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Gotteshaus Ruhlsdorf Gotteshaus Ruhlsdorf: Kirchenfenster in Frauenhänden

Von Andreas Richter 26.05.2004, 18:07

Ruhlsdorf/MZ. - Schließlich wurden am Mittwoch neun einzelne Fensterabschnitte im Altarraum der Kirche zu Ruhlsdorf wieder eingesetzt. Geraume Zeit blieben die steinernen Fensterfassungen leer, da die wertvollen und sehr alten Fenster saniert werden mussten. Und bereits vor dem Einsetzen hatten der Erfurter Professor und seine Studentinnen ihre Hände im Spiel.

"Irgendwie kam der Kontakt zu Pfarrer Thomas Meinhof zustande, so genau kann ich mich gar nicht mehr erinnern. Jedenfalls kam der Seelsorger mit der Frage, ob wir uns denn nicht mit den sehr desolaten Fenstern der Ruhlsdorfer Kirche beschäftigen könnten", so der Professor, der an der Hochschule im Fachbereich Konservierung und Restauration die Fachrichtung Glasmalerei und Glasfenster leitet.

Aus der Idee wurde Realität, denn, so Peter van Treeck, das Ansinnen des Seydaer Pfarrers habe sich ideal mit den so genannten Projektwochen der Fachhochschule verbinden lassen. "Da geht es richtig in die Praxis, unsere Studentinnen und Studenten können ihre theoretischen Erfahrungen um wichtige praktische Erkenntnisse ergänzen." Im Falle der Ruhlsdorfer Kirchfenster waren es allerdings ausschließlich studentische Frauenhände, die an der Restauration mitwirkten.

Ronja Lammers, Anne Kaiser, Sandra Williger, Dunja Kielmann und Katrin Nawroth (letztere konnte wegen Krankheit nicht zum Einbau nach Ruhlsdorf kommen) behoben die gröbsten Schäden. Eine umfassende Restaurierung habe sowieso nicht erfolgen können, so Prof. van Treeck. "Wir haben den Bestand gesichert, was auch dringend nötig war, mehr aber ging nicht. Dazu hätte es bedeutend mehr Zeit gebraucht und viel Geld."

Zumindest präsentieren sich die Fenster nun in einem Zustand, der die kommenden Jahre sorgenfrei herankommen lässt. Wobei Prof. Peter van Treeck betonte, dass bei einer künftigen grundlegenden Restauration einiges zu beachten sei. "Der Laie verbindet mit dem Wort Restauration immer die Vorstellung, dass dann alles wie neu aussieht. Das kann in einigen Fällen zutreffen und auch sinnvoll sein. Aber oftmals geht es darum, Altes zu erhalten, ohne die Spuren des Alterns zu verwischen." Das wäre seiner Ansicht nach auch für die Ruhlsdorfer Fenster der richtige Ansatz. "Die Besucher der Kirche sollen sehen und spüren, dass diese Fenster 1885 eingebaut wurden und viel gesehen haben. So erst lässt sich nämlich Geschichte sichtbar vermitteln."