Kreis Wittenberg Kreis Wittenberg: Kaninchen ziehen an
Listerfehrda/MZ. - Ein zufriedener Hartmut Karschunke stellte bereits am Ende des ersten Tages der Ortsschau der Kaninchenzüchter zum 40-jährigen Vereinsbestehen fest: "Die Lose für die Tombola sind schon alle." Es waren überraschend viele Besucher ins Vereinsheim gekommen. Eine Tendenz, die sich auch am Sonntag fortsetzte. Damit und mit der Zahl der ausgestellten Tiere (144 in 21 Rassen und Farbschlägen von 20 Züchtern) kann die Ausstellung als ein Erfolg bezeichnet werden.
Die von den Preisrichtern am höchsten bewerteten Vierbeiner kamen von Klaus Seidenstücker, der auch für seine Lohkaninchen (schwarz) den Kreisverbandsehrenpreis erhielt, Bernhardt Hoppe (Luxkaninchen) und Hartmut Karschunke (Kleinsilber, gelb; alles Große Ehrenpreise). Den Jugendehrenpreis bekam Anna Sophie Petrik für ihren Russen in Schwarz-Weiß. Auch die beste Häsin ging auf das Konto von Klaus Seidenstücker, ein schwarzes Lohkaninchen.
Blick in Vereinsgeschichte
Natürlich kann ein Jubiläum nicht gefeiert werden, ohne die zurückliegende Zeit noch einmal Revue passieren zu lassen. Deshalb trafen sich die Züchter im Vereinsheim mit den Vorsitzenden der befreundeten Vereine sowie Bürgermeister Peter Müller (Frei Wähler). Vereinsvorsitzender Hartmut Karschunke blickte auf die Geschichte zurück.
Der Verein wurde demnach am 7. Januar 1972 aus der Taufe gehoben und ist damit der jüngste im heutigen Kreisverband. Im März hatte er schon 41 Mitglieder. Erster Vorsitzender war Erich Gresse, er hatte diese Funktion sieben Jahre lang inne. Sein Nachfolger wurde Heinz Kühnast, dem Ottomar Lehmann folgte. 1984 wurde dann das heutige Vereinsheim von der LPG Pflanzenproduktion gemietet und entsprechend des Bedarfs umgebaut. Dabei erledigten die Mitglieder viel selbst. Die Zahl der Kaninchenzüchter erhöhte sich weiter, erreichte zeitweise 58, darunter 18 Frauen und neun Jugendliche. Viele Tonnen Weißfleisch kaufte die Sparte von ihren Mitgliedern auf. Zwölf Mark gab es je Kilogramm, erinnert sich Hartmut Karschunke. Einige Rassen brachten da beim Verkauf schon mal 50 Mark. "Da hatte manch einer in acht Jahren das Geld für ein neues Auto zusammen." Zumal auch die Felle gute Abnehmer fanden. Mit der Wende fiel dieser wirtschaftliche Vorteil weg. Die Kaninchenzucht wurde und blieb bis zum heutigen Tage ein reines Hobby, dem Erhalt der Rassen mit ihrer Schönheit und ihren Merkmalen gewidmet. "Dabei fällt aber auch immer ein Weihnachtsbraten ab." Die gravierenden Veränderungen brachten einen Mitgliederschwund, blieben aber nicht die einzige Schwierigkeit, die zu meistern war. Der Verein musste den neuen Gesetzlichkeiten angepasst werden. Eintragung ins Vereinsregister beim Amtsgericht, Freistellungsbescheid beim Finanzamt erwirken und anderes mehr. "Keiner hatte so richtig Ahnung davon, aber irgendwie haben wir es geschafft", so der Vereinsvorsitzende. Am 4. Mai 1990 war es dann soweit, aus der Sparte des Verbandes der Kleingärtner, Kleintierzüchter und Siedler wurde der Kaninchenzüchterverein Listerfehrda, der sich dem Kreisverband Wittenberg anschloss. Den Vorsitz übernahm Hartmut Karschunke und hat diesen seither mit einer kurzen Unterbrechung 2003, damals ließ sich Torsten Müller wählen, inne.
Nicht mehr so viele Rassen
Heute kann der Verein mit den großen im Landkreis Wittenberg nicht mehr mithalten, bilanziert Hartmut Karschunke. Viele Rassen sind von der Liste der Züchter verschwunden. Ehemals waren es 20, heute sind es noch zehn. Es werde jedoch nicht nachgelassen, vor allem junge Züchter zu gewinnen. Deshalb gab es gemeinsam mit Zahna Werbeschauen zum Erntefest im Bauernmuseum Zahna und zum ersten Stadtfest von Zahna-Elster in Zörnigall.