1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Jessen
  6. >
  7. Tourismus in Jessen: Tourismus in Jessen: Ehepaar Jessen in Jessen

Tourismus in Jessen Tourismus in Jessen: Ehepaar Jessen in Jessen

Von Frank Grommisch 05.08.2016, 07:13
Barbara und Olaf Jessen haben sich fürs Erinnerungsfoto das Ortsschild in der Annaburger Straße ausgesucht. Man beachte die von einem ihrer Söhne gestalteten T-Shirts mit der Aufschrift „Yes’n“, Jessen  international sozusagen.
Barbara und Olaf Jessen haben sich fürs Erinnerungsfoto das Ortsschild in der Annaburger Straße ausgesucht. Man beachte die von einem ihrer Söhne gestalteten T-Shirts mit der Aufschrift „Yes’n“, Jessen  international sozusagen. Grommisch

Jessen - Das musste sein. Das Radler-Ehepaar wollte sich unbedingt vor einem Schild fotografieren lassen, auf dem Jessen steht. Schließlich tragen auch sie diesen Namen, Barbara und Olaf. Das Rentnerpaar aus Passau ist per Fahrrad in Richtung Norden unterwegs, Cuxhaven ist ihr Ziel. Wenn sie das erreicht haben, dann werden sie von ihrem Startpunkt Melnik in Tschechien bis in den Norden wohl 950 Kilometer unter die Reifen genommen haben. Geplant haben sie, am 14. August dort einzutreffen. Aber wenn es so gut laufe wie bisher, dann werde wohl schon am Freitag davor die Stadt an der Nordsee erreicht sein.

Bewusst angesteuert

Allerdings, am Donnerstag sind sie wahrscheinlich etwas in Verzug geraten. Denn in Jessen nahmen sie sich doch ein bisschen mehr Zeit. Den Ort an der Schwarzen Elster haben sie ganz bewusst angesteuert. Sie wollten die Stadt, die denselben Namen wie sie trägt, unbedingt mal kennenlernen. Angetan waren sie vom Marktbereich und der Langen Straße, von der Sauberkeit, und ihnen gefiel, wie hübsch der Ort aus Anlass des bevorstehenden Schul- und Heimatfestes geschmückt ist.

Mit Informationen über Jessen hatten sie sich bei Marion Kluge und Karin Jahn vom Verein Eigenständige Regionalentwicklung im Jessener Land im Rathaus versorgt. Aus Richtung Torgau waren sie in die Region gekommen, über Dommitzsch und die Elbfähre Prettin. Von Jessen wollten sie mittags dann schnell weiter, da die Wetterprognose für den Nachmittag nicht so günstig ausfiel. Über den Schwarze-Elster-Radwanderweg sollte es wieder auf den Elberadweg gehen. Wo sie übernachten, wussten sie nicht. Das hänge davon ab, wie weit sie kommen.

Unterwegs sind sie auf zwei „Schummelrädern“, sagten sie. So bezeichneten sie ihre E-Bikes. Das erleichtere manches, aber getreten werden müsse halt auch. Mit der Landschaft der Elbaue waren sie zufrieden. „Hier ist es schön flach. Da ist der Deich die höchste Erhebung“, sagte Olaf Jessen. In Tschechien sei das anders gewesen. „Da ging es bergauf und bergab.“

Im Jahr unternehmen die Jessens zwei große Touren wie die jetzige. Erst kurz davor waren sie in Tschechien an der Moldau unterwegs, von der Quelle bis zur Mündung. Danach gönnten sie sich nur acht Tage Pause, bevor es auf die Strecke in Richtung Norden mit dem besonderen Abstecher an der Schwarzen Elster ging.

Die Wurzeln der Familie Jessen liegen im Norden. Dort sei der Name doch so verbreitet wie Müller in anderen Regionen, sagte Barbara Jessen. Sie arbeitete als Sozialpädagogin in Kindergärten, betreute Drogensüchtige, und später alte Menschen. Olaf Jessen war in der IT-Branche tätig, „von der Pike auf“, wie er anmerkte. Die Lebensfreude sprudelte regelrecht aus dem Paar heraus. „Wenn man nichts macht, erlebt man auch nichts“, sagte Barbara Jessen. An dem Hobby Radfahren hätten sie gemeinsam viel Freude.

Bei schönem Wetter gesattelt

Im vergangenen Jahr seien sie an der Ostsee entlang gefahren, von der dänischen bis zur polnischen Grenze. Allerdings, sie seien „Schönwetterradler“. Die Temperaturen müssten über 15 Grad liegen und die Sonne sollte auch schon scheinen, damit es ihnen Spaß bereitet. Und da sie bei den Radtouren selbst wenig Zeit haben, sich die Orte intensiver anzusehen, steigen sie etwa im Herbst in den Zug „und dann fahren wir unsere Stationen ab“. Ein Auto besitzen sie nicht. Das Reisen mit der Eisenbahn sei auch ein Erlebnis.

Wer Jessen heiße, habe es in Süddeutschland nicht leicht, so Barbara Jessen. Andauernd müsse man seinen Namen buchstabieren. Darum tragen die Söhne keine norddeutschen Vornamen, um solchen Problemen wenigstens hierbei aus dem Weg zu gehen. Sie heißen Moritz und Felix. (mz)