den Minister hineinschauen. Auch bei Familie Grevsmühl / Zachlod steht das Wasser in Garage und Keller. Und Aikens hätte sich noch viele andere Häuser in Libehna oder Locherau anschauen können - betroffen sind viele Bewohner. "Obwohl wir eine lange Trockenheit im Frühjahr hatten, sind die Keller noch immer voll. Es ist ein Jammer", befand die Landtagsabgeordnete Brigitte Take (CDU). Als Vorsitzende des zeitweiligen Landtagsausschusses "Grundwasserprobleme, Vernässungen und das dazugehörige Wassermanagement" hatte sie den Minister eingeladen, sich vor Ort ein Bild zu machen. Kommunalpolitiker, Vertreter von Unterhaltungsverbänden und diversen Ämtern sowie einige Bürger fanden sich gleichfalls ein.

Lob für schnelles Reagieren

"Ich bin beeindruckt und bedrückt zugleich", sagte Aikens nach einer Rundfahrt durch das Gebiet. Die Tour führte auch an einigen Abschnitten des Landgrabens vorbei, an denen auf Initiative der Stadt Südliches-Anhalt Abholzungen stattfanden, um dem Unterhaltungsverband einen besseren Zugang zur Grabenpflege zu verschaffen. Auch eine erneuerte Grabenüberfahrt über ein ausgewechseltes Rohr nahm Aikens in Augenschein. Und lobte ausdrücklich das schnelle Reagieren der Kommune, um die Situation etwas zu lindern. Aikens schaute sich zudem einige Felder an, deren Zustand die Sorgen der Landwirte verdeutlichten - auf ein- und demselben Schlag vertrocknete Pflanzen und nur wenige Meter daneben Pflanzen, die abgesoffen sind.

Grabenunterhaltung hinterfragen

"In dieser Region wirken viele Faktoren", fasste der Minister zusammen, was er gesehen und aus den Gesprächen mit Bürgern und Landwirten erfahren hat. Da seien die Auswirkungen des früheren Braunkohlebergbaus, unter denen insbesondere der südliche Bereich von Libehna leide. Die deutlich reduzierte Wasserentnahme und die zurückliegenden Jahre mit überdurchschnittlichen Niederschlägen hätten in vielen Regionen des Landes zu einem Grundwasseranstieg geführt. Bei 40 Prozent aller Grundwassermessstellen des Landes seien in diesem Jahr "historische Höchststände" verzeichnet worden. Und wie sich das Grundwasser weiterentwickeln werde, wisse niemand. "Die Klimaforscher sagen, dass extreme Wetterlagen zunehmen werden", bemerkte der Minister. Nicht zuletzt müsse die Unterhaltung der Gräben hinterfragt und mit den zuständigen Einrichtungen diskutiert werden. "Ich habe das ja heute gesehen. Warum in den Gräben Bäume stehen, das erschließt sich mir nicht so recht."

"Unser Ziel muss ein intelligentes Wassermanagement sein, um die Häuser der Bürger zu schützen und den Landwirten ihre Arbeit zu ermöglichen", äußerte Aikens. Damit beschäftigen sich im Land bereits sieben Arbeitsgruppen, die dabei sind, die Situation zu analysieren, die rund 7 000 eingegangenen Fragebögen von landesweit betroffenen Bürgern auszuwerten und geeignete Maßnahmen zu erarbeiten. Er werde im Herbst einen ersten Bericht vorlegen, und zwar zu dem Zeitpunkt, wo sich der Landtag mit dem Haushalt beschäftigt. Die Kommunen, so Aikens, können die nötigen Maßnahmen nicht stemmen. "Im Kabinett herrscht Klarheit darüber, dass wir ein paar Euro in die Hand nehmen müssen", sagte der Minister. Der selbst zu den Betroffenen zählt. Erstmals seit 1993 stehe in seinem Wohnhaus Wasser im Keller.