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Religionsunterricht Religionsunterricht: Religionslehrerin Sabine Franz geht in den Ruhestand

Von Sven Gückel 25.11.2016, 17:54
Nach über 20 Jahren Tätigkeit als Religionslehrerin wurde Sabine Franz (2.v.r.) in Annaburg aus dem Schuldienst verabschiedet.
Nach über 20 Jahren Tätigkeit als Religionslehrerin wurde Sabine Franz (2.v.r.) in Annaburg aus dem Schuldienst verabschiedet. Sven Gückel

Annaburg - Zwei Jahrzehnte brachte Sabine Franz Kindern der Region Gott und die Welt etwas näher. Und das im wahrsten Sinne des Wortes. Als erste Religionslehrerin des Altkreises Jessen nach der Wiedervereinigung hatte sie wesentlichen Anteil daran, dass Religionsgeschichte an den Schulen wieder gelehrt werden konnte. Am Donnerstag jedoch verabschiedete sie sich ohne Wehmut in den Ruhestand.

Als die erste Landesregierung Sachsen-Anhalts 1990 die Wiedereinführung des Religionsunterrichts beschloss, suchte die Kirche in ihren Reihen nach Befähigten und Freiwilligen, die sich dieser Aufgabe annehmen. Vom damaligen Superintendenten Michael Sommer wurde auch Sabine Franz aus Löben gefragt, ob sie sich dieser Herausforderung stellen wolle.

„Mit meinem abgeschlossenen Theologiestudium und der Ausbildung zur Katechetin war ich gut gewappnet dafür. Lust, mit Kindern zu arbeiten, hatte ich auch“, blickt Sabine Franz zurück. Um dennoch für diese Aufgabe zugelassen zu werden, galt es für sie und viele andere „Junglehrer“, eine Lehrbefähigung zu erwerben.

Theoretische Wissensvermittlung in Erfurt und zahlreiche Praktika sowie Hospitationsstunden im Landkreis Wittenberg und in Rheinland-Pfalz nahm Sabine Franz auf sich, um ihr Ziel zu erreichen. Ab 1993 durfte sie Klassen unterrichten. Da der Bedarf durchaus gegeben war, es aber bis heute noch immer an ausgebildeten Religionslehrern fehlt, war Sabine Franz im Laufe der Jahre an zahlreichen Schulen des Altkreises aktiv.

So unterrichtete sie an den Grundschulen in Jessen, Annaburg, Prettin, Schweinitz und Holzdorf, aber auch den Sekundarschulen Annaburg, Holzdorf, Jessen und Prettin. An keiner Schule jedoch war sie so lange tätig wie an der Sekundarschule Annaburg. Dass sie an ihr in den Ruhestand verabschiedet wurde, war damit nur folgerichtig.

„Es waren schöne Zeiten, an allen Schulen. Bitter und schmerzhaft aber war es, einige Schulschließungen miterleben zu müssen“, betonte sie. Von den nahezu 40 Religionsschülern, die es gegenwärtig an der Sekundarschule Annaburg gibt, wurde sie gebührend in den neuen Lebensabschnitt geleitet.

Lieder des Schulchors, Gedichte, ein kleines Theaterstück, vor allem aber persönliche Geschenke bekam Sabine Franz von Schülern, aber auch Lehrern überreicht. Einen Nachfolger im Amt gibt es für sie noch nicht. Bis Anfang nächsten Jahres solle die Stelle neu besetzt werden, wurde der Schulleitung durch die zuständige Stelle der evangelischen Kirche versprochen. Bis dato nehmen die Religionsschüler am Ethikunterricht teil.

Für die 63-Jährige beginnt nun nach eigenen Aussagen ein schöner Teil des Lebens. „Endlich habe ich das, wonach ich mich immer gesehnt habe - viel Zeit“, bekannte sie im Gespräch mit der MZ. Diese Freizeit wolle sie nutzen, um Haus, Hof und Garten in Schuss zu halten, sich aber auch verstärkt um ihr Lieblingsprojekt, das „Haus der Stille“ in Löben , zu kümmern.

„Zu den nächsten Vorhaben gehört die Fertigstellung von zwei Gästezimmern. Vielleicht können wir im kommenden Jahr schon die ersten Schlafgäste bei uns begrüßen“, blickt sie hoffnungsvoll voraus.

Ehemalige Kollegen oder Schüler, die mit ihr auch in Zukunft ins Gespräch kommen möchten, müssen sich auf den Weg nach Löben machen. Sie selbst, das bekannte sie ausdrücklich, werde die Schule nicht mehr betreten. „Ich gehe gern in den Ruhestand und deshalb bin ich auch diesbezüglich konsequent.“ (mz)