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Putenfarm am Hirschmühlenweg Putenfarm am Hirschmühlenweg: Erste Küken nach der Flut in Ställen

Von Detlef Mayer 06.11.2002, 17:58

Prettin/Bethau/MZ. - Das Elbehochwasser ist vor zwei Monaten verschwunden. Die Folgen sind jedoch noch längst nicht beseitigt und werden den Putenzucht-Betrieb Korb & Scherf GbR am Prettiner Hirschmühlenweg für geraume Zeit weiter belasten - rundum müsste von den Ställen innen und außen der Putz abgeklopft und erneuert werden, der Radlader, eines der wichtigsten Hilfsmittel, tut es kaum noch, und 100 Ballen Stroh sind auch abgesoffen.

337 000 Euro Gesamtschaden, den Produktionsausfall eingerechnet, ist der Betreiberin Christina Korb durch die Flut im August entstanden. "Das kann für einen Alleinunterhalter wie mich der Tod sein!" Außer der üblichen Soforthilfe vom Land hat die junge Frau aus Bethau noch keine Zuwendungen für das Wiederherrichten ihres Unternehmens erhalten. Entsprechende Anträge sind zwar geschrieben und eingereicht. "Aber das schleppt alles sehr, es ist eine langwierige Sache." Dennoch werden bereits seit dem 2. Oktober wieder Puten gemästet in den Ställen am südöstlichen Rand der Elbestadt, und zwar 14 900 Stück, die maximal mögliche Anzahl.

Der zügige Neustart sei nur wegen der Unterstützung durch viele Helfer gelungen, sagte Christina Korb gegenüber der MZ. Und sie verband diese Einschätzung mit einem dicken Dankeschön an die Bundeswehreinheit, deren Bezeichnung sie leider nicht mehr weiß, weil der betreffende Notizzettel in den Hochwasserwirren untergegangen ist, an die fleißigen Unterstützer aus ihrem Prettiner Bekannten- und Verwandtenkreis sowie an die Jugendfeuerwehr aus der Stadt.

7 500 Masthähne und tausende, erst zwei Tage zuvor eingestellte Küken befanden sich auf der Farm, als das Wasser kam. Am Freitag, 16. August, gegen 18 Uhr begann die Evakuierungsaktion und dauerte bis Sonnabendmorgen 4 Uhr. Unter Mithilfe von zwölf bis 15 Bundeswehrsoldaten, die bis 22 Uhr vor Ort waren, sowie einem Dutzend Prettiner wurden die Putenhähne nach Roth am See, einem Schlachthof in den Altbundesländern, verfrachtet. Die Küken gingen über die Brüterei Moorgut Kartzfehn (bei Oldenburg), woher sie auch stammten, an einen anderen Mastbetrieb. Die Prettiner Jugendfeuerwehr unter Leitung von Uwe Pieke war es dann, die vor gut sieben Wochen den verschlammten Hof und die Scheune mit Wasser aus ihren Strahlrohren reinigte. Und zwei Wochen später konnten, wie bereits erwähnt, wieder Küken in die Anlage einziehen. Die Mastzeit für Putenhennen beträgt übrigens 16, für Hähne 20 Wochen.

Die private Putenfarm am Hirschmühlenweg nahm ihre Produktion im Februar 1993 auf, damals mit 8 000 Tieren. Durch das Erteilen der entsprechenden Bundesimmissionsschutz-Genehmigung wurde dem Unternehmen vor fünf Jahren eine Kapazitätserweiterung auf 14 900 Puten zugestanden. Gemästet werden die Tiere nach dem zertifizierten Qualitätsmanagementsystem "Gutfried Vertrauensproduktion" und der Din EN ISO 9002. Was bedeutet, dass neben strengen Anforderungen an die Haltung nur Küken bestimmter Brütereien und Futtermittel ausgesuchter Anbieter verwendet werden dürfen. Die Ställe für die Farm erwarben Christina Korb und ihr damaliger Geschäftspartner vom Niederrhein 1992 aus dem Nachlass der LPG Groß Naundorf, das Land dazu aus privater Hand. Finanziert wurden die Käufe mit Fremdkapital. Seit dem vorigen Jahr ist Christina Korb, geborene Scherf, Alleinbesitzerin des Betriebes.