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Was alles gehört zum Schabbat?

Von Detlef Mayer 30.06.2008, 15:54

Jessen/MZ. - Der blaue Bus war auf dem Pausenhof nicht zu übersehen. Gleich daneben hatten die drei Guides Jasmin Bruck, Ulrike Granitzki und Johannes Schwarz die mobile Ausstellung aufgebaut, die allen Mädchen und Jungen in der unterrichtsfreien Zeit zugänglich war. Auch Fragen der Jugendlichen rund um deutsch-jüdische Historie und jüdische Religion wurden kompetent beantwortet. Außerdem gab es zwei Workshops für neunte Klassen zum Thema jüdisches Leben nach 1945 in Deutschland.

55 weiterführende Schulen in elf Bundesländern werden in diesem Jahr von "on.tour - Das Jüdische Museum macht Schule" besucht. Vom 30. Juni bis 4. Juli steuert der Tourbus fünf Bildungseinrichtungen in Sachsen-Anhalt an. Wie Jasmin Bruck der MZ erklärte, sind alle in Frage kommenden Schulen im Land im Vorfeld angeschrieben worden. Interesse an einer Visite des JMB haben zwölf Prozent bekundet, was schon einen relativ hohen Satz darstelle.

Übrigens ist das JMB 2007 erstmals "on.tour" gegangen, um gezielt den Nachwuchs stärker zu erreichen. Seit der Eröffnung 2001 haben rund eine Million Kinder und Jugendliche das Museum in Berlin besucht. Schüler im Klassenverband aus Sachsen-Anhalt waren es im vorigen Jahr gerade mal 1 055.

Die Ausstellung auf dem Schulhof bestand aus roten Quadern zu den Themenkomplexen "Jüdischer Alltag", "Leben und Überleben", "Chancen und Diskriminierung" sowie "Jüdische Feiertage". Die Quader mussten immer wieder gewendet werden, um die Gegenstände in den 16 Vitrinen sehen und die Erläuterungen dazu lesen zu können. Ein Laufzettel mit fünf Fragen führte die Schüler durch die "Würfellandschaft". Wer am Ende die richtigen Antworten notiert hatte, wurde mit einer CD "Starke Stimmen gegen Rechts" belohnt. Wissen wollten die JMB-Leute, welche drei Dinge man zum Schabbat (7. Tag in der Woche) braucht (Kerzen, Wein, Brot), wo Levi Strauss (Jeans-Produzent) geboren wurde (im fränkischen Buttenhausen) oder in welcher Sprache die Tora geschrieben ist (Hebräisch).

In den Workshops ging es alles andere als abstrakt zu, vielmehr äußerten sich Juden selbst zu ihrer Kindheit und Jugend nach 1945 (nach dem Ende des Holocaust, der Ermordung von sechs Millionen Juden). Dazu hörten sich die in Grüppchen aufgeteilten Schüler Erinnerungen sechs jüdischer Frauen und Männer verschiedener Generationen von iPods an und arbeiteten dann mit Hilfe eines großen Plakats für Stichpunkte sowie eines kurzen Vortrags vor ihren Mitschülern Besonderheiten heraus. Eine der Persönlichkeiten, die da vorgestellt wurden, war Wladimir Kaminer, ein bekannter Schriftsteller ("Russendisko"), Dramaturg und Schauspieler. Er wurde 1967 in Moskau geboren, lebt aber seit 1990 in Berlin.