Pilzköpfe und «Major Tom» fast original
Jessen/MZ. - Doch um Umbaupausen zu sparen, gab es eine Änderung, und die zeigte, eine Anheizphase war überhaupt nicht nötig, die Post ging sofort ab.
Da betraten zunächst vier junge Männer die Bühne, die ihren musikalischen Vorbildern durchaus ähnlich sahen. Zwar halfen zwei von ihnen, wie sie zum Schluss offenbarten, mit einer Perücke nach, aber ansonsten war fast alles wie bei den Beatles. Und das bis hin zu den Instrumenten und der Technik. Doch das Wichtigste war nun einmal die Musik, und auch die stimmte. Ein unvergesslicher Hit nach dem anderen ertönte. Kaum einer im großen Festzelt konnte da still stehen, zumindest mit den Füssen wurde gewippt. Mutige begannen sofort zu tanzen.
Andrew Kohlenberg (John), Martin Schurig (Paul), Toby Mann (Ringo) und Edwyn Oil (George) brachten einen Querschnitt des Schaffens der Liverpooler Band, darunter auch Titel, die ihre Vorbilder nie live spielten, nur im Studio aufnahmen. "She loves you" durfte da ebenso nicht fehlen, wie "Twist and shout", "Ob-la-di, ob-la-da" oder "Penny Lane". Nach "With a little help from my friends" und "Revolution" wurden, 90 Minuten waren vergangen, Zugaben gefordert. Nach einem Medley, zu dem auch "Sgt. Pepper" gehörte, war dann mit "Hey Jude" endgültig Schluss, nicht ohne Lob fürs Publikum, das einige Refrains mitgesungen hatte.
An Peter Schilling, den meisten Festbesuchern wohl aus den Tagen der Neuen Deutschen Welle (NDW) Anfang der 80er Jahre ein Begriff, war es dann, die Hochstimmung bei der Oldie-Nacht zum Siedepunkt zu führen. Was dem gebürtigen Stuttgarter auch gelang. Aber ein wenig auf Kosten der Originalität einstiger Hits wie "Major Tom" oder "Terra Titanic".
Die NDW war ja nie etwas anderes als Pop-Musik, mit einem besonderen Pfiff allerdings. Den jedoch opferten Peter Schilling und Band, ließen die bekannten und immer wieder zum Mitsingen animierenden Stücke aus dem Album "Fehler im System" erst einmal als nette Schlager auf die Massen vor der Bühne los. Die dankten es mit anhaltenden Jubelorgien und einem Meer aus hochgerissenen, sich wiegenden Armen.
Etwas verhaltener fielen die Reaktionen der Zuhörer auf aktuellere Stücke des Musikers, zum Beispiel aus dem 2007 erschienenen Album "Emotionen sind männlich", aus. Dieses Material kann längst nicht den Wiedererkennungswert von "Die Wüste lebt" oder "Hitze der Nacht" aufweisen. Ein geschickter Schachzug von Peter Schilling war es dann wiederum, sich nach dem Konzertteil mit seinen Begleitmusikern einfach die Akustik-Gitarre umzuhängen und gesäumt von verschiedenen klingenden Meilensteinen seiner Karriere, die hin und wieder identisch waren mit dem zuvor bereits Gehörten, ein paar persönlich gefärbte Einblicke in seine Entwicklung als Künstler zu geben.
Nach Mitternacht kam dann Strange Brew zum Zuge. Ein Block mit Südstaaten-Rock leitete das letzte Oldie-Nacht-Kapitel ein.
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