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Gedenken an Bombardierung Gedenken an Bombardierung: Unerwartete Entdeckung in der Glücksburger Heide

Von H.-Dieter Kunze 20.04.2015, 07:40
Am 70. Jahrestag des Absturzes von Max Miller wurde an der Gedenkstätte in der Glücksburger Heide ein Blumengebinde niedergelegt.
Am 70. Jahrestag des Absturzes von Max Miller wurde an der Gedenkstätte in der Glücksburger Heide ein Blumengebinde niedergelegt. H.-Dieter Kunze Lizenz

Mügeln - „Jeder Krieg ist erst dann zu Ende, wenn der letzte gefallene Soldat eine würdige Ruhestätte hat.“ Mit diesem Zitat, bereits vor 200 Jahren vom russischen Feldmarschall Alexander Suworow ausgesprochen, begann Reinhard Schüler aus Steinsdorf und Mitglied im Heimatverein „Glücksburger Heide“, seine Erinnerungsrede an der Gedenkstätte für den am 15. April 1945 an dieser Stelle abgestürzten deutschen Piloten, Unteroffizier Max Miller.

Durch intensive Recherchen des Heimatvereins wurde der Stiefbruder von Max Miller ermittelt. Dieter Miller wanderte 1958 in die USA aus und lebt mit seiner Ehefrau Marielle – sie stammt aus Dresden – in Newburgh im Bundesstaat New York und gründete dort eine Metallbaufirma. Gern folgte das Ehepaar einer Einladung des Heidevereins und reiste nach Deutschland. Am 9. Oktober 2009 besuchten sie Absturzstelle sowie die Grabstelle auf dem Mügelner Friedhof. Sie zeigten sich beeindruckt von der engagierten Arbeit der Heidefreunde und der Ehrung des Gefallenen. Als Andenken nahmen sie ein kleines Metallteil der Bf 109 sowie eine Miniaturnachbildung der Stele am Absturzort mit in ihre Heimat.

Vereinsvorsitzender Erhard Fritzsche erinnerte: Mitarbeiter des Munitionsbergungsunternehmens Luthe aus Luckenwalde sondierten etwa ab 1992 den ehemaligen Truppenübungsplatz nach Munitionsresten, Blindgängern und Metallschrott. Tonnenweise wurde Schrott eingesammelt und zusammengetragen. Auch Blindgänger und Bomben waren darunter, Spezialisten des Munitionsbergungsdienstes Sachsen-Anhalt machten sie unschädlich.

Bei routinemäßigen Arbeiten sollte der 1. Dezember 1992 eine besondere Rolle spielen. Die Messsonde tickte wie gewohnt, wenn sie auf Metall im Boden stieß. Doch bei den Grabungen kamen größere Metallteile zum Vorschein, Knochenreste und eine gut erhaltene Erkennungsmarke, wie sie alle Soldaten der Wehrmacht trugen. Die Fundstelle wurde abgesperrt, die Erkennungsmarke an die Deutsche Dienststelle für die Benachrichtigung der nächsten Angehörigen von Gefallenen der ehemaligen deutschen Wehrmacht in Berlin geschickt. Anhand des Zahlencodes wurde der Gefallene identifiziert. Es handelte sich um Max Miller aus der Stadt Tegernsee in Bayern.

Der Pilot des abgestürzten Jagdflugzeuges vom Typ Bf 109 wurde dort am 12. März 1924 geboren. „Gefallen am 15. April 1945 bei Jüterbog“ stand in den Unterlagen, basierend auf Wehrmachtsberichten. Max Miller musste im Alter von 21 Jahren sein Leben in den letzten Tagen eines sinnlosen Krieges opfern. Ob er wegen eines technischen Defekts an seiner Maschine abstürzte oder bei einem Luftkampf abgeschossen wurde, wird wohl für alle Zeiten unklar bleiben. Fakt ist, dass am 15. April 1945 Kampfflugzeuge der Wehrmacht der III. Gruppe des Jagdgeschwaders 4 vom Feldflugplatz Mark Zwuschen zu zwei Einsätzen starteten, um im Raum Magdeburg und Helmstedt-Gifhorn Bodenziele zu bekämpfen. Dabei wurden laut Einsatzberichten 25 Fahrzeuge der Alliierten zerstört. Drei Maschinen der Wehrmacht kehrten nicht nach Mark Zwuschen zurück; unter den Piloten war auch Max Miller.

Das Schicksal des Piloten berührte nicht nur die Mitglieder des Heimatvereins „Glücksburger Heide“. War es doch ein konkret nachvollziehbarer Todesfall, im Gegensatz zu Millionen anderer ungeklärter Schicksale deutscher und alliierter Soldaten und Zivilisten. So beschloss man, Max Miller ein ehrendes Gedenken zu verschaffen. Seine sterblichen Überreste wurden auf dem Friedhof Mügeln zur Ruhe gebettet, in der Heide entstand eine Erinnerungsstätte. Sie besteht aus einem Holzkreuz, gestaltet von Jessens Holzbildhauer Klaus Kuhr-mann und einer Schautafel. Das Areal wird gepflegt. Auch vor der Gedenkfeier, bei der ein Gebinde niedergelegt und eine Schweigeminute gehalten wurde, griff Erhard Fritzsche zur Harke. In seiner Gedenkrede sagte er: „Ein junger Mensch in der Blüte seines Lebens wurde mit 21 Jahren vom Moloch Krieg verschlungen. So etwas darf es nie wieder geben.“ (mz)