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Alte Schmiede neu gedacht Alte Schmiede neu gedacht: Verein zur Rettung alter Häuser in Annaburg will Interessierte mobilisieren

Von Detlef Mayer 21.07.2017, 04:00
Mutter Anna und Sohn Kurt Ostwald an der Feuerstelle der alten Schmiede, die der Verein zu Seminarraum und Museum umgestalten möchte.
Mutter Anna und Sohn Kurt Ostwald an der Feuerstelle der alten Schmiede, die der Verein zu Seminarraum und Museum umgestalten möchte. D. Mayer

Annaburg - Viel Fantasie gehört dazu, auch ein gerüttelt Maß an Idealismus - Anna Ostwald gibt das gern zu. „Es ist schon ein bisschen ein Abenteuer“, sagt sie. Die 55-Jährige ist Vorsitzende des Vereins zur Rettung alter Häuser in Annaburg e.V., und der Name ist Programm.

Das Besondere daran: Das Sanieren besagter alter Häuser will der Verein im Bunde mit den Besitzern möglichst mit viel Eigenleistung, also kostengünstig, und vor allem mit Baustoffen und Methoden vollbringen, wie sie am Übergang vom 19. zum 20. Jahrhundert zum Einsatz kamen. Also Kalkputz statt Zementputz oder die marokkanische Putztechnik Tadelakt statt Fliesen - „so bleiben die Wände atmungsaktiv“, freigelegte, abgeschliffene und geseifte Holzdielung statt Kunststoff-Auslegware und Leinöl mit Farbpigmenten statt Lack, zum Beispiel für die Fenster.

„Solche Baustoffe sind günstig und damit lassen sich die alten Häuser gut und beständig herrichten“, beteuern Anna Ostwald und ihr mit 26 Jahren jüngster von drei Söhnen, Kurt, unisono. Die Ostwalds, die aus dem Süden Berlins stammen, wohnen seit zwei Jahren in Annaburg, in der Friedensstraße 3.

Relativ preiswert konnten sie das Haus erwerben, das Renovieren wird selbst gemacht - „so wie Zeit und Geld vorhanden sind“, merkt Anna Ostwald an und betont, dass dafür natürlich die bereits erwähnten alten Baustoffe beziehungsweise alternativen Methoden zur Anwendung kommen. „Damit haben wir gute Erfahrungen gesammelt.“ Und in Annaburg seien ja noch mehr alte leere Häuser zu entdecken, die sich auf diese Weise sanieren und wieder nutzen ließen.

Annaburg: „Verein zur Rettung denkmalgeschützter Häuser“

Deshalb wurde am 7. Juli 2015 der Verein gegründet, dessen Vorsitzende Anna Ostwald ist. Elf Mitglieder zählt er derzeit, übrigens nicht nur Leute, die alte Häuser besitzen. Auch Bio-Bauer Helmut Belding und Bäcker Norbert Käpernick aus Annaburg, Bekannte aus dem Umland und sogar Berliner gehören dazu. 2017 riefen dieselben Akteure nun einen zweiten Verein ins Leben - „zur Rettung denkmalgeschützter Häuser“. Anders als dem ersten wird diesem vom Finanzamt nämlich die Gemeinnützigkeit zuerkannt, wie Anna Ostwald erklärt. Somit lassen sich nun auch Spendenquittungen ausstellen, was vorher nicht möglich war.

Der Häuserbestand der Vereine hat sich zwischenzeitlich auch erweitert. Hinzugekommen sind die alte Schmiede in der Friedensstraße 2 und zwei zu dem Komplex gehörende alte Wohnhäuser. Mit der Schmiede haben Ostwalds und die Vereinsmitglieder besondere Pläne: Ihre Erfahrungen mit dem Sanieren alter Bausubstanz wollen sie gern in Seminaren weitergeben. Dafür soll in der alten Schmiede ein Raum entstehen.

Tag der offenen Schmiede am Samstag, 22. Juli, ab 10 Uhr

Daneben werde sie auch Schmiede bleiben, versichert Anna Ostwald, „wer also etwas zu schmieden hat, kann das, nachdem alles in Ordnung gebracht ist, hier tun“. Über der Schmiede stellt sie sich ein Museum vor, das zeigt, wie früher in dem Haus von Siegfried Wille gelebt und gearbeitet wurde. Die Vereins-Chefin ist Diplom-Gartenbauingenieurin, hat 17 Jahre lang mehrere Blumenläden betrieben, daher soll auch noch eine kleine Floristik-Werkstatt in der Schmiede Platz finden.

Wer nun neugierig geworden ist auf den Verein, die alten Annaburger Häuser und die diesbezüglichen Pläne des Vereins, ist am Samstag, 22. Juli, ab 10 Uhr herzlich willkommen beim Tag der offenen Schmiede in der Friedensstraße 2. Das angekündigte Schauschmieden muss zwar ausfallen - der Schmied hat einen Achillessehnenriss, aber die Gäste können sich in der Schmiede und den Nachbarhäusern frei bewegen, Bierzeltgarnituren stehen bereit, es gibt Essen und Trinken, alternative Baustoffe werden vorgestellt (gegenständlich und per Darstellung auf dem Laptop) und Anna Ostwald sowie andere Vereinsmitglieder stehen für Auskünfte bereit. (mz)

Die alte Schmiede in Annaburgs Friedensstraße ist sanierungsbedürftig.
Die alte Schmiede in Annaburgs Friedensstraße ist sanierungsbedürftig.
D. Mayer