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Heimatverein Seyda Heimatverein Seyda: Kürbisfest ohne Kürbisse?

Von Evelyn Jochade 25.10.2017, 09:32
Besonders der Anfang ist beim Kürbisschnitzen schwer. Aber Seydas Pfarrer Thomas Meinhof hat den Bogen raus. Da kann der Junior erst mal nur staunen.
Besonders der Anfang ist beim Kürbisschnitzen schwer. Aber Seydas Pfarrer Thomas Meinhof hat den Bogen raus. Da kann der Junior erst mal nur staunen. E. Jochade

Seyda - War es nun krimineller Diebstahl oder ein dummer Jungenstreich? Noch weiß niemand, wer die gesammelten Riesenkürbisse, die der Seydaer Heimatverein gelagert hatte, verschwinden ließ. Eines aber wusste Vorsitzender Markus Stolle: Ohne die Früchte fällt das erste Kürbisfest ins Wasser.

Das aber wollten er und seine Mitstreiter nicht so einfach hinnehmen. Hatten sie doch bereits viel Herzblut in die Organisation gesteckt. Was lag da näher, als über das Internet - manchmal hat das auch seine guten Seiten - kurzfristig um Hilfe zu bitten. Nur noch zwei Tage blieben, als der Vereinschef über WhatsApp und Facebook Alarm schlug.

Beim Kürbisfest konnte er den Gästen im Amtshaus das Resultat der Bemühungen zeigen. Tatsächlich waren mehr Kürbisse zusammengekommen, als vorher vorhanden waren. Resonanz auf den Hilferuf erreichte die Seydaer von überall her. Selbst aus Zschornewitz. Dafür sind die Mitglieder des Heimatvereins sehr dankbar. Genauso wie für die große Unterstützung sowohl aus der Seydaer Bevölkerung als auch durch Sponsoren für die Ausrichtung des Festes.

Im Foyer des Amtshauses standen lange Tafeln an denen die großen und kleinen „Künstler“ ihre Kürbisse bearbeiten konnten. Nach kurzer Einweisung ging es los. Mit Hilfe der Messer versuchten die Teilnehmer des Wettbewerbs um den schönsten geschnitzten Kürbis zunächst einmal, den „Deckel“ zu öffnen. Schon das gestaltete sich gar nicht so einfach.

Da musste so mancher Erwachsene, ob Papa oder Mama, helfen. War das geschafft, hieß es die klebrigen Innereien samt Kürbiskernen aus der engen Öffnung herausholen. Erst dann konnte man das Schnitzwerk beginnen.

Einige Kandidaten, die nicht zum ersten Mal vor dieser Aufgabe standen, zeichneten die Motive auf den dicken Kürbisbauch und schnitten dann, so wie Pfarrer Thomas Meinhof und sein Sohn Hans. Beide zauberten einen mit den Motiven Herz, Kreuz und Anker sowie dem Namen „Hans“ und dessen Alter - neun Jahre - versehenen Kürbis.

Susi Kaiser wiederum gab ihr Wissen gern weiter: „Ich habe über die Jahre gelernt, man muss klein anfangen und dann immer größer ausschneiden.“ Die Seydaerin hatte einen besonderen Kürbis-Kopf vor sich. Es sah so aus, als sei ihm ein zweiter, kleinerer in den Mund gewachsen. Kürbis mit Kind sozusagen. Wie auch immer, eines hatten die Halloween-Köpfe alle gemeinsam: Sie sahen schön gruselig aus.

Und während unten fleißig die Messer gewetzt wurden, für alle Fälle waren Ersthelfer vor Ort, konnte es sich, wer wollte, im ersten Stock des Amtshauses bei schmackhafter Kürbissuppe und -bowle gut gehen lassen. Letztere nach einem Rezept von 1886, welches Gabi Alicke (66) ausgegraben hatte.

Nebenan im Heimatmuseum versuchten sich einige Kinder im Schreiben mit der Feder. Natürlich in altdeutscher Schrift. Dabei spukte noch das Erlebte in ihren Köpfen und sie berichteten, welche Gesichter sie aus ihrem Kürbis geschnitten hatten: Patricia Neumann (13) war stolz auf ihren Micky-Maus-Kopf und ihre Schwester Julia (acht) hatte ihrer Vampir-Hexe sogar den Namen Barbara gegeben.

Allein 45 Kinder nahmen an dem Wettbewerb teil. Per Abstimmung wurden die gelungensten Arbeiten ausgewählt. Beim Nachwuchs belegten Oscar Leupold und Manuel Frenzel den ersten Platz. Sie bekamen neun Stimmen.

Mit je fünf Stimmen erreichten Lilly Kaiser und Lukas Kitzing den zweiten Platz und auf den dritten Rang kamen mit je vier Stimmen Jenny Hartung, Hans Meinhof, Hennig Steinborn, Elias Schulze, Anni Kaiser und Natalie Clemens. Gewinner bei den Erwachsenen wurden: Platz eins - Mareen Hehl, 19 Stimmen; Platz zwei - Doreen Seidel und Kristin Krümpel, zwölf Stimmen und den dritten Platz erreichte mit elf Stimmen Susi Kaiser.

Spaß gemacht hat das erste Kürbisfest allemal und eine Wiederholung ist für 2018 fest eingeplant. Die Einnahmen sind es ebenso. Sie sollen in den Bau des Toilettentraktes im ersten Stock des Amtshauses fließen. Sechs- bis achttausend Euro werden dafür gebraucht.

(mz)