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Reitertag in Jessen Reitertag in Jessen: Corona davongaloppiert

Von Boris Canje 15.09.2020, 09:20
Mit den Dressurprüfungen begann traditionell der 14. Reitertag auf dem Jessener Himmelsberg. Den beiden Preisrichtern (im Pavillon sitzend) stellten sich die jüngsten Sportler auch auf Ponys.
Mit den Dressurprüfungen begann traditionell der 14. Reitertag auf dem Jessener Himmelsberg. Den beiden Preisrichtern (im Pavillon sitzend) stellten sich die jüngsten Sportler auch auf Ponys. Boris Canje

Jessen - „Endlich“, das haben viele der 101 Reiterinnen und Reiter mit 82 Pferden aus 31 Vereinen der Bundesländer Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt gesagt, die sich am Sonntag auf dem Jessener Himmelsberg trafen. Wegen der Coronapandemie waren seit Jahresbeginn Pferdesportturniere und andere Prüfungen abgesagt. Folglich waren die Aufregung, aber auch die Freude unter den Teilnehmern groß, sich endlich wieder im Wettstreit mit anderen messen zu können.

Lange hatten die Verantwortlichen vom Himmelsberger Reit- und Fahrverein mit ihrer Entscheidung geschwankt zwischen Durchführen des nunmehr 14. Vereins-Reitertages oder seiner Absage. Vor etwa einem Monat sei dann die Entscheidung gefallen: „Wir versuchen es“. So war es von Vereinschefin Steffi Zimmer zu erfahren. Es blieb nur eine kurze Zeit für die Vorbereitung, aber es gibt ja ein eingespieltes Team.

„Alle waren hochmotiviert. Wir sind eine tolle Mannschaft und alle helfen.“ Und das nicht nur in der Vorbereitung, ebenso am Veranstaltungstage selbst. Überall waren die Helfer in ihren grünen T-Shirts zu sehen. Aber irgendwie war alles auch etwas anders.

Obligatorischer Listeneintrag

Schon am Eingang. Dort wurden Gäste mit „Keine Angst, ich kassiere keine Beitrag“ begrüßt. Lediglich in die derzeit obligatorischen Adressen-Listen wegen Corona musste sich jeder Besucher eintragen. Dann war der Weg frei.

Wegen der Pandemie wurde auch das Procedere der Siegerehrungen geändert. Kein Händedruck für die Sieger und Platzierten, kein Überreichen der Pokale und Ehrenpreise. Letztere sollten sich die Sportler nach der Ehrung selbst abholen. Trotzdem zeigten sich die Besten noch einmal dem Publikum auf dem Geläuf. Natürlich mit entsprechendem Abstand untereinander. Und auf eine Ehrenrunde mussten sie auch nicht verzichten. Sie alle hatten einen mit Wettbewerben prall gefüllten Tag mit Bravour bestanden.

Zunächst waren die Dressurreiter an der Reihe. Sie zeigten ihr Können in zwei Abteilungen, getrennt nach Jugendlichen und Erwachsenen. Auch bei den Springprüfungen gab es diese Unterteilung. Um das alles schaffen zu können, haben die Organisatoren den Start der ersten Prüfung bereits auf 7.30 Uhr gelegt. Frühes Aufstehen war da angesagt. Für die Helfer klingelte der Wecker bereits um 4.30 Uhr, erzählte die Vereinsvorsitzende.

Zu den Emsigen am Rande des Geschehens gehörten unter anderem Franziska Schlesinger, Arlena Kurzer, Anja Kahlbrodt und Ralf Gronewold. Sie waren zudem Aktive. Aber als Arbeit empfanden sie beide Aufgaben dennoch nicht. „Wir wollen einen schönen Tag verbringen und sehen, wo wir mit unseren Leistungen stehen“, so Franziska Schlesinger lächelnd. Ihre Mitstreiterin Arlena Kurzer meinte noch: „Wir mögen uns und haben gemeinsam hier viel Spaß.“ Sie alle sind nicht das erste Mal dabei. Für Ralf Gronewold ist das ganz klar: „Wir vom Reiterhof sind doch alle im Verein und daher Mitveranstalter.“

Zwei junge Reiterinnen lassen sich bei ihren Vorbereitungen kurz unterbrechen. Für Lilly Reimann vom Ländlichen Reit- und Fahrverein „Luckauer Land“ ist es, wie für die meisten anderen auch, der erste Leistungsvergleich in diesem Jahr.

Erst mal durchkommen

Ihre Aufregung halte sich dennoch in Grenzen. Nach ihrem Ziel befragt, lautet die Antwort kurz: „Durchkommen“. Ähnlich äußert sich Lea-Marie Koenigs vom Reitverein Gut Belten. Sie widmet sich diesem Sport bereits seit neun Jahren und brachte diesmal ein neues Pferd an den Start. Deshalb ließ sie ebenfalls alles auf sich zukommen. Sie versuchte sich sowohl in der Dressur als auch im Springreiten, obwohl in den Adern ihres Vierbeiners von der Abstammung her reines „Dressurblut“ fließt.

Unerwarteten Besuch gab es ebenfalls auf dem Himmelsberg. Ein Reh schaute kurz vorbei. Allerdings mit hohem Tempo. Es hatte wohl weniger die Reiter, Pferde oder Zuschauer im Sinn, als Schutz in der benachbarten Weinanlage zu suchen. (mz)