1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Hettstedt
  6. >
  7. Prozess zu Tankstellen-Überfällen: Überfälle auf Tankstelle in Hettstedt: Angeklagter gesteht vor dem Landgericht in Halle

Prozess zu Tankstellen-Überfällen Überfälle auf Tankstelle in Hettstedt: Angeklagter gesteht vor dem Landgericht in Halle

Von Jörg Müller 22.08.2017, 14:00
Das Portal des Landgerichts am Hansering in Halle (Saale).
Das Portal des Landgerichts am Hansering in Halle (Saale). Günter Bauer/Archiv

Hettstedt/Halle - Im Prozess um drei Tankstellen-Überfälle in Hettstedt hat der 36-jährige Angeklagte ein Geständnis abgelegt. „Es stimmt alles so“, sagte er am Montag vor dem Landgericht Halle, nachdem Oberstaatsanwalt Peter Vogt die Anklage verlesen hatte. Die Staatsanwaltschaft Halle wirft dem Mann schwere  räuberische Erpressung in drei Fällen  sowie gefährliche Körperverletzung vor. 

Angeklagter hat Tankstelle in Ascherlsebener Straße in Hettstedt dreimal überfallen

Wie es in der Anklage heißt, hatte der jeweils mit einem Schal maskierte Mann am 23. Februar, 17. März und 24. April  dieses Jahres die Total-Tankstelle in der Ascherslebener Straße überfallen. Er bedrohte die Angestellten mit einer Schreckschusspistole und forderte Geld. Beim ersten Mal erbeutete er 365 Euro, beim zweiten Mal 980 Euro und Zigaretten im Wert von 142 Euro. Beim dritten Überfall wurde der Täter von einem 63-jährigen Sicherheitsbediensteten gestellt.

Es kam zu einem Handgemenge, wobei der Täter einen Schuss abgab  und den Security-Mann über dem  Auge verletzte. Der Sicherheitsbedienstete konnte den Täter dann  aber überwältigen, so dass er von der Polizei festgenommen werden konnte. Derzeit wird er im Haftkrankenhaus Leipzig behandelt, weil bei der Auseinandersetzung sein Sprunggelenk gebrochen sei.

Der gebürtige Pole, der deutscher Staatsbürger ist und in Duisburg (Nordrhein-Westfalen) gelebt hatte, war erst im Januar dieses Jahres nach einer langjährigen Freiheitsstrafe entlassen worden. Wie er aussagte, habe er während der Haft per Smartphone-Chat eine junge Frau mit einer sechsjährigen Tochter in  Hettstedt kennengelernt. „Sie hat gewusst, dass ich im Gefängnis sitze.“ Nachdem sie zwei Jahre lang nur telefonisch und brieflich Kontakt gehabt hätten, besuchte er sie nach seiner Entlassung mehrfach in Hettstedt. Die Tankstelle sei etwa 500 Meter von der Wohnung seiner Freundin entfernt.

36-Jähriger überfällt Hettstedter Tankstelle, um an Geld für Zugfahrten und Drogen zu kommen

Grund für die Überfälle sei gewesen, dass er Geld für Drogen und Zugfahrten zwischen Hettstedt und Duisburg benötigt habe. Die Schreckschusspistole habe er für 100 Euro von einem Hettstedter mit Spitznamen „Gulasch“ gekauft, bei dem er sich auch mit Crystal versorgt habe. Crystal habe er aber nur als „Ersatz“ für Heroin genommen, das er in Hettstedt nicht habe kaufen können. Wegen des Heroins sei er immer nach Duisburg gefahren. Darüber habe es mit seiner Freundin auch Streit gegeben.

Auf die Frage, warum er immer wieder die selbe Tankstelle überfallen habe, antwortete er: „Es hat ja beim ersten Mal geklappt und beim zweiten Mal auch.“ Bei der dritten Tat wurde er von dem Sicherheitsmann  überrascht, der im Büro per Überwachungskamera  den Überfall bemerkt hatte. „Plötzlich kam jemand auf mich zugerannt“, so der Angeklagte. Er habe dann einfach geschossen. „Ich wollte ihm nicht ins Gesicht schießen.“ Er habe bloß daran gedacht, wegzukommen. „Ich wusste, wenn die Polizei kommt, muss ich wieder in den Knast.“ Dass er noch zwei weitere Schüsse abgegeben und den Sicherheitsbediensteten mindestens dreimal auf den Kopf geschlagen habe, wie es in der Anklage heißt, daran könne er sich nicht erinnern.

Der Prozess wird am Donnerstag fortgesetzt. (mz)