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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Fremdwasser verursacht Mehrkosten

Von HELMUT DAWAL 30.12.2010, 19:27

LÖBEJÜN/MZ. - Im Klärwerk des Abwasserzweckverbandes (AZV) "Fuhne" in Löbejün kommt seit einigen Wochen deutlich mehr Abwasser an. Allerdings sind die Fäkalien erheblich verdünnt. Mit anderen Worten: Es wird Fremdwasser, so bezeichnen es die Abwasserexperten, mit in das Leitungssystem eingespeist. Und das darf eigentlich nicht sein. Die Abwasserleitungen wurden ausschließlich für den Transport von Fäkalien von den Grundstücken zur Kläranlage gebaut. Regenwasser und abgepumptes Grundwasser haben in diesen Leitungen nichts zu suchen.

Uta Heise, die amtierende AZV-Geschäftsführerin, beobachtet diese Entwicklung mit großer Sorge. "Wir kriegen langsam Angst", äußerte sie in einem MZ-Gespräch. Die Fremdeinleitung von Wasser verursache dem Verband bereits jetzt deutliche Mehrkosten. Diese müssten letztlich von allen Gebührenzahlern getragen werden. Gehe die Entwicklung so weiter, werde es nicht möglich sein, die Gebühren zu senken, äußerte sie.

Mit Hilfe der installierten Fernwirktechnik kann Klärwerksmeister Carsten Bartz genau nachkommen, wo und wann Fremdwasser in die Abwasserleitungen gepumpt wird. "Das geschieht vor allem in den Nachtstunden, aber auch vereinzelt am Tage. Zu diesen Zeiten sind Abpumpzyklen zu erkennen", sagte er. Mengenmäßig sehe es so aus, dass im Klärwerk im Vergleich zu normalen Zeiten gegenwärtig fast die doppelte Menge an Abwasser ankommt. "Wir haben im Durchschnitt 600 bis 650 Kubikmeter pro Tag. Jetzt schwankt es zwischen 1000 und 1200 Kubikmetern", nannte er konkrete Zahlen.

Beim AZV "Fuhne" geht man davon aus, dass es sich bei diesem Fremdwasser vor allem um Wasser handelt, das bei den Leuten in den Kellern ihrer Häuser steht. Dieses Wasser wird offenbar auf illegalem Wege in das Abwassernetz gepumpt. "Entweder wird der Schlauch in irgendein Waschbecken gelegt, wo das abgepumpte Wasser dann in das Kanalnetz gelangt, oder man hat sich auf dem Grundstück eine andere Zuleitung zum Kanalnetz geschaffen", äußerte der Klärwerksmeister. Das könne nicht länger hingenommen werden.

Laut Geschäftsführerin Heise hat sich allein durch den zusätzlichen Betrieb der Pumpen der Stromverbrauch um 20 Prozent erhöht. Die Kosten im Klärwerk, die durch die Behandlung der zusätzlichen Abwassermengen entstehen, seien noch nicht ermittelt worden. Und noch eins befürchtet Uta Heise: "Durch die großen Wassermengen kann die Biologie des Klärprozesses durcheinander gebracht werden, was uns weitere Probleme und Kosten bereiten wird."

Der AZV hat inzwischen eine Vielzahl von Schreiben an Grundstückseigentümer geschickt und auf das Problem hingewiesen. Vor allem aus den Orten Mösthinsdorf, Glauzig, Plötz, Trebbichau an der Fuhne, Hohnsdorf, Wieskau, Maasdorf und Ostrau kommt das Fremdwasser. Das, so die Geschäftsführerin, lasse sich anhand der Laufzeiten der Pumpen ablesen.

Wohin sollen aber die Leute das Wasser aus den Kellern pumpen? Diese Frage wurde zur jüngsten Verbandversammlung angesprochen. Genutzt werden sollten die in den Orten vorhandenen Regenwasserleitungen, hieß es. Und für das Grundwasser, das in die Keller der Häuser dringe, müsse eine großflächige Lösung gefunden werden, für die der AZV allerdings nicht zuständig sei. Gleichwohl, versicherte die Geschäftsführerin, biete der AZV an, gemeinsam mit den betroffenen Grundstückseigentümern nach einer Lösung zu suchen. "Sie sollten sich bei uns melden, unsere Leute schauen sich dann die Situation vor Ort an."