Traditionsbrauerei Traditionsbrauerei: Das Wissen über 110 Bierstile

wippra/MZ - Norbert Gehring, einer der Inhaber der Traditionsbrauerei in Wippra, würde für Bier fast alles tun. Jüngstes Beispiel: Er darf sich seit wenigen Tagen als Biersommelier bezeichnen. Damit ist er der erste und bisher einzige Biersommelier in Sachsen-Anhalt.
Was früher nur für den Wein galt, da sind Sommeliers längst ein Begriff, gibt es seit geraumer Zeit auch fürs Bier. Aber den Biersommelier lediglich als Bierkellner zu übersetzen, würde Gehring keineswegs gerecht werden.
Als Biersommelier möchte Gehring in Zukunft Veranstaltungsangebote machen, in denen es um die Bierstile der Welt gehen soll. In Europa gibt es nach Gehrings Worten etwa 110 Bierstile. Damit sind nicht die Sorten, sondern die Unterscheidungen wie nach Pils oder Bock gemeint. Es gebe selbst Biere für Frauen.
Die Traditionsbrauerei in Wippra möchte ein Ausgeh-Erlebnis schaffen, bei dem es „um den maßvollen Genuss des Bieres“ gehe, so Gehring. Außerdem kenne sich ein Biersommelier auch aus in der Kombination von Speisen und Bier. Ähnlich wie beim Wein gibt es auch beim Bier Sorten, die besonders geeignet seien beispielsweise für Käse oder verschiedene Fleischarten.
Der Bierbrauer aus Wippra hat sich auf eigene Kosten in der Doemens Akademie in München und im österreichischen Kiesby’s Kulturhaus am Rande von Salzburg ausbilden lassen. Die Doemens Akademie ist ein international operierendes Fortbildungs- und Beratungsunternehmen für die Brauwirtschaft und die einzige deutsche Einrichtung in der sich Fachleute zum Biersommelier ausbilden lassen können.
Norbert Gehrings Bier-Interesse scheint grenzenlos zu sein. Für ihn ist das Getränk ein Kulturgut, das im Alltag, besonders im deutschen, in den vergangenen Jahren seinen Glanz verloren hat. „Bier und Biertrinker haben ein ganz schlechtes Image“, so Gehring, „dabei kann man aus 30 Malzsorten, 120 Hopfensorten und 20 bis 25 Bierhefen eine Unmenge unterschiedlicher Biere brauen“. Das alles unter Beibehaltung des deutschen Reinheitsgebots, das nur die Zutaten Malz, Hopfen und Hefe zulasse. Oder eben auch Gourmet-Biere, wie sie beispielsweise in Wippra gebraut werden. Erst Anfang des Jahres hatte die Traditionsbrauerei mit einem Gerstensaft für Gourmets gepunktet, das auf der „Grünen Woche“ in Berlin vorgestellt worden war und in cognac-artigen Flaschen angeboten wird (die MZ berichtete).
Gehring würde auch gern die Bier-Karte wieder etablieren. „Überall gibt es Wein-Karten in Gaststätten, aber keine Bier-Karten“, so der Brauer. Warum? „Weil es nur noch eintönige Biere gibt, die allesamt gleich schmecken“, so Gehring. Die Vielfalt des Kulturgetränks sollte sich wieder durchsetzen. Und da wolle Norbert Gehring als einziger Biersommelier in Sachsen-Anhalt seinen Anteil beitragen.