Weingut Hanke in Jessen Weingut Hanke in Jessen: Goldener Chardonnay

Jessen - Die jüngste Landesweinprämierung in Sachsen hat auch dem Jessener Weingut Hanke viermal Edelmetall beschert. Was Winzer Ingo Hanke sehr zufrieden strahlen lässt. Dass er als Erzeuger aus Sachsen-Anhalt seine Edeltropfen bei der Prüfung in Sachsen anstellen darf, hängt bekanntlich mit dem zweigeteilten Status der im hiesigen Tal der Schwarzen Elster reifenden Trauben und des daraus gewonnenen Weins zusammen: Wenn es um die Rebstöcke auf den Hängen geht, ist der Weinbauverband Sachsen-Anhalt zuständig. Befindet sich der Wein jedoch in der Flasche, gilt die Orientierung nach Sachsen. Was mit der einstigen Lieferung an den Dresdener Hof zusammenhängt.
Anderthalb Jahre im Fass
Gold hat der Chardonnay trocken, im Barrique (Eichenfass) gereift, des Jahrgangs 2015 vom Jessener Gorrenberg dem Weingut Hanke eingebracht. „Der Chardonnay lag von November 2015 bis Mai 2017 im Fass aus Eiche“, erläutert Ingo Hanke der MZ. „Dann wurde er in Flaschen abgefüllt und durfte noch mal fast ein Jahr ruhen.“
96 Weine und Sekte von 16 Weingütern wurden bei der 2018er Landesweinprämierung Sachsen alles in allem ausgezeichnet. 14 davon bekamen eine Goldmedaille. Damit haben sich laut Weinbauverband-Chef Michael Thomas so viele Weingüter beteiligt wie noch nie zuvor. Fünf Goldmedaillen gingen an Schloss Proschwitz, drei an Schloss Wackerbarth, zwei an die Winzergenossenschaft Meißen. Jeweils eine bekamen das Weingut Herrenberg, Vincenz Richter, Jan Ulrich und das Weingut Hanke in Jessen. Was Michael Thomas als „schöne Entwicklung in der Breite“ bezeichnete.
Besonders erfreut zeigte sich der Chef des Weinbauverbands Sachsen über die Teilnahme und das gute Abschneiden der Winzergenossenschaft. Sie sei für die Region besonders wichtig, da sie für viele der rund 2 000 kleinen Anbaubetriebe den Wein keltere. Das Verkosten der edlen Tropfen bei der Landesweinprüfung Sachsen fand erstmals unter Leitung und nach den bewährten Regeln der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) statt. Damit will der Weinbauverband die Transparenz und Glaubwürdigkeit des Wettbewerbs sicherstellen. Eine siebenköpfige Jury nahm die Bewertung der Edeltropfen vor.
Die Meldefrist für die sächsische Landesweinprämierung lief Ende Juni/Anfang Juli ab, meint sich der Winzer zu erinnern. Bis dahin hatte er neben dem Chardonnay noch drei weitere Weine eingereicht, die alle eine Bronzemedaille holten: Kerner halbtrocken 2017; Scheurebe halbtrocken 2016; Cabernet Blanc, Kabinett trocken. „Das war insgesamt sehr erfolgreich“, so der Kommentar von Ingo Hanke zu der Medaillen-Ausbeute.
An der parallel laufenden bundesweiten Weinprämierung der DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) konnte sich das Jessener Weingut Hanke nicht beteiligen. „Ich kann bei der DLG nur Weine anstellen, die zuvor bei der Gebietsweinprämierung eine Medaille geholt haben. Und die Anmeldefrist bei der DLG endete auch Ende Juni“, erläutert der Winzer. „Als ich von meinen Medaillen in Sachsen erfahren habe, war es für die DLG-Prüfung des Chardonnay zu spät.“ Außerdem müsse für die DLG-Bewertung noch eine Mindest-Flaschenmenge vorrätig sein. „Diese Größenordnung einzuhalten, wäre beim Chardonnay schon schwierig geworden.“
Hoffest am 8. September
Bereits völlig ausverkauft ist mittlerweile die in Sachsen mit Bronze bedachte Scheurebe halbtrocken 2016. Die ebenfalls prämierten Kerner, Cabernet Blanc und Chardonnay jedoch sind beim Weingut Hanke noch zu haben und können demzufolge auch beim Hoffest, das am Samstag, 8. September, ab 11 Uhr stattfindet, probiert werden.
