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Akten verschwunden?  Akten verschwunden? : In der Synagoge Gröbzig sollen Unterlagen fehlen

Von Doreen Hoyer 19.05.2018, 06:00
Fehlen im Museum Synagoge Gröbzig Akten?
Fehlen im Museum Synagoge Gröbzig Akten? Archiv/Heiko Rebsch

Gröbzig - Man müsse die Situation ja nicht „mit Gewalt eskalieren lassen“, sagt Bernhard Böddeker. Und doch stehen die Zeichen auf Sturm rund um den Trägerwechsel beim Museum Synagoge Gröbzig. Böddeker, Vorsitzender des Museumsvereins, bestätigt der MZ auf Nachfrage, dass Gegenstände aus der Synagoge fehlen. „Es gibt tatsächlich einen erheblichen Schwund an Eigentum des Museums.“ In erster Linie geht es um Akten.

Verschwundene Akten: Ein Teil taucht in Dessau wieder auf

Ein Teil davon sei statt in Gröbzig in der Dessauer Dependance des Landesarchivs aufgetaucht, so der Vize-Landrat. Offenbar habe die noch amtierende Museumsleiterin Marion Méndez sie dorthin gebracht. Man denke darüber nach, Anzeige zu erstatten. Dennoch sollen die Unterlagen erst einmal in Dessau bleiben. Dort seien sie immerhin sicher und gut untergebracht.

„Es gibt aber auch Dinge, bei denen völlig unklar ist, wo sie sich befinden“, fährt Böddeker fort. Das betreffe unter anderem einen Brief aus der NS-Zeit, der möglicherweise Aufschluss über das Verhältnis von nichtjüdischen Gröbzigern zur Synagoge geben könnte. Böddeker spricht von „einem großen Streit über das Inventar“ des Museums. Teilweise sei noch zu klären, welche Bestände es überhaupt gab und gibt.

In anderen Fällen könnte der Zwist sich darum drehen, wer Eigentümer ist: das Museums selbst oder der ehemalige Träger, der Verein „Freunde und Förderer des Museums Synagoge Gröbzig“? Dieser hatte die Trägerschaft Anfang des Jahres abgeben müssen, nachdem Stadt, Landkreis und Land ihm weitere finanzielle Unterstützung versagt hatten. Der neue Museumsverein übernahm und beschäftigt Museumsleiterin Marion Méndez weiter - jedoch nur bis zum Ende von deren Kündigungsfrist zum Juli.

Inventar: Unerlaubt entfernt oder gerettet?

Marion Méndez weist die Vorwürfe, sie habe unerlaubt Dinge aus der Synagoge entfernt, entschieden zurück. Im Gegenteil: Besagte Akten habe sie genau genommen gerettet. In den 1990er Jahren habe die Stadt vieles schreddern wollen. „Die wären dann für alle Zeit verloren gewesen.“ Es habe sich um Bestände wie Schul- und Polizeiakten gehandelt. Sie habe das verhindert und mit Unterstützung von ABM-Kräften in jahrelanger Arbeit die Akten gesichert und sortiert.

Doch in der Synagoge seien sie schlecht aufgehoben gewesen. „Es bestand die Gefahr, dass sich Schimmel ausbreitet und sie zerstört.“ Darum habe sie sie Ende 2017 nach Dessau bringen lassen. Mitarbeiter des Archivs hätten die Bestände in Gröbzig abgeholt. „Was nicht überführt wurde, ist in der Dauerausstellung.“

Eigentumsverhältnisse müssen geklärt werden

Ansonsten habe man nur Akten des ehemaligen Trägervereins mitgenommen. Besagten Brief aus der NS-Zeit habe sie nie gesehen. Er tauche auch in keiner Inventarliste auf. Méndez arbeitet seit Mitte der 1990er Jahren in der Gröbziger Synagoge. „Was vor meiner Zeit passiert ist, kann ich natürlich nicht sagen.“

Doktor Andreas Erb, Abteilungsleitung des Landesarchivs, bestätigt, dass die Unterlagen „vorübergehend“ in Dessau sind. Um die Eigentumsverhältnisse zu klären, stehe man mit der Stadt Südliches Anhalt und dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld in Kontakt. Méndez habe das Archiv Ende 2017 um Unterstützung gebeten. „Angesichts des geplanten, aber noch ausstehenden Trägerwechsels war aus damaliger Sicht auch der Verbleib des dortigen Archivs und der bloße physische Erhalt der (...) Archivalien ungewiss.“ Provisorisch habe man die Akten im Magazin eingelagert. (mz)