Funksport Funksport: Weltbeste Amateure kommen zur Weltmeisterschaft in den Kreis Wittenberg

Wittenberg - Funker kennen keine Grenzen. Auf unsichtbaren Wellen halten sie Kontakt miteinander, kommunizieren mit Pieptönen in einer Sprache, die nur der Fachmann versteht. Erstmalig führt die International Amateur Radio Union (IARU) ihre Weltmeisterschaft, die World Radiosport Team Championship 2018 (WRTC), in Deutschland durch.
Der Landkreis Wittenberg spielt dabei wie berichtet eine tragende Rolle. Fünf der ausgesuchten Standorte - Ruhlsdorf und Purzien sowie Herzberg, Bad Liebenwerda und Zossen - wurden am Sonntag im Verlauf eines Vergleichswettkampfes erstmalig getestet.
Das dafür auserkorene Gesamtgebiet erstreckt sich über das Dreiländereck Sachsen-Anhalt, Brandenburg und Sachsen. „Die Region bietet dem Funkverkehr optimale Bedingungen. Sie ist flach und schafft somit allen 63 Teilnehmern, die sich für diese Meisterschaft qualifizieren, gleichwertige Bedingungen“, verdeutlicht Wolfhard Goldschmidt, Vorstandsmitglied des Vereins WRTC 2018.
Um faire Bedingungen für alle zu schaffen, bekommen die teilnehmenden Funker zudem das gleiche Antennenmodell und ein Zelt gestellt. Einzig die Funktechnik bringt jeder selbst mit.
Nur Antenne und Zelt
Auf einem Feld zwischen Annaburg und Purzien hatten an diesem Tag Andrea Diekmann aus Wolmirstedt und Andreas Paulick aus Berlin Quartier bezogen. Während ein Aggregat leise vor sich hinsurrend die Station mit Strom versorgte, drehten die beiden Funker die Antenne immer wieder in verschiedene Himmelsrichtungen und sandten einen so genannten CQ-Ruf aus. Übersetzen ließe sich das mit: „Hallo, hier bin ich. Hört mich jemand?“ Funker die ihn empfangen, wo immer sie auf dem Globus angesiedelt sind, antworten darauf kurz mit ihrem Namen und dem Standort. „Dazu kommen noch ein paar Infos zum Wetter oder der eingesetzten Technik, das war’s“, erläutert Diekmann das Prozedere.
Die Arbeit der Morsetaste übernimmt heute der Computer. Dessen Tasten sind mit festen Signalen hinterlegt und müssen nur entsprechend bedient werden. Was allerdings immer noch voraussetzt, das Morsealphabet zu beherrschen. „Der Vorteil des Computers gegenüber der Morsetaste liegt in der umsetzbaren Geschwindigkeit und der Sauberkeit der Funksignale“, verdeutlicht Paulick.
Sollte der Rechner jedoch ausfallen, ist ein sofortiger Wechsel auf die altbewährte Technik jederzeit möglich. Kommuniziert werden kann mit dem Gegenüber zudem über Sprechfunk. Allerdings ist das eine eher selten genutzte Variante.
So viele Kontakte wie möglich
Wenn in zwei Jahren die Besten des Funksports zusammentreffen, herrschen klare Regeln. Jedes Team, das aus zwei Personen besteht, muss innerhalb von 24 Stunden so viele Funkkontakte wie möglich herstellen. Die amtierenden Weltmeister brachten es bei der letzten WM vor vier Jahren auf knapp 4500. „Dabei kennen sie keinen Schmerz, verzichten auf Schlaf und den Toilettengang“, beschreibt Andrea Diekmann das Vorgehen.
Agiert wird hierbei ausschließlich auf der natürlichen Kurzwelle, ohne Zuhilfenahme von Satelliten im Orbit. Die Schwierigkeit beim Funken auf Kurzwelle liegt darin, dass äußere Einflüsse wie die Tages- und Jahreszeit, das Wetter, im Besonderen aber auch die Sonnenenergie den Funkern gewaltige Hürden aufbauen, die es zu meistern gilt. Ob dabei alles mit rechten Dingen zugeht, beobachtet während der gesamten Zeit ein Schiedsrichter, der das Team rund um die Uhr begleitet.
Zwei Jahre Zeit
Wie auch bei anderen Weltmeisterschaften üblich, haben sich die Teilnehmer für die WRTC 2018 qualifiziert. Dazu haben Interessenten rund zwei Jahre Zeit. In dieser Zeit nehmen mögliche Weltmeisterschaftsteilnehmer an rund 30 internationalen Wettbewerben teil. In die Wertung fließen ausschließlich die zwölf besten Ergebnisse.
Nur vordere Platzierungen ebnen also den Weg zur Weltmeisterschaft 2018. Der Startschuss zur WM, für die Holger Stahlknecht (CDU), Minister für Inneres und Sport in Sachsen-Anhalt, die Schirmherrschaft übernommen hat, fällt am 14. Juli 2018 um 14 Uhr. Ab diesem Zeitpunkt gilt es für die Teams, Funkverbindungen zu sammeln und zu dokumentieren. Doppelungen erkennt der Computer übrigens sofort und zeigt sie als Fehlermeldung an.
Amateurfunk ist ein technisches Hobby, dem weltweit rund drei Millionen Menschen nachgehen. In Deutschland sind es etwa 70.000, davon 650 aus Sachsen-Anhalt. (mz)

