Gymnasium in Jessen Gymnasium in Jessen: Studienarbeiten zu KZ-Häftlingen

Jessen/MZ - Vier Elftklässlerinnen des Jessener Gymnasiums haben jeweils eine Studienarbeit zum früheren KZ Lichtenburg in Prettin geschrieben. Immer um die 15 Seiten stark, aber mit ganz unterschiedlichen Ansätzen. Wie Dr. Hartmut Nachtigall - neben Cosima Schmidt und Daniel Wotzka einer der begleitenden Geschichtslehrer für dieses Projekt in ihrem Unterrichtsfach - zufrieden feststellte, wurden „alle Arbeiten als gut und sehr gut bewertet.“
Anne Berbig hat sich mit der Lagerhaft und der Vernichtung von Sinti und Roma befasst. Pia Kilian wandte sich der Häftlingsgruppe der Zeugen Jehovas und hier speziell dem Einzelschicksal von Erna Ludolf zu. Sophie Kliem forschte zur Biografie der Lichtenburg-Insassin und Kommunistin Charlotte Grabautzky. Katja Kase setzte sich mit dem Leben von Gertrud Hartmann auseinander und beleuchtete ihr Häftlingsschicksal.
Archive als Quellen
Die Arbeiten entstanden zwischen Oktober 2013 und März 2014, im Mai mussten sie von den vier jungen Frauen verteidigt werden. Zehn Minuten bekamen sie jeweils, um ihr Werk vorzustellen. In zehn weiteren Minuten waren Fragen ihrer Lehrer sowie von Melanie Engler zu beantworten, die als Leiterin der KZ-Gedenkstätte Lichtenburg als Mentorin an dem Studienprojekt mitwirkte. Geschrieben wurden die Arbeiten neben dem Unterricht. Als Quellen bekamen die Gymnasiastinnen Zugang zu einigen Archiven wie dem Landesarchiv in Berlin oder dem Geschichtsarchiv der Zeugen Jehovas in Selters. So konnten sie im Wesentlichen mit Originaldokumenten hantieren. Regelmäßig gab es zudem Konsultationen mit den Ge-schichtspädagogen und Melanie Engler versorgte die Elftklässlerinnen mit ergänzender Literatur.
Schon seit Jahren werde, wie Hartmut Nachtigall der MZ erklärte, in den elften Klassen zur Vorbereitung auf Studium oder Ausbildung eine Facharbeit geschrieben, vor allem um bestimmte Arbeitstechniken zu erlernen. Bislang sei das ausschließlich in der Bildungseinrichtung gelaufen und allein die Lehrer hätten als Betreuer fungiert. Diesmal sei mit Melanie Engler erstmals eine externe Betreuerin mit von der Partie. „Auf diese Weise“, so Nachtigall, „schlagen wir gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe.“ Die Schüler suchen sich das Thema für ihre Arbeit selbst nach den eigenen Interessen. Der Kooperationsvertrag mit der KZ-Gedenkstätte in Prettin wird mit Leben erfüllt und die aufgegriffenen Inhalte - in diesem Fall eine sehr starke Komponente - stehen für die Gedenkstättenarbeit und damit der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die Kooperation mit der KZ-Gedenkstätte Lichtenburg soll daher in der Zukunft fortgeführt werden. Und dank des Erfolgs in diesem Jahr sieht Nachtigall auch kein Problem, Interessenten dafür zu finden.
Ein wichtiges Thema
Anne Berbig sagte wie zur Bestätigung: „Mein Verständnis für die regionale Geschichte wurde durch diese Arbeit geschärft. Ich wusste vorher nicht, dass das so nah und so gewaltsam stattgefunden hat.“ Sophie Kliem resümierte: „Allgemein ist das Thema heute noch wichtiger geworden. Die NS-Zeit darf nicht vergessen werden.“