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Landtechnik in Gehmen Landtechnik in Gehmen: Schaupflügen der Axiener Bulldog-Freunde lockt Schaulustige an

Von Gabi Zahn 06.10.2015, 19:15
Roland Mölbitz (links) weiß: „So eine Raupe hatte früher fast jede LPG in der Elbaue. Aus Welsau bei Torgau sind Frank Kirschner und Bert Kirschner mit dem vier Tonnen schweren Oldtimer angereist. Das Ungetüm wurde auf einer Lkw-Ladefläche transportiert.
Roland Mölbitz (links) weiß: „So eine Raupe hatte früher fast jede LPG in der Elbaue. Aus Welsau bei Torgau sind Frank Kirschner und Bert Kirschner mit dem vier Tonnen schweren Oldtimer angereist. Das Ungetüm wurde auf einer Lkw-Ladefläche transportiert. zahn Lizenz

AXIEN/GEHMEN - Wenn sich die Axiener Lanz-Bulldog-Freunde mit ihren Prachtstücken in Bewegung setzen, lockt dieses Spektakel viele Gleichgesinnte und Schaulustige an den Feldrand. So geschehen in Gehmen. Es tuckert, dampft und zischt. Ein Lanz Bulldog nach dem anderen tourt mit besagter Geräuschkulisse schnurstracks über den Acker, mittendrin auch ein „Belarus“ und andere PS-starke Veteranen. Die angehängten Pflüge sind oft so alt wie ihre stählernen Zugpferde. „Ihre Bauzeit geht zurück bis in die 1940er und 1950er Jahre“, erklärt Mario Münz.

20 Maschinen rollen

Er ist einer der Organisatoren des Aktionstages und freut sich über die große Resonanz. Etwa 20 Maschinen und ihre „Kapitäne“ inklusive Familien- und Freundesschar sind vor Ort. „Eine Messe von Porsche ist nichts dagegen“, frohlockt ein Traktorist. Angesichts des sonnigen Spätsommerwetters ist klar, dass bis in die Nacht hinein gepflügt wird. Teilnehmer aus Sachsen übernachten sogar im Wohnwagen vor Ort. Nach getaner Arbeit soll ja noch in gemütlicher Runde gefachsimpelt werden.

Für ihren Einsatz wurden die Traktoren extra noch mal gecheckt und poliert. Dennoch passiert ausgerechnet Mario Münz eine Panne: Die Maschine beginnt plötzlich ungleichmäßig zu tuckern – und verstummt schließlich ganz. Was war passiert? „Eigentlich nimmt der Motor alles, egal ob Heizöl, Altöl oder herkömmlichen Diesel. Doch der Biodiesel-Anteil hatte die Kraftstoffleitung zugesetzt. Wir haben Luft durch die Leitung geblasen. Schon funktionierte er wieder“, erläutert der Technik-Freak. Nur gut, dass er Kfz-Meister ist und auch die anderen Axiener Lanz-Bulldog-Freunde keine linken Hände beim Schrauben und Tüfteln haben. So wie ein Großteil der Trecker-Enthusiasten hat auch Münz seinem vormals schrottreifen Lanz höchst selbst neues Leben eingehaucht. „So etwas kann bis zu mehrere Jahre dauern. Es kommt immer darauf an, wie viel Freizeit zur Verfügung steht und wie viel Geld man für die Ersatzteile übrig hat“, lässt er wissen. „Ein günstiges Hobby ist es jedenfalls nicht“, bekennt er.

Unter den Museums-Maschinen fällt eine absolut aus der Rolle: Rostig und zerbeult bewegt sich der Koloss auf Ketten übers Feld. „Es ist eine Raupe Typ KS 062-07“, erklärt ihr Besitzer Bert Kirschner. Gemeinsam mit Sohn Frank brachte er das Gefährt auf einem Tieflader von Welsau nach Gehmen. Vater und Sohn sind zum ersten Mal bei den Axiener Bulldog-Freunden und genießen die Aufmerksamkeit, die ihr „Schmuckstück“, Baujahr 1951, erfährt. „Das ist der Nachfolger des ,Famo Breslau’. Das Werk wurde während des Krieges zerstört und später in Schönebeck/Elbe teilweise wieder aufgebaut“, weiß Roland Mölbitz aus Rade. Er selbst ist „vom Fach“, hat einst Agrotechniker/Mechanisator in Prettin gelernt. „Ich habe Kirschners eingeladen, weil die Landwirtschaft in der Elbaue von solchen Raupen mitgeprägt wurde. Unser schwerer Boden braucht besondere Technik, und diese Modelle waren die stärksten Maschinen.“ Fast jede LPG hier habe während ihrer Anfangszeit so eine Raupe besessen, doch kaum eine sei erhalten geblieben. „Schön, dass Familie Kirschner dieses Andenken noch beherbergt“, lobt Mölbitz.

Besser als in München

Tuckern und Knattern der Maschinen sind noch bis in die späten Abendstunden hinein zu hören. Diese „Melodie“ empfindet der 30-jährige Marc Herfurth als „äußerst beruhigend“. Der gebürtige Axiener wohnt jetzt in München, arbeitet als IT-Fachmann. Eigentlich wollte er „zur Wies’n“ fahren. „Jetzt bin ich allerdings froh, dass ich nach Hause gefahren bin. Hier ist nicht alles so zubetoniert. Da gibt es noch richtige Felder vorm Haus, und alles ist viel gemütlicher“, schwärmt er und genießt den Tag mit Eltern und Großeltern beim Schaupflügen in Gehmen. (mz)