Auswirkungen der Vogelgrippe in Seyda Auswirkungen der Vogelgrippe in Seyda: Stallpflicht hat Züchter hart getroffen

Seyda - Sie plustern sich auf, protzen mit ihrem Gefieder, gackern, krähen, gurren, schnattern um die Wette – und werden dafür noch gelobt, ja sogar mit Preisen bedacht! 191 gefiederte Prachtexemplare – vier Gänse, 41 Enten, 25 Hühner, 22 Zwerghühner und 99 Tauben, jeweils in vielen Farbschlägen und Rassen – haben sich am Wochenende in bester Manier bei der Vereinsschau des Rassegeflügelzuchtvereins (RGZV) Seyda präsentiert. Blickfang war zudem die hübsch gestaltete Voliere.
Siegbert Buchheister - Vereinsmeister Wassergeflügel, Bürgermeisterpokal und Kreisverbandspokal – alle Ehrungen für die Zucht der Laufenten (forellenfarbig); Günter Kliche - Vereinsmeister Hühner und Stadtbeiratspokal, New Hampshire (goldbraun); Dieter Henze - Vereinsmeister Tauben, Starwitzer Flügelsteller; Manfred Jackisch - Kreisverbandspokal auf Zwerg-Wyandotten (gold-blaugesäumt); Dieter Danneberg – Großer Ehrenpreis RGZV Seyda auf Starwitzer Flügelsteller (blauschimmel); Christoph Rüst – Wanderpokal RGZV Seyda für Böhmische Gänse (weiß). (gzn)
22 Züchter aus den Vereinen in Seyda, Zahna, Jessen, Annaburg, Lübben und Reesdorf machten mit der jährlichen Ausstellung auf ihr gefiedertes Hobby aufmerksam. Die drei Preisrichter vergaben zweimal die höchste Bewertung „vorzüglich“ – für eine Laufente von Siegbert Buchheister und für Starwitzer Flügelsteller von Dieter Danneberg.
„Kleintierhaltung ist auf dem Land üblich, aber längst nicht mehr so häufig anzutreffen wie früher“, bedauert Julian Bormann aus Seyda. Der 16-Jährige ist mit Abstand der jüngste Züchter des Vereins – und leider auch der einzige seiner Altersgruppe. „Mein Nachbar Peter Naffin hat mich vor einigen Jahren für das Rassegeflügel begeistert, jetzt halte ich etwa 20 Welsumer-Hühner, mehr geht aus Zeitgründen nicht. Lieber weniger, aber dafür richtig – das ist meine Devise“, sagt er. Die gute Legeleistung dieser Rasse beschert ihm regelmäßig große frische Eier – und mitunter ein geschmackvolles Frikassee, worüber sich gewiss die gesamte Familie freut. „Solche Vorteile sind nicht zu verachten, obwohl natürlich nicht alle Tiere geschlachtet werden. Die besten bleiben stets der Zucht vorbehalten“, lässt Ausstellungsleiter Siegbert Buchheister wissen. Gern hätten die Zuchtfreunde mehr junge Leute im Verein, doch Werbungen blieben leider ohne Erfolg. Der RGZV Seyda hat derzeit nur noch zehn Mitglieder. Zu Hoch-Zeiten waren es mehr als 40.
Stallpflicht in Seyda "Kleinstaaterei"
Im zurückliegenden Jahr sah es auch mit dem geflügelten Nachwuchs nicht „rosig“ aus, wie Buchheister bekennt: „Wir würden gern einige Tiere mehr präsentieren, doch die Auswirkungen der Vogelgrippe machen sich tüchtig bemerkbar.“ Zwar waren die Bestände selbst nicht von der Epidemie betroffen. Aber wegen des amtlichen Erlasses durfte das Federvieh vom November 2014 bis März 2015 in Sachsen-Anhalt nicht ins Freiland gelassen werden: „Das mag akut alles richtig sein, doch nur fünf Kilometer weiter in Brandenburg durften die Tiere draußen bleiben, ebenso in Sachsen. Das ist Kleinstaaterei, die uns nur schadet“, zürnt er. Durch das lange Einsperren blieb der Brutschlupf bei Wassergeflügel und Hühnern unter den Erwartungen: „Tiere, die einer zweiten Brut entstammen, sind noch nicht so weit entwickelt, dass wir sie vorzeigen könnten. Außerdem haben einige Züchter nun endgültig aufgegeben. Das trifft uns ziemlich hart“, bekundet Siegbert Buchheister.
Auch wenn die Besucher nicht massenweise zur Ausstellung gepilgert sind, so gab es doch regen Zuspruch. „Ich komme jedes Jahr hierher“, sagt Gerd Ferch aus Mark Zwuschen. Gern greift er nach dem Rundgang in den Lostopf und freut sich, ein kleines Souvenir mit nach Hause nehmen zu können. Die häufigste Frage, ob auch lebende Tiere als Preise vergeben werden, musste Holger Möbius allerdings immer wieder verneinen: „Seit vielen Jahren ist das aus Gründen des Tierschutzes nicht mehr möglich“, erklärt er. Der Hauptgewinn ist dennoch nicht zu verachten: Es ist ein großer Bräter für den Weihnachtsbraten von Harald Groitzsch aus Seyda.
Am kommenden Wochenende sind Tiere des Seydaer Vereins übrigens bei der Rassegeflügelschau in Annaburg und am 21. und 22. November in Jessen zu sehen. (mz)