Diese Traditionsveranstaltung lockt wieder mit Schaupressen von Trauben (gegen 13 und 17 Uhr), musikalischer Begleitung ab 14 Uhr, Weinbergsrundfahrten, mit Flamm- und Zwiebelkuchen, Federweißem sowie einem Kessel voller selbst gekochtem Pflaumenmus. Sächsische Weinhoheiten haben sich ebenso angesagt wie Jessens aktuelle Weinprinzessin Jenny Zumpe. Als Höhepunkt verweist Ingo Hanke auf den Auftritt von drei Gesangsensembles aus dem Stadtgebiet: Ab 16 Uhr sind die Männerchöre aus Jessen und Schweinitz sowie der Jessener Frauenchor zu erleben. Sie singen in der neuen großen Halle des Weinguts auf den Unterbergen, Alte Schweinitzer Straße 80.
Inzwischen hat bei dem Familienbetrieb die 2018er Weinlese begonnen. „Sie läuft noch nicht voll“, schränkt Ingo Hanke ein, „aber wir haben in der vorigen Woche schon langsam angefangen. Erst mal beim Schwarzriesling und beim Spätburgunder.“ Denn zum Auftakt werden die Trauben für den Sekt/Champagner von den Hängen geholt. Gilt es da doch einige Besonderheiten zu berücksichtigen: „Die Beeren haben in diesem Jahr wegen des warmen Sommers schon früh eine sehr hohe Öchsle-Zahl (Maßeinheit für das Mostgewicht - die Redaktion) erreicht“, klärt der Fachmann auf. „Um die 80 Grad Öchsle soll der Most für den Sekt/Champagner haben. Das ergibt etwa elf Volumenprozent Alkohol.“ In der zweiten Gärung in der Flasche - unter Zuckerzusatz - entstehe ja noch mal Alkohol. „Und dann ist man schon bei zwölf, dreizehn Prozent.“ Noch mehr könnte zu Gärproblemen führen, weiß Ingo Hanke. „Die Hefen sterben ab.“
In der bevorstehenden Woche ist dann der Müller-Thurgau an der Reihe. Erste Trauben davon werden vielleicht schon am heutigen Freitag geerntet, zeigt sich der Winzer flexibel und verweist mehrfach aufs Wetter.
Je nach Reifezustand
Im Weiteren folgen der Regent - „obwohl es beim Rotwein noch nicht so drängelt“, wie Ingo Hanke anmerkt - der Kerner oder der Acolon oder der Burgunder. „Das wird je nach Reifezustand entschieden“, erklärt er. „Man wird diesmal nicht so nach Sorten gestaffelt lesen können wie andere Jahre.“ Bereits 2017 sei die klassische Reihenfolge nicht zu halten gewesen. Fest stehe jedoch, die Riesling-Ernte komme wie immer zum Schluss. Wann das sein werde, lässt der Experte offen und bringt erneut das Wetter ins Spiel. Er schätzt grob: „Anfang Oktober sind wir sicher fertig.“ Und: „Wir lassen keine Trauben für Eiswein hängen.“ Dafür seien die Voraussetzungen wegen der frühen Reife äußerst ungünstig.
Zur Orientierung lässt Hanke wissen: „In einem normalen mitteleuropäischen Jahr beginnt die Lese vom Müller-Thurgau um den 25. September. Dem sind wir jetzt rund drei Wochen voraus.“ Den zu erwartenden Ertrag bezeichnet er als gut. „Die Trauben sehen gesund aus, es gibt keine Schädlingsprobleme.“ Aber die Beeren fallen wegen der langen Trockenperiode etwas kleiner aus als sonst. Der Jessener spricht von einer „großen Differenz zwischen Kilo-Ertrag und Most-Ausbeute“. (mz)