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Fritz Röder & Ursula Betke OHG Fritz Röder & Ursula Betke OHG: Hausschuhe fürs Pantoffelkino

Von Gerd Naumann 02.01.2004, 16:11

Elster/MZ. - Damals begann Großvater Fritz Röder im eigenen Handwerksbetrieb in der Bahnstraße mit Schuhreparaturen. Später kamen die ersten eigenen Anfertigungen hinzu. Nach dem Zweiten Weltkrieg führten die Söhne Fritz und Richard den väterlichen Betrieb weiter. Dem Bedarf entsprechend, wurden vorwiegend "Holzpantinen" hergestellt. Ein gefragter Artikel in jenen schweren Jahren des Neubeginns. "Bis in die 50er Jahre hinein gehörten auch die Schuhreparaturen zu unserem festen Leistungsspektrum. Dann nahm die Hausschuhproduktion fast unsere gesamte Kapazität in Anspruch. Mitte der Sechziger entwickelten wir die Original Elster Pantoffel, die unter der Markenbezeichnung ,Modische Hausschuhe' unseren kleinen Betrieb bekannt machten. Von Rügen bis zum Fichtelberg trugen Damen wie Herren gern unsere selbstentwickelte Fußbekleidung. In dieser Zeit erreichten wir auch unseren mengenmäßig höchsten Ausstoß an Fertigprodukten", resümierte der heute 53-jährige Schuhmachermeister Fritz Röder junior. Besonders stolz ist er darauf, dass der kleine Betrieb zu DDR-Zeiten jeden Verstaatlichungsanspruch schadlos überstand. Nach dem Fall der Mauer schloss sich der studierte Ingenieurökonom mit seiner Schwester Ursula Betke 1992 zu einer OHG zusammen und durchlebte seither Höhen und Tiefen der freien Marktwirtschaft. Allen konzernbeherrschten Handels-Widrigkeiten und asiatischen Billigimporten zum Trotz finden sich auch im neuen Jahrtausend vor allem an den Füßen der neubundesdeutschen Bürger wärmende Pantoffel aus der Elsteraner Bahnstraße.

Wenig verändert haben sich seither die Formgestaltung und das zeitlose Design der modischen Hausschuhe. Ebenso wenig wie die Qualität, für die insgesamt drei langjährigen Mitarbeiter und die beiden Geschäftsführer bürgen. "Selbstredend kommen heute neben den traditionellen auch neue Materialien, wie Leder und Wollfilz, zum Einsatz. Aber wie zu DDR-Zeiten beziehen wir unseren Kleber aus Mölkau, den Filz aus Wurzen und das Einfassband aus einem Betrieb in Thüringen. "Auf die Güte der Erzeugnisse dieser Lieferanten können wir uns seit jeher verlassen, und unsere Kunden wissen die Solidität und Langlebigkeit des Elster Pantoffels zu schätzen", versicherte Ursula Betke. Jeder im Betrieb beherrscht die zehn Arbeitsgänge, die zum fachgerechten Zusammenfügen von Schaft, Brand- und Laufsohle notwendig sind, aus dem Effeff. Teilweise erleichtern auch hier Maschinen das Zuschneiden, Steppen und Kleben der Hausschuhe. Dass aus dem Elsteraner Traditionsunternehmen gleichbleibend beste Ware zu erwarten ist, hat sich bis zum Berliner Fernsehsender "Sat 1" herumgesprochen. Der bestellte nämlich vor drei Jahren zum Nikolaustag für seine Mitarbeiter als originelles Geschenk bei Röders 1 000 Paar Hausschuhe und war mit dem gelieferten Produkt sehr zufrieden, berichtete Fritz Röder stolz. Selbst am Bodensee schlüpft man seit kurzem in das bequeme Hausschuhwerk aus Elster. 750 Paar wurden für einen dortigen Kunden speziell mit Edelweißstickerei verziert. "Was der Markt braucht, wird hergestellt. Ein Renner sind nach wie vor die von uns weiterentwickelten und seit den siebziger Jahren erfolgreich produzierten Römersandaletten. Beliebt vor allem bei der Jugend", weiß der geschäftsführende Schuhmachermeister. 2 400 Paar wurden allein im vorigen Jahr von diesem Nischenerzeugnis gefertigt und verkauft. Letzteres geschieht vornehmlich über den Großhandel, aber zunehmend auch im eigenen Werksverkauf und auf Wochenmärkten. Vom Frühjahr bis zum Herbst sind Betkes und Röders als fahrende Händler anzutreffen. Von der modischen Damen-Luxus-Pantolette bis zum schicken Herren-Kamelhaarpantoffel nebst den Römersandalen reicht die Erzeugnispalette, auf dem Zwiebelmarkt in Weimar ebenso wie auf dem Pferdemarkt in Havelberg. Täglich werden in der Röder-Betke OHG rund 100 Paar Standard-Pantoffeln auf den Leisten gespannt. Hinzu kommen Spezialanfertigungen und Trendhausschuhe. Oder Sonderaufträge, wie die Herstellung von Halteriemen für den Fahrzeugbauer Empl. Flexibilität bringt nach vorn, könnte als Wahlspruch neben der alten Standuhr im Büro der Röders hängen, in dem schon Fritz Röder senior 1935 residierte. Der Enkel sieht den mit Schnitzereien verzierten Schreibtisch allerdings selten, weil er häufig unterwegs ist, um eine pfiffige Idee umzusetzen.