Feuerwehr in Jessen Feuerwehr in Jessen: Ausbildung bei eisiger Kälte

Jessen - Claudia Kannegießer hat den Dreh schnell raus. Mit geschickten Handbewegungen legt die Feuerwehr-Anwärterin aus Buschkuhnsdorf ihrem Gegenüber das Seil um den Bauch und bindet mit Schwung einen Rettungsknoten. „In der Notsituation liegt das Seil eng am Körper und ist deutlich zu spüren“, betont Gruppenführer Andi Krüger, der am Sonnabend in Jessen für die Ausbildung der 14 Anwärter zuständig ist.
Der Chef freut sich, dass die Feuerwehr nichts von ihrer Anziehungskraft verloren hat und junge Menschen eine Herausforderung suchen. Trotz eisiger Kälte sind alle Teilnehmer interessiert und mit vollem Einsatz bei der Sache. Zum Auftakt sind die vier Themenschwerpunkte Aufstellen von tragbaren Leitern, Erlernen verschiedener Knoten, Arbeit mit dem Strahlrohr und Abtransport von verletzten Personen gewesen.
Die komplette Ausbildung bis zum voll einsatzfähigen Feuerwehrmann geht bis September.
Traumberuf Bundeswehr
Krüger, der aus Jessen stammt und bei der Berufsfeuerwehr Paderborn arbeitet, ist extra aus Nordrhein-Westfalen angereist, um in seiner Heimatstadt die Ausbildung zu übernehmen. „Handschuhe nicht vergessen“, ruft er Pascal Donath zu, der gut gesichert, die Leiter emporsteigt. Der 16-Jährige aus Holzdorf macht derzeit sein Fachabitur in Ludwigsfelde und hofft, dass er nach seiner Berufsausbildung eine Arbeit in der Region findet.
„Eine Anstellung bei der Bundeswehr in Holzdorf ist mein Traum“, so Donath, den ein Kumpel zur Feuerwehr gelotst hat. Der Teenager findet die Ausbildung spannend und betont, dass er die Kameradschaft innerhalb der Truppe sehr schätzt. Sein Ziel ist klar: Bis zum Herbst will er alle Prüfungen meistern. Krüger hört seinem „Azubi“ interessiert zu und betont, dass die Feuerwehren stets auf der Suche nach Nachwuchs sind, da es viele Kameraden nach der beruflichen Ausbildung oft in andere Gegenden verschlägt.
Er sei im Prinzip das beste Beispiel. Nach seiner Lehre bei EMPL in Klöden ist er in Paderborn gelandet. „Wir wechseln“, ruft der Chefausbilder in die Menge und löst damit hektische Betriebsamkeit aus. Die erste Gruppe legt die Leiter ab, die zweite löst die Knoten.
„Trotz der eisigen Kälte tragen sie noch etwas dünnere Sachen“, sagt Krüger und ergänzt, dass die vollständige Ausrüstung allen Feuerwehrleuten erst nach Abschluss des Prüfungsmarathons zur Verfügung steht. Claudia Kannegießer wertet nach der Knotenrunde zusammen mit Ausbilder Tom Lehmann und den Mitgliedern der Gruppe das Erlernte aus.
„Mein Freund ist schon länger bei der Feuerwehr und kann auch nicht alle Knoten“, meint die 31-jährige Altenpflegerin, die mit der Freiwilligen Feuerwehr Reicho schon zum Einsatz gefahren ist. „Den ersten hatte ich bei einer Patientin von uns“, sagt Kannegießer und erzählt weiter, dass im Endeffekt durch ein Versehen in der Küche nichts Schlimmes passiert sei. Feuerwehr hat die junge Frau schon immer interessiert.
Außerdem ist ihr Helfersyndrom stark ausgeprägt. „So richtig auf den Geschmack gekommen bin ich erst, als ich meinen Freund mit dem Auto zur Feuerwehr gefahren habe. Er durfte mit zum Einsatz und ich nicht.“ Die 31-Jährige erzählt, dass es mit den Jungs keine Schwierigkeiten gibt. Alle sind nett und höflich.
Kommunikation ist wichtig
Bei Einsätzen sind die Betroffenen dies nicht immer, verrät Krüger. Die Menschen sind in Notsituationen emotional aufgeladen und schießen mit ihren Äußerungen manchmal über das Ziel hinaus. „Es läuft dann lediglich über die Schiene ruhige Kommunikation“, so der Ausbilder, der den Leuten erklärt, dass er nur gekommen ist, ihnen zu helfen.
„Das ist schließlich etwas Gutes“, ergänzt Kannegießer. Alle 14 Anwärter werden auch umfassend über Versicherungsschutz während des Einsatzes informiert. Krüger erinnert daran, dass es sich um Ehrenamtliche handelt, die für andere Menschen ihr Leben riskieren. Die nächste Runde beginnt. Donath erhält nun Anweisungen von Tom Lehmann, die 31-Jährige geht auf der Leiter in die Luft. (mz)
