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Jahr harter, selbständiger Arbeit hat sich gelohnt

Das Ergebnis seiner schriftlichen Prüfung dürfte damit nebensächlich werden.

Von Boris Canje 07.09.2015, 14:07

Das Ergebnis seiner schriftlichen Prüfung dürfte damit nebensächlich werden.

Der Weg dahin war zumindest für das Jessener Gymnasium ziemlich ungewöhnlich. Philipp Korzenek ist der erste Gymnasiast in der Elsterstadt, der eine außergewöhnliche Lernleistung vorgelegt hat. Eine schriftliche Abhandlung über die Todesstrafe von der ersten schriftlichen Bekundung bis in die heutige Zeit mit dem besonderen Schwerpunkt USA und dann noch alles in Englisch.

Dazu fand der mündliche Teil, ein Kolloquium vor Elfklässlern und der Prüfungskommission (Marion Parsch und Ulrich Zyzik), statt. 45 Minuten hatte der Annaburger zur Verfügung, um Ausführungen zu machen und Fragen zu beantworten. Dann verließ Schulleiter Detlef Linsner mit den Prüfenden den Raum. Nur kurz, denn alle waren sich sofort einig gewesen, erklärte Marion Parsch. Für die schriftliche Arbeit gab es 13, für das Kolloquium 15 Punkte.

Eigentlich wollte sich Philipp Korzenek nur intensiver auf sein Abitur in Englisch vorbereiten. Dann wurde eine außergewöhnliche Lernleistung für das Fach Geschichte daraus. In die Zeit, als er sich dazu entschloss und ein Thema suchte, wurde in den USA Stanley Williams wegen vierfachen Mordes (den er bis zum Schluss bestritt) hingerichtet. In den 23 Jahren im Todestrakt hat er sich selbst Lesen und Schreiben beigebracht und mehrere Bücher geschrieben. Dies war für den Abiturienten Anlass genug, sich mit der Todesstrafe, ihrer Geschichte, den Arten ihrer Vollstreckung und ihre Sinnhaftigkeit zu befassen.

Sein Resümee: Er verabscheut Mörder, ebenso die Todesstrafe. "Mit ihr stellt sich die Gesellschaft auf eine Ebene mit den Verbrechern." In fast allen Verfassungen sei die Achtung der Menschenrechte enthalten. Und eines ist das auf Leben und das müsste auch den Mördern gegenüber beachtet werden. Allerdings sei er ebenso der Meinung, wer zu einer lebenslangen Strafe verurteilt werde, solle auch das Gefängnis nicht wieder verlassen. "Ich stelle es mir schlimm vor, wenn ich als Vater nach zehn Jahren schon wieder dem Mörder meiner Tochter begegnen würde."

Neben der Punktezahl für das Fach Geschichte hat Philipp Korzenek einen Vorteil einer außergewöhnlichen Lernleistung erkannt: Er wisse jetzt in etwa, was es bedeutet zu studieren. Daher könne er nur jedem raten, es auch zu versuchen.