Freistilringen Freistilringen: Rauflustige Freundin wird gesucht
Wittenberg/MZ. - "Halb so schlimm", meint die Wittenbergerin Mary Roming. Nach zwölf Jahren Wettkampf hat sie einen ganzen Sack voller Klischees im Keller zu stehen. Ihren Hang zur Rauflust hat sie schon als kleines Mädchen entdeckt. Nach dem Umzug der Eltern von Wittenberg nach Merkwitz waren weibliche Spielkameradinnen Mangelware. Bruder Frank plus Kumpels markierten ab sofort ihren Freundeskreis, die siebenjährige Romy musste sich in der Meute behaupten.
Mit Beginn der Lehre ging es zurück in die Lutherstadt, in der Wendezeit weiter Richtung Erfurt. Eine Anzeige in einer Tageszeitung legte hier den Grundstein zur sportlichen Karriere, als "Sweethaert Mary" knallte sie ihre Gegnerinnen auf die Matte. "Bei meinem ersten Auftritt habe ich vorher zur Beruhigung einen Schnaps getrunken." Ein bisschen gemogelt wurde in punkto Sieg oder Niederlage natürlich auch. "Wir wollten den Zuschauern eine perfekte Show bieten. So hat der Publikumsliebling meistens gewonnen. Natürlich wurden alle Schläge oder Würfe vorher im Training einstudiert."
Nach drei Jahren Tingelei über die Dörfer hängte sie den Kampfanzug an den Nagel, beendete ihre Lehre als Industriekauffrau und betrieb ihre Sportart mit mehr Ernsthaftigkeit. Ein Wrestling-Club aus Wien wurde auf die 1,62 Meter große Mary aufmerksam, Gegnerinnen aus der Schweiz, England oder Tschechien machten ihr ab sofort den Erfolg streitig. "Ich musste immer die Böse in der Gruppe spielen und grimmig gucken. Diese Rolle war für mich am einfachsten."
Sieg-Absprachen gab es hier nicht mehr, jede Frau wollte sich mit internationalen Titeln schmücken. Bei Wettkämpfen in Zürich wurde die 31-Jährige zweimal Schweizer Meisterin, auf den Wiener Matten ergatterte sie Silber im Doppelpack. Inzwischen hat die allein erziehende Mutter von zwei Kindern Ringen zu ihrem Hobby gemacht. Als Gaststarterin besucht sie regelmäßig Turniere in Kassel und Brüssel, Shows in Diskotheken gehören nun endgültig der Vergangenheit an.
Einziges Problem: Die Suche nach einer festen Trainingspartnerin. "Ich kann im Fitness-Studio meine Kondition oder meinen Muskelaufbau verbessern, doch zur Wettkampf-Vorbereitung benötige ich eine Ringerin." Wechsel zu Judo oder Karate? "Hier findet das Training meist in den Abendstunden statt. Als Mutter von zwei Kindern habe ich nur am Vormittag Zeit."
Große Ansprüche an ihre Partnerin stellt sie nicht. Nicht zu groß, nicht zu schwer, keine Angst, Spaß an der Sache - das ist schon alles. Und was sagt ihre Familie zur sportlichen Vorliebe? "Die hat das inzwischen akzeptiert. Außerdem lasse ich mir sowieso nicht reinreden."