Radioclub Jessen/Herzberg Radioclub Jessen/Herzberg : Verbindung in die weite Welt

Jessen - Die Amateurfunker des Radioclubs Jessen/Herzberg e.V. haben ihre gemeinsame Clubstation in der Mühlberger Straße von Jessen. Äußerlich gut auszumachen ist das an den großen Antennen in Nachbarschaft der Jahn-Sportanlage.
Aufmerksamen Beobachtern ist diesbezüglich vielleicht aufgefallen, dass sich ein neuer Antennenmast zu der bestehenden Anlage gesellt hat. Mit 40 Metern Höhe, wie Andreas Winter, stellvertretender Vorsitzender des Radioclubs und Leiter der Clubstation, der MZ sagt, überragt er den alten Mast, der es „nur“ auf 26 Meter bringt, deutlich.
Die neue Stahlgitterkonstruktion - es ist übrigens ein früherer Telekommunikationsmast mit oberirdischem Fundament - „war für uns nur finanzierbar, weil es sich um ein gebrauchtes Teil handelt“, erklärt Andreas Winter. Auch der ältere „Kollege“ - in der Vorwendezeit von der Gesellschaft für Sport und Technik (GST) errichtet - tut seinen Dienst in Zweitverwertung.
Er war mal ein Hochspannungsmast. Bezahlt wurde der neue 40-Meter-Riese aus Mitteln des Vereins bzw. mit Sponsorengeldern. An seinen neuen Standort bei der Station des Radioclubs kam er schon Ende August 2016, allerdings nach langwierigen Vorarbeiten. „Bis zur Realisierung hat das Projekt über sieben Jahre gebraucht“, resümiert der 46-jährige Stationsleiter.
Der alte Mast trägt fünf verschiedene Antennen. Etwa ebenso viele sollen es am neuen Gittermast werden. „Bislang ist allerdings erst eine nutzbar“, beschreibt Andreas Winter den Stand der Dinge. Zur Funktionsweise der Antennen bemerkt er, dass die von ihnen abgestrahlten Funkwellen an der Ionosphäre reflektiert bzw. gebeugt werden.
Diese Technologie bezeichnet er als sehr gut, zum einen wegen der damit erzielten großen Reichweiten, zum anderen weil die Feldstärke unmittelbar unter den Antennen und in ihrer Umgebung sehr gering ausfalle. Störende Einflüsse der Amateurfunktätigkeit auf Menschen im Umfeld werden so vermieden, hält der 46-Jährige fest.
Gebraucht werden der neue Mast und die höheren Antennen, um bei den Amateurfunk-Wettbewerben, an denen sich der Radioclub Jessen/Herzberg seit vielen Jahren regelmäßig und erfolgreich beteiligt, konkurrenzfähig zu bleiben.
„Die Anderen schlafen nicht“, meint Andreas Winter lächelnd und erläutert, dass man mit der Jessener Clubstation wiederkehrend Conteste (Wettkämpfe der Amateurfunker) im Sprechfunk, im Morsen und im Funkfernschreiben (RTTY - steht für das englische Radio Teletype) wahrnehme.
Als die MZ das Domizil der Amateurfunker am Wochenende besucht, läuft gerade ein Wettbewerb im Funkfernschreiben. An den Computern, über deren Bildschirme Kolonnen aus Zahlen und Buchstaben huschen, und den Sendeapparaturen ist Günter Dornblut zugange. Obwohl er inzwischen in Leipzig wohnt, hält er an seiner Mitgliedschaft im Radioclub Jessen/Herzberg fest.
Der aktuelle Contest erstreckt sich über 48 Stunden und wird seitens des hiesigen Radioclubs von sechs Leuten in Acht-Stunden-Schichten bestritten. Die Akteure verpflegen sich selbst und schlafen zwischendurch auch - entweder zu Hause, in einem der beiden kleinen Räume, die den Amateurfunkern zur Verfügung stehen, oder in einem Caravan, mit dem einige von ihnen anreisen.
Gegenstand des Wettbewerbs ist, wie Andreas Winter informiert, in besagten 48 Stunden möglichst viele Verbindungen zu anderen, vor allem Funkstationen im Ausland aufzunehmen - besonders gefragt sind dabei Stationen über Europa hinaus. „Unser Radioclub hat sich auf 24- und 48-Stunden-Conteste spezialisiert“, macht der Stationsleiter deutlich, es gebe aber Wettbewerbe zwischen zwei und 48 Stunden Dauer.
Für derartige Conteste stünden den Funkern sechs zugelassene Kurzwellen-Frequenzbereiche zur Verfügung, immer mehrere hundert Kilohertz breit. In jedem Frequenzbereich dürfe pro Teilnehmer nur mit einer Station gesendet werden.
Anlässlich „800 Jahre Jessen“ habe sich der Radioclub Jessen/Herzberg 2016 das Sonderrufzeichen DL800 JE (DA bis DR sind deutsche Rufzeichen und die Zahl dahinter besagt, dass es sich um eine Amateurfunkstation handelt) zuordnen lassen.
Mit diesem, so Andreas Winter, wollte man 800 Verbindungen herstellen. Am Ende seien es jedoch über 8.000 gewesen. (mz)