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"90 Jahre Industrieansiedlung" "90 Jahre Industrieansiedlung": Weißandt-Gölzau feiert seine eigene Erfolgsstory

Von Regine Michel 29.07.2018, 12:00
Die Ostansicht des Schwelwerkes Gölzau. Die Aufnahme ist auf Mitte 1928 zu datieren. Das Tanklager fehlt noch, aber das Kraftwerk ist schon wegen der Strom- und Wärmeversorgung in Betrieb. Die Radegaster Straße ist noch ein unbefestigter Feldweg.
Die Ostansicht des Schwelwerkes Gölzau. Die Aufnahme ist auf Mitte 1928 zu datieren. Das Tanklager fehlt noch, aber das Kraftwerk ist schon wegen der Strom- und Wärmeversorgung in Betrieb. Die Radegaster Straße ist noch ein unbefestigter Feldweg. Verein Kulturregion Anhalt & Bitterfeld

Weißandt-Gölzau - Im September vor 90 Jahren verließ der erste Güterzug mit synthetischem Benzin aus vor Ort und 80 Meter Tiefe geförderter Braunkohle den Bahnhof des neu erbauten Schwelwerkes in Weißandt-Gölzau.

Dieses Ereignis markiert den Startpunkt einer beispielhaften industriellen Erfolgsstory in Sachsen-Anhalt. Es war das Ende der reinen Agrarwirtschaft südlich von Köthen, brachte mehr als tausend Arbeitsplätze ins flache Land und bewirkte im Umkreis von etwa 30 Kilometern bei Handwerkern und Betriebsangestellten eine Wohlstandsentwicklung der bis dahin recht armen Bevölkerungsschicht.

Auch im Zuge der Deutschen Einheit konnte Industriestandort Weißandt-Gölzau gesichert werden

Auch nach dem einschneidenden Strukturwandel in den 1960er Jahren, der Schließung der Grube und dem Abfahren der Chemieanlagen wurden durch die Errichtung des Kunststoff verarbeitenden Betriebes VEB Gölzaplast auf der anderen Straßenseite und die Umnutzung der alten Fabrikgebäude zu Metall bearbeitenden Werkstätten des Sonderanlagenbaus von ORWO Wolfen die Arbeiter und Angestellten sozial aufgefangen.

Auch während der wirtschaftlichen Transformationsprozesse im Zuge der Deutschen Einheit konnte der Industriestandort Weißandt-Gölzau durch das Engagement seiner Einwohner, mutiger Unternehmer sowie Landes- und Kommunalpolitiker nachhaltig gesichert werden. Sie ließen es nicht zu, dass Weißandt-Gölzau wie so viele andere Industriegebiete zu einer Industriebrache verkam.

Der erfolgreiche Verkauf der einzelnen Produktionssparten und Firmenneuansiedlungen bewirkten auch die Entwicklung von Weißandt-Gölzau.

Das Jubiläum „90 Jahre Industrieansiedlung“ soll am 15. September 2018 festlich begangen werden.

Die Ortschaft ist heute gut bestückt: zwei Supermärkte, ein Restpostenmarkt, Tankstelle, Sparkassenfiliale, Arzt-, Zahnarzt- und Tierarzt-Praxen, eine Einrichtung für altersgerechtes Wohnen, Einfamilienhaus- und Siedlungsbauerweiterung, Gaststätten und viele kleine Handwerksbetriebe.

Darauf sind die Weißandt-Gölzauer stolz. Das Jubiläum „90 Jahre Industrieansiedlung“ soll am 15. September 2018 festlich begangen werden.

Das Projekt sieht die Errichtung eines Erinnerungsensembles in Weißandt-Gölzau vor. Es soll aus einer historisch gestalteten Tafel, einer Bergmannsskulptur aus Cortenstahl und einer der letzten Braunkohlewagen bestehen und im Verwaltungshof der Stadt Südliches Anhalt aufgestellt werden.

Finanzielle Unterstützung durch die Firmen der Umgebung

Unter dem Titel „Menschen und ihr Werk“ wird im Foyer des Sport- und Kulturzentrums eine Fotoausstellung zu sehen sein. Nach historischen Fotos wird ein Replik der Vereinsfahne der Gölzauer Bergleute hergestellt.

Die Vorbereitung und Durchführung dieses Jubiläums ist und wird eine gemeinsame Sache aller Ortsansässigen sein. Die Firmen Pergande Group, Polifilm GmbH, Sondermaschinenbau Köthen GmbH, Fanalmatic Gesellschaft für Umwelttechnik und Industrieautomation mbH, der Verein der Bundestagsfraktion DIE LINKE und die Hilzinger GmbH sowie Ortschaftsräte, Mitglieder der Volkssolidarität und interessierte Bürger haben reichlich Geld gespendet.

Andere Firmen wie Oberflächentechnik Gölzau GmbH und horizont projekt Gmbh geben Unterstützung mit Eigenleistungen. Die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld und ihre Bürgerstiftung sowie die Köthen Energie geben ebenfalls finanzielle Unterstützung.

Koordination zur Durchführung und Gestaltung des Festes liegt in den Händen des Ortschaftsrates

Das Amt für Wirtschaftsentwicklung und Tourismus des Landkreises übernimmt 90 Prozent der Kosten der Nachbildung der Vereinsfahne der Gölzauer Bergleute. Alle Mitstreiter, die sich für das Jubiläum engagieren, sind von der großartigen Unterstützung überwältigt und sehr dankbar.

Die Koordination zur Durchführung und Gestaltung des Festtages liegt in den Händen des Ortschaftsrates und des Vereins Kulturregion Anhalt & Bitterfeld e.V. sowie der ortsansässigen Vereine. Die Feierlichkeiten beginnen mit der Enthüllung der Erinnerungstafel sowie dem Salutschießen im ehrenden Gedenken an die unter Tage tödlich verunglückten Bergmänner.

Es schließen sich ein musikalischer Frühschoppen mit Freibierausschank, kulturelle Darbietungen der Vereine, Filmvorführungen über historische und aktuelle Firmenansiedlungen während der 90 Jahre an. Außerdem wird bei einem Luftgewehr-Schießwettbewerb der Schützenkönig ermittelt und geehrt. (mz)