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Bundeswehr Bundeswehr: Holzdorfer Oberst muss nach Kabul

Von Sven Gückel 16.03.2013, 19:10
Vor seinem sechsmonatigen Einsatz in Kabul lässt sich Oberst Franz Sauerborn (rechts) durch Steffen Hopf, Leiter der Bekleidungskammer am Standort Holzdorf, die für Auslandseinsätze notwendige Ausrüstung aushändigen.
Vor seinem sechsmonatigen Einsatz in Kabul lässt sich Oberst Franz Sauerborn (rechts) durch Steffen Hopf, Leiter der Bekleidungskammer am Standort Holzdorf, die für Auslandseinsätze notwendige Ausrüstung aushändigen. Gückel Lizenz

Holzdorf/MZ - Der Zeitpunkt könnte kaum ungünstiger sein. In einer Phase, in der seinem Verband wegen der Bundeswehrreform massive Veränderungen bevorstehen, wird Oberst Franz Sauerborn in den Auslandseinsatz abkommandiert. Statt seinen Dienst als Kommandeur des Holzdorfer Einsatzführungsbereiches?3 zu versehen, wird er für sechs Monate deutsche Soldaten in Kabul führen.

Diesen Sommer werden es 30 Jahre, dass Sauerborn in die Bundeswehr eintrat. Drei Jahrzehnte, in denen er es bis zum Oberst brachte und den Generalslehrgang bestand. Zahlreiche Standorte und Verwendungen listet sein Lebenslauf auf, unter anderem zweimal Holzdorf (mehr dazu unter „Nach Holzdorf zurückgekehrt“).

Erstmals Aufgabe im Ausland

Für den Offizier ist es der erste Auslandseinsatz, und ein schwieriger zudem. Denn als Chef deutscher Militärangehöriger in Kabul obliegt ihm nicht nur die Verantwortung über mehrere Hundert Soldaten; während seiner Zeit in Afghanistan hat er auch den Umzug des Kontingents vom Camp Warehouse am Stadtrand ins Zentrum an den Kabul International Airport zu leiten. Zugleich wird Sauerborn als Verbindungsoffizier ins afghanische Verteidigungsministerium tätig.

Mental vorbereiten konnte er sich auf dieses Aufgabenpaket gerade mal fünf Wochen. „Die Anfrage kam relativ kurzfristig. Mein soldatisches Verständnis sagt mir aber, dass ich diesen Befehl auszuführen habe, auch wenn ich mit dem Zeitpunkt nicht sonderlich glücklich bin“, betont er. Ausschließlich deshalb, weil der Einsatzführungsbereich und der Fliegerhorst Holzdorf, dessen Standortältester er ist, sich in einem Umbruch befinden. Anderes Fluggerät wird in Holzdorf einziehen, mit dem auch ein Personalwechsel vonstatten geht. Mit der Auflösung des Schwesterverbandes Meßstetten wird darüber hinaus der Aufgabenbereich des Einsatzführungsbereichs bei der Überwachung des deutschen Luftraums erheblich erweitert und künftig von Puttgarden bis nach Bayern reichen. Ein ausgedehntes Verantwortungsgebiet mit neuer Personalstruktur ab Anfang 2014. Vorbereitungen hierfür sind aber jetzt zu treffen. Dieses Werk umzusetzen, obliegt damit Sauerborns Stellvertreter, Oberstleutnant Wiland Oerter. Soweit möglich, werde er Oerter nach Kräften von Kabul aus unterstützen, sagt Sauerborn. Dass er sich auf seinen Stellvertreter verlassen kann, weiß er. Um so bedauerlicher ist es, dass auch Oerter den Verband Ende September verlässt.

Da sich mit ihm und Major Mario Herzer gleich zwei der drei Führungskräfte des Einsatzführungsbereichs im Auslandseinsatz befinden, setzt Franz Sauerborn darauf, dass seine ihm hier unterstellten Soldaten diese Lücke mit besonderem Einsatz soweit möglich schließen. Was übrigens auch für die Kontakte zum zivilen Umland des Standorts gilt. „Ich hatte mir auch in diesem Punkt viel vorgenommen. Das werde ich nun auf nächstes Jahr verschieben müssen.“

Gespannte Erwartung

Um sich von seiner Frau Andrea und dem gemeinsamen Sohn Stefan zu verabschieden, bleiben Franz Sauerborn nur wenige Tage Zeit. Jede Stunde wolle er davon intensiv nutzen, betont er. Andrea Sauerborn wird die Trennung besonders schmerzen, zumal auch Stefan zwei Tage vor seinem Vater das heimische Nest verlässt und eine Ausbildung zum Fluglotsen beginnt. Aktuelle Meldungen über Selbstmordanschläge in Kabul erschweren den Abschied um ein Vielfaches. „Ich habe Respekt vor der Gefahrenlage“, sagt er. Aber auch eine gespannte Erwartungshaltung. Oberstes Ziel sei es, dass die ihm unterstellten Soldaten alle wieder gesund nach Hause kommen, so Franz Sauerborn.