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Anhalt-Bitterfeld Anhalt-Bitterfeld: Die Münze prägt wieder

Von Katrin Noack 18.05.2012, 18:09

radeGast/MZ. - Falschmünzer Gerd Teuchler und sein Gehilfe Peter Raschta prägen nun wieder Münzen. Mit eigenem Werkzeug. Denn die neue schwarz lackierte Handspindelpresse, die sie am vergangenen Sonntag offiziell in Betrieb nahmen, ist das frisch erworbene Eigentum des Heimat- und Trachtenvereins Radegast. Die mannshohe, etwa 900 Kilogramm schwere Presse ziert nun die Räume des eigens dafür umgebauten Vereinshaus im Hinterhof der örtlichen Polizeistation.

Seit 2003 bringen Gerd Teuchler und Peter Raschta mit der Falschmünzerei Reisegruppen und Schulklassen ein Stück Radegaster "Geschichten zum Anfassen" näher, wie Teuchler sagt. Er zeigt mit Hilfe der historischen Maschine, Stempeln und Hilfsgeräten, wie im Ort einst Münzen von hoher Qualität geprägt wurden - wenn auch mit kriminellem Eifer. "Zinn, Silber, Kupfer und Gold kann mit der Presse bearbeitet werden", erklärt Teuchler. Die Besucher können anschließend selbst kostenlos eigene Münzen prägen.

Bisher allerdings nutzten sie zur Prägung von Medaillen und Münzen die Leihgabe eines Metallwarenbetriebs aus Baden-Württemberg. Der stellte die Radegaster im Januar vorigen Jahres vor die Wahl: Entweder sollten sie die Presse zurückgeben oder aber für 6 000 Euro kaufen. "Das war für uns zu teuer", erinnert sich Teuchler. Der Vertrag wurde gekündigt, die Münze stand still.

Die Suche nach einem Ersatz begann - was sich schwierig gestaltete, wie der Falschmünzer berichtet: "Es ist nicht einfach, so eine Presse zu bekommen". Hilfe bekam er durch einen Bericht der MZ über die Sorgen der Falschmünzerei. "Wir bekamen zwölf Anrufe mit Angeboten von Leuten, die den Artikel gelesen hatten", schildert Teuchler.

Den entscheidenden Kontakt machte er dann aber auf dem Sachsen-Anhalt Tag in Gerdelegen: "Herr Gallas, ein Graveur, hatte genau das, was wir brauchten", berichtet Teuchler. Die Handspindelpresse der Firma aus Brauns- bedra, gefertigt 1920 in Aschaffenburg, hatte allerdings auch ihren Preis. Verraten will ihn der Falschmünzer zwar nicht, wohl aber, wer die Kosten für den Kauf und die noch einmal so teure Instandhaltung übernahm. "Der Landrat bot sich an, dass der Landkreis die Kosten übernehmen könne", sagt Teuchler. Die Stadt Südliches Anhalt streckte dann zunächst das Geld vor, denn "wir mussten schnell handeln".

Bis die Münzpresse aber ihren Betrieb aufnehmen konnte, war noch ein großes Problem zu beseitigen. Das gute Stück war nämlich zu hoch für den geplanten Standort in den Räumen des Heimatvereins. "Wir mussten den Boden 'rausnehmen und ihn neu machen", beschreibt der Falschmünzer. So steht die neue Presse nun zwar an ihrem vorgesehenen Platz, allerdings gut zwanzig Zentimeter tiefer als der übrige Boden. Und auch zwischen dem Rad der Presse und den Wänden bleiben zu den Seiten und zur Decke nur wenige Zentimeter Platz.

Für den Falschmünzer Teuchler und seinen Gehilfen sei dies bei ihrer Arbeit jedoch kein Problem, wie sie versichern. Zum Beweis setzen sie mit einigen präzisen Handgriff das Rad und damit die Münzpresse in Bewegung. Wenig später präsentieren sie eine gleichmäßig geformte Münze mit einem fein geprägten Radegast-Motiv