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Jessen Jessen: Fachleute von morgen gesucht

Von Gabi Zahn 25.01.2012, 17:39

jessen/MZ. - Kurz nach 16 Uhr in der Sekundarschule Jessen-Nord: In den Fluren und Klassenzimmern liegt Messe-Flair in der Luft. Der gemeinsam mit dem Jessener Gymnasium initiierte "Tag der Berufe" hat etwa 40 Unternehmen und Institutionen angelockt, deren Mitarbeiter nun auf zahlreiche Begegnungen mit jungen Leuten hoffen. Alle suchen Nachwuchs, und zwar nicht irgendwelchen, sondern den besten. Die Schüler ihrerseits wollen ihren Traumberuf - doch manch einer hat noch gar keine Ahnung, über die Richtung.

Schulleiter Thomas Felber weiß jedoch: "Mehr als jeder vierte Jugendliche in Sachsen-Anhalt - das sind etwa 28 Prozent - bricht seine Lehre oder sein Studium mindestens einmal ab." Das sei - so heißt es in einer bundesweiten Erhebung, die vierthöchste Abbrecherquote in Deutschland. "Ich denke, dass diese hohe Zahl mit einer intensiveren Betreuung bei der Berufsfindung hätte gemindert werden können", sagt er. "Genau deshalb bieten wir gemeinsam mit dem Gymnasium die Möglichkeit für ein Forum, in dem sich Ausbildende und Ausbildungssuchende begegnen." Dieses Anliegen erfüllt sich im Prinzip schon, kaum dass Felber seine kurze Ansprache beendet hat. Erster Anlaufpunkt ist für viele Jungen und Mädchen der Info-Stand der Bundeswehr: Hauptfeldwebel Karsten Flachowsky und Oberleutnant Stefan Schöneborn haben das Einmaleins der Zukunftschancen, die "der Bund" bietet, quasi intus. Friedrich Kluge aus dem Jessener Gymnasium denkt daran, eine medizinische Ausbildung zu absolvieren. Andere suchen Auskunft über Unteroffizierslaufbahnen oder zivile Berufe. Flachowsky ermuntert: "Fragt, fragt, fragt." Das macht auch Franziska Tänzer und notiert viel. Der Hauptfeldwebel bekundet erfreut: "Man merkt, dass die Sekundarschüler und Gymnasiasten in Jessen motiviert sind, für sich das Beste zu finden."

Tobias KIoppisch betreut den Stand vom Jessener Autohaus Gottwald. "Das Unternehmen braucht guten Nachwuchs bei Automobil- und Bürokaufleuten sowie Mechatronikern", bekundet der junge Mitarbeiter. Besonders das "Kaufmännische" interessiert Kurt Oehler aus Prettin. Der Zehntklässler aus dem Jessener Gymnasium hat nach dem Gespräch noch mehr Lust zu einem Praktikum. Seine Mutter Romana ist von der Messe komplett begeistert: "Jetzt sieht man, dass es hierzulande doch jede Menge Ausbildungsplätze gibt".

Jenny Baurath sieht "rot" im wahrsten Sinne des Wortes und steuert zielbewusst darauf zu. Am Stand des DRK findet sie in Günter Wipfler einen aufmerksamen Gesprächspartner. Das Mädchen hat seinen Traumberuf schon länger im Visier: Rettungsassistentin. Darüber möchte sie alles wissen - und lässt dafür sogar den Vati und die Oma warten. Langeweile haben beide deshalb nicht. Edeltraud Baurath ist mit 70 Jahren die wohl älteste Messebesucherin und verrät: "Ich wollte wissen, was hier passiert. Fantastisch - wenn ich nochmal jung wäre, würde ich solche Chancen auch nutzen." Ihrer Enkelin gibt sie allerdings zu bedenken, dass es doch besser sei, sich noch für einen zweiten Beruf zu interessieren. Doch Jenny bleibt dabei: Rettungsassistentin.

Am Stand des Blech- und Technologiezentrums Linda sitzt Geschäftsführerin Romy Harnapp. "Nachwuchs-Suche ist für uns überlebenswichtig. Wir bilden ausschließlich für den Eigenbedarf aus. Sechs Azubis sind es gegenwärtig, und etwa die Hälfte unserer 85 Beschäftigten sind ehemalige Auszubildende." Also wäre eine Ausbildung in der Lindaer Firma gewissermaßen ein Garant für eine Übernahme in eine Festanstellung? "Im Prinzip schon. Die Leistungen müssen freilich stimmen. Wenn nötig, gibt es auch eine zweite Chance. Dass die dann nicht genutzt wird, ist meines Wissens noch nie passiert."

Am Stand des Alff (Amt für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten) wirbt der Bauernverband für "grüne" Berufe: Landwirt, Forstwirt, Molkereifachmann, Winzer - die Übersicht ist mehrere Seiten lang. "Die Betriebe suchen händeringend Nachwuchs. Das Klischee vom dreckigen Beruf auf dem Land stimmt so nicht mehr. Vieles ist automatisiert. Wer möchte, bekommt hier beste Ausbildung und hat gute Übernahmechancen", zeigt Thekla Schicht auf. Peter Hoffrichter von der Hallenser Handwerkskammer wirbt für seinen Bereich mit ähnlichen Perspektiven. Corinna Trebbin vom Feierabendheim Jessen ist mit ihrer jüngsten Mitarbeiterin Jasmin Ohlitzsch vor Ort. Sie hat ihre Ausbildung beendet. Auch in der Altenpflege wird Nachwuchs dringend gesucht.

Die meisten Jugendlichen verlassen nach zwei Stunden die Schule mit umfangreichem Informationsmaterial und Kontaktadressen. Unter anderem sind dabei: Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg, Polizei, Uni Magdeburg, Uni Halle, EWS Leipzig, Empl Elster, Stanztechnik Jessen, Allianz-Versicherungen, Kanzlei Rahmig / Seehaus, Sparkasse, Volksbank, Edeka, Berufsschulzentrum Wittenberg, Güwag Axien, Heimerer Schulen, SKW Piesteritz, IHK. Für die Zeit, bis die Bewerbungsunterlagen zu schreiben sind, gab es also viele Anregungen